Vor dem Spiel gab es leichte Fragezeichen, ob James Harden einsatzfähig ist. Der MVP hatte sich gegen die Oklahoma City Thunder eine Wadenprellung zugezogen, die ihn aber nicht zu behindern schien. So fehlte nur Chris Paul (Muskelfaserriss) aus dem angestammten Backcourt. Die Celtics mussten auf Center Aron Baynes und Rookie Robert Williams verzichten.
Bostons Plan war es, Marcus Smart auf Harden anzusetzen, doch der Guard entzog sich konsequent dem Matchup, indem Houston fast immer ein Pick-and-Roll laufen ließen, um Harden gegen einen größeren Gegenspieler zu switchen. Anschließend machten die Rockets das Feld so breit, dass ein Zurückswitchen schwierig wurde.
Harden dominiert im ersten Viertel
Die Celtics hatten große Probleme damit, Harden konnte machen, was er wollte und erzielte im ersten Viertel 17 Punkte, 4 Assists bei 5 Dreiern. Houston konnte sich absetzen und hatte nach dem ersten Viertel eine 11-Punkte-Führung inne.
Auch als Harden zu Beginn des zweiten Viertels auf der Bank saß, dominierten die Rockets. Celtics-Coach Brad Stevens, der in der Viertelpause bereits das zu statische Spiel seines Teams angeprangert hatte, nahm die Auszeit und danach lief es deutlich besser.
Kyrie Irving suchte nun häufig das Pick-and-Roll mit den Big Men Marcus Morris und Al Horford. Mit einem 14:3-Run schmolzen die Drei im Alleingang die 17-Punkte-Führung wieder ein. Mit 55:57 aus Sicht der Celtics ging es in die Halbzeit.
Mitte des dritten Viertels ging Boston sogar erstmals seit der Anfangsphase wieder in Führung. Es war der Weckruf für Harden und die Rockets. Der MVP drehte nach seinem punktelosen zweiten Viertel nun wieder auf. Darunter hatte vor allem Daniel Theis (6 Punkte, 4 Rebounds in 18 Minuten) zu leiden. Der Deutsche wurde gleich mehrfach gegen Harden geswitcht und anschließend vernascht.
Harden und Irving liefern sich Privatduell
Zeitweise entwickelte sich ein Privatduell der Extraklasse zwischen Harden auf der einen und Irving auf der anderen Seite. Unglaubliche Dribblings und Würfe waren die Folge. Nach einem Buzzerbeater von Austin Rivers ging es mit 92:86 für die Rockets ins Schlussviertel.
Dort übernahm dann Harden endgültig, der Guard kam nun nach Belieben an die Freiwurflinie und baute die Führung beständig aus. Am Ende stand ein deutlicher Sieg und Hardens achtes Spiel in Serie mit mindestens 30 Punkten. 45 Zähler, 9 Dreier und 6 Assists schmückten sein Boxscore.
Ähnlich beeindruckende Zahlen hatte Clint Capela zu bieten. Der Schweizer erzielte 24 Punkte und griff sich 18 Rebounds (9 davon am offensiven Brett!). Eric Gordon kam auf 20 Punkte. Auf Seiten der Celtics war Irving mit 23 Punkten und 11 Assists der beste Akteur. Marcus Morris kam auf 19 Zähler, Jaylen Brown steuerte 18 Punkte von der Bank hinzu.
Die wichtigsten Statistiken
Houston Rockets (19-15) vs. Boston Celtics (20-14) 127:113 (BOXSCORE)
- Zu Beginn der Saison hatte Houston noch große Probleme unter den Brettern, doch in den letzten Spielen war die Reboundarbeit einer der Siegfaktoren für die Texaner. So auch gegen die Celtics. Houston gewann das Reboundduell mit 54:38 deutlich. Vor allem die 16 Offensiv-Rebounds stachen heraus. Gerade bei einer so offensivstarken Mannschaft wie den Rockets kann dies den Unterschied ausmachen.
- In der aktuellen Form ist Harden einfach nicht zu kontrollieren. Für den MVP war es das achte Spiel in Folge mit mindestens 30 Punkten, das sechste in Folge mit mindestens 35 Punkten. Das ist die drittlängste 35+-Serie in den letzten 20 Jahren. Nur Kobe Bryant (13) und LeBron James (9) haben längere Serien vorzuweisen. Seine 9 versenkten Dreier bedeuten Einstellung seines Karrierebestwerts. Kurioserweise blieb The Beard im zweiten Viertel ohne Punkt und setzte elf Würfe in Serie daneben.
- Zum Game-Plan der Celtics gehörte es, möglichst wenig Freiwürfe zuzulassen. Das funktionierte aber nur in der ersten Halbzeit als Harden gar nicht an den Charity Stripe kam und seine Teamkollegen nur fünf Mal. Am Ende durfte allein Harden 17 Mal (15 Treffer) an die Linie. Houston bekam insgesamt 35 Freiwürfe.
- Das Spiel war alles andere als hart oder dreckig, dennoch verhängten die Referees insgesamt sechs technische Fouls. Die drei für die Rockets gab es dabei innerhalb von 61 Sekunden, nachdem sich erst der verletzte Paul über einen ausbleibenden Pfiff beschwerte, wenig später tat dies auch Head Coach Mike D'Antoni. Dann kassierte noch Capela eins dafür, dass er nach einem Dunk unnötig lange am Ring hing. Bei den Celtics musste Morris nach zwei technischen Fouls Mitte des vierten Viertels vorzeitig vom Feld. Kurz vor dem Ende kassierte auch Smart ein technisches Foul wegen Meckerns.
Houston Rockets vs. Boston Celtics: Die Stimmen zum Spiel
Gerald Green (Houston Rockets): "Ich denke, das was James macht, ist wirklich besonders, weil er uns gerade trägt. Nicht nur im Scoring, sondern auch als Leader."
Brad Stevens (Head Coach Boston Celtics): "In den ersten 18 Minuten und den letzten 24 Minuten haben uns die Bretter gekillt. Ich glaube, die Zone insgesamt auf beiden Seiten, unser Abschluss und unser Problem beim Rebound hat den Unterschied gemacht."
Der Star des Spiels
Die Wahl kann nur auf Harden fallen. In der aktuellen Form ist er der klare Favorit auf erneute MVP-Ehren. Mit welcher beeindruckenden Leichtigkeit der Guard zu Punkten kommt, sucht zum jetzigen Zeitpunkt seinesgleichen in der Liga. Selbst wenn zwischenzeitlich sein Wurf nicht fällt, scheint ihn das nicht zu irritieren. Einfach nur gut.
Der Flop des Spiels
Jayson Tatum. Das Spiel lief am Celtics-Forward vorbei. Offensiv fand er nie ins Spiel und in der Defensive hatte er in den Phasen, die er gegen Harden bestreiten musste, genauso das Nachsehen wie seine Teamkollegen. 4 Punkte und 2/7 aus dem Feld sind nicht der Anspruch Tatums. Er war zudem der einzige Starter der Celtics, der ein negatives Plus/Minus-Rating (-12) aufzuweisen hatte.
Coaching Move des Spiels
Es ist ligaweit bekannt, dass die Celtics nicht die schlechteste Verteidigung haben und doch schaffte es Rockets-Coach D'Antoni auch gegen Boston, Harden so einzusetzen, dass er seine komplette Dominanz ausbreiten konnte. Gebetsmühlenartig lief Houston Pick-and-Rolls, um Harden gegen größere und langsame Verteidiger zu switchen. Da sich die Teamkollegen danach direkt an der Dreierlinie postierten, so das Feld breit machten und Harden Isolation verschafften, war es für Boston nahezu unmöglich direkt zurückzuswitchen. So entstanden fast in jedem Angriff, in dem der MVP involviert war, Mismatches, die er gnadenlos ausnutzte.