13 Siege in Serie, 17 der vergangenen 18 Spiele gewonnen. Die Milwaukee Bucks machen genau da weiter, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben. Nach 60 Siegen im Vorjahr und der ersten Teilnahme an den Conference Finals seit 18 Jahren ist das Team von MVP Giannis Antetokounmpo schon wieder auf dem Weg zur besten Bilanz - zumindest im Osten.
Vor allem die schwachen Teams wurden gnadenlos rasiert, seit dem 1. November haben die Bucks satte 277 Punkte mehr als ihre Gegner erzielt, das sind im Schnitt 15,4 Zähler. Natürlich gab es viele Siege gegen vergleichsweise schwache Teams (nur Utah und Indiana wiesen bei der Siegesserie eine positive Bilanz auf), doch zweimal hintereinander mit mindestens 40 Punkten zu gewinnen, ist immer eine Hausnummer.
Schon jetzt haben die Bucks drei Spiele Vorsprung auf den ersten Verfolger Boston aufgebaut, der scheinbar größte Rivale im Kampf um die Krone im Osten, Philadelphia, liegt noch weiter dahinter. Von den Zweifeln aus der Offseason ist derzeit nichts mehr zu hören. Warum sind die Bucks schon wieder eine solche Maschine?
Giannis Antetokounmpo spielt eine weitere MVP-Saison
Der Grieche hat seinen Worten Taten Folgen lassen. "Ich glaube, dass ich noch besser werden kann", vermutete Antetokounmpo auf einem Promo-Event im Juli. "Ich habe erst 60 Prozent meines Potenzials erreicht. Ich will nun einfach besser werden." Und genau das hat der amtierende MVP und Zweite im Voting für den Verteidiger des Jahres getan.
Obwohl Antetokounmpo durchschnittlich so wenig wie seit der Saison 2014/15 nicht mehr spielt, hat er seine Produktion noch einmal gesteigert. In gerade einmal 31,7 Minuten legt Giannis durchschnittlich 31,0 Punkte, 13,2 Rebounds und 5,5 Assists auf, zusammen mit James Harden und Luka Doncic liegt er auf Kurs, den PER-Rekord von Wilt Chamberlain für eine Saison zu brechen.
Den meisten Schaden richtet der Mega-Star natürlich weiterhin in der Zone an, wo er über neun Field Goals pro Spiel verbucht. Rechnet man noch die knapp sieben verwandelten Freiwürfe pro Partie hinzu, dann sind das satte 25 Punkte in der Zone - jeden Abend!
Giannis: Nur die Freiwürfe fallen nicht
Dieser Wert könnte sogar noch einmal höher sein, wenn Giannis in dieser Saison nicht nur 59 Prozent von der Linie treffen würde, im Vorjahr waren es noch über 70. Auffällig dabei: Viele seiner Versuche sind zu lang und klatschen an den hinteren Teil des Rings. Eventuell sollte Giannis einfach nur einen Schritt zurückgehen, um dieses Problem zu lösen.
Apropos einen Schritt zurück. Antetokounmpo trifft inzwischen 31,8 Prozent von der Dreierlinie, das ist in dieser Saison besser als zum Beispiel Kawhi Leonard oder Joel Embiid (je 31,3 Prozent). Viel entscheidender ist aber, dass Giannis nun fünf Dreier pro Spiel (letztes Jahr: 2,8) nimmt und über einen Versuch pro Spiel aus dem Dribbling nimmt. Steigert Antetokounmpo dies noch ein wenig, ist er nicht mehr zu halten.
George Hill schießt die Lichter aus
Vielleicht kann Antetokounmpo auch ein paar Kniffe bei Kyle Korver oder auch George Hill lernen. Vor allem der Point Guard schießt in dieser Saison die Lichter aus und trifft über die Hälfte seiner Dreier. Der 33-Jährige übernimmt durch den Brogdon-Abgang etwas mehr Verantwortung und füllt die entstandene Lücke mehr als ordentlich.
Dies macht er so gut, dass Coach Mike Budenholzer dem Veteran auch in engen Spielen in der Schlussphase vertraut. Hill ist zwar nicht der klassische Spielmacher, doch kann vor allem Antetokounmpo immer mal wieder entlasten, wenn dieser mit der Bank spielt. Mit 3,2 Assists verteilt er den Ball so gut wie seit seiner Zeit in Utah nicht mehr.
Fragezeichen bleiben dennoch. Natürlich wird Hill nicht das komplette Jahr so gut treffen, aber der entscheidende Punkt wird die Gesundheit sein. In den vergangenen fünf Jahren absolvierte Hill nur ein einziges Mal über 70 Spiele.
Ausfall von Khris Middleton nicht schlimm
Erwischt hat es dagegen bereits Khris Middleton, der wegen einer Verletzung am Oberschenkel sieben Spiele während der Siegesserie aussetzen musste und bei drei anderen nur einige Minuten von der Bank kam.
Für Antetokounmpo ist die Serie deswegen umso höher einzuschätzen, trotz der nicht allzu starken Gegner. "Wir haben uns durchgekämpft. Wir hätten eine gute Ausrede gehabt, aber wir haben das nicht zählen lassen. Das macht mich richtig stolz."
Stattdessen sprangen andere in die Bresche, vornehmlich Sophomore Donte DiVincenzo, der zwar in der vergangenen Saison gut startete, dann aber von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Im November lieferte der Shooting Guard 9,1 Punkte und eine Quote von 37 Prozent von der Dreierlinie, dazu sammelte er 1,5 Steals ein und hatte somit seinen Anteil, dass Milwaukee die beste Defense der Liga stellt.
Die Topscorer der Bucks in dieser Saison
Spieler | Punkte | FG% | 3FG% |
Giannis Antetokounmpo | 31 | 56,5 | 31,8 |
Khris Middleton | 17,4 | 48 | 37,7 |
Eric Bledsoe | 15,2 | 47 | 31,3 |
Brook Lopez | 10,4 | 40,9 | 29,3 |
George Hill | 9,6 | 52,8 | 52,5 |
Donte DiVincenzo und Wes Matthews springen ein
Der Rotschopf kam zudem auf 2,8 Deflections im Monat November und hatte damit die meisten im kompletten Bucks-Team. Über die komplette Saison führt der NCAA-Champion mit Villanova die Liga übrigens auch beim Defensiv-Rating (93,4) sowie beim Net-Rating (19,2) an.
DiVincenzo stand auch gegen größere Gegenspieler seinen Mann, da Budenholzer ohne Middleton auf ein Lineup mit drei Guards setzte. Einer davon ist Wesley Matthews, der sich nahtlos ins Team eingefügt hat. Noch vor der Saison hatte der Eisenmann gewitzelt, dass er hoffe, nicht allzu viel kaputtzumachen, und das ist durchaus gelungen.
Der Guard ist inzwischen ein reiner Rollenspieler, der fast ausschließlich aus der Distanz wirft. Ineffiziente Würfe aus der Mitteldistanz, die er noch vor einem Jahr bei den Dallas Mavericks nahm, wurden aus seinem Spiel gestrichen. Mit 37 Prozent aus der Distanz bei über vier Versuchen pro Spiel liefert er genau das, was man sich in Milwaukee vorstellt.
Fragezeichen bei Eric Bledsoe bleiben
Damit reiht sich Matthews in die grundsolide Formation der Bucks ein. Die Frage wird jedoch sein, ob die Bucks in den Playoffs genug kreieren können, wenn man einmal von Antetokounmpo oder Middleton absieht. Viele Augen werden sich dabei wieder auf Eric Bledsoe richten, der in den vergangenen beiden Jahren in den Playoffs enttäuschte.
Der Guard legt fast identische Zahlen im Vergleich zur Vorsaison auf, wirkt aber etwas ruhiger und abgezockter. Das muss erst einmal nichts heißen, aber Bledsoes berüchtigte Aktionen, in denen er überdrehte und damit die eigene Offense torpedierte, sind gefühlt weniger geworden. Problematisch bleibt Bledsoes Dreier, der mit knapp über 30 Prozent weiterhin nicht fallen mag.
Das gilt übrigens auch für den Splash Mountain, Brook Lopez. Der feuerte zwar nach Middleton die meisten Dreier bei den Bucks auf den Korb, trifft aber nur 29 Prozent. Im Vorjahr waren es rund sieben Prozent mehr, vermutlich wird sich dies aber einpendeln. Dafür bleibt Lopez, wie auch sein Zwillingsbruder Robin, vor allem defensiv enorm wichtig, allein durch seine Größe.
Sind die Bucks der Favorit auf den Titel?
Wie schätzt man nun diesen 19-3-Start ein? Schwache Gegner hin oder her, die Bucks werden ein ernstes Wörtchen bei der Vergabe des Titels mitreden, sollte es keine schwerwiegenden Verletzungen geben. Dieses Team ist im Gegensatz zu den anderen Anwärtern eingespielt und walzt darum wenig überraschend über die Konkurrenz hinweg.
Erst mit den Playoffs dürfte es einige Fragezeichen geben. Haben die Bucks genug Spieler, die kreieren und schwere Würfe treffen können? Hat Giannis seine Lehren aus der Serie mit den Raptors gezogen, als diese ihn mit ständigen Double Teams aus dem Konzept brachten?
Diesen Beweis können die Bucks dauerhaft erst ab April liefern. Eine Standortbestimmung könnte es in der Nacht auf Samstag dennoch geben - denn die Clippers gastieren in Milwaukee. Mit Kawhi Leonard hat der Greek Freak bekanntlich noch eine Rechnung offen.