Minnesota Timberwolves: Die Transaktionen
Eigentlich hätten die Wolves einen verhältnismäßig ruhigen Sommer gehabt. Nach dem Erreichen der Playoffs in der Vorsaison wurde das Team punktuell verstärkt: Im Draft kamen Josh Okogie (Nr. 20) und Keita Bates-Diop (Nr. 48), die beide auch bereits unter Vertrag genommen wurden. In der Free Agency wurden dann mehrere kleinere Deals eingefädelt.
Zunächst wurde Derrick Rose für das Minimum gehalten (1 Jahr, 2,4 Mio.), dazu holten die Wolves Anthony Tolliver aus Detroit (1 Jahr, 5,75 Mio.), den vertragslosen James Nunnally (2 Jahre, 2,9 Mio.) aus Übersee sowie Luol Deng (1 Jahr, 2,4 Mio.), nachdem dieser von den Lakers aus seinem Vertrag herausgekauft wurde.
Nemanja Bjelica (Sacramento), Cole Aldrich (entlassen) und Jamal Crawford (Spieler-Option nicht gezogen) verließen derweil das Team, während Minnesota sich am 23. September mit Jungstar Karl-Anthony Towns auf eine vorzeitige Supermax-Extension (5 Jahre, 190 Millionen Dollar) einigte. Und dann war da noch der Fall des Jimmy Butler.
Nachdem es den ganzen Sommer über Spekulationen über eine gewisse Unzufriedenheit gegeben hatte, machte der All-Star es kurz vor der Towns-Extension in einem Meeting mit Tom Thibodeau offiziell: Butler forderte einen Trade. Auch nach nun fast drei Wochen ist ein solcher allerdings noch immer nicht zustande gekommen.
Minnesota Timberwolves: Die Strategie
Eigentlich war der Fahrplan für die Wolves relativ klar: Mit Towns verlängern, vorzeitig mit Butler verlängern, und auf der ersten Playoff-Teilnahme seit 2004 aufbauen. Das Angebot, dass Minnesota Butler machte, reichte diesem jedoch nicht (4 Jahre, 110 Mio.) und auch Thibodeaus Alternativplan, ihn mit einer weiteren erfolgreichen Saison vom Verbleib zu überzeugen, ging durch dessen Trade-Forderung in Flammen auf.
Die Wolves befinden sich nun seit mehreren Wochen in einer Art Limbo und der Ausgang ist weiter völlig unklar. Rivalisierende Teams spekulierten via The Athletic und ESPN bereits, dass Thibodeau gar kein Interesse an einem Trade habe, weil seine Gegenforderungen teilweise so absurd sind. Auch zwischen Thibs und Wolves-Besitzer Glen Taylor gibt es scheinbar Unstimmigkeiten.
Klar erscheint Stand jetzt nur, dass Butler im Sommer 2019 nicht mehr bei den Wolves sein wird. Dass er die Saison jedoch für Minnesota eröffnet, ist immer noch möglich: Weder mit Miami noch mit Houston (oder anderen Interessenten) laufen derzeit produktive Gespräche, und intern geht niemand davon aus, dass Butler tatsächlich auf Spielprämien verzichten wird, auch wenn er sich zuletzt vom Team fernhielt.
Eine Rückkehr von Butler wäre insbesondere neben Towns und Andrew Wiggins, die die Gründe für seinen Trade-Wunsch sein sollen, äußerst pikant und wohl nicht erstrebenswert. Allerdings wissen das natürlich auch rivalisierende Teams und halten sich daher mit richtig guten Angeboten zurück.
Die Uhr tickt, bis die Wolves am18. Oktober ihre Saison bei den Spurs eröffnen.
Der Kader der Minnesota Timberwolves
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Jeff Teague | (Jimmy Butler) | Andrew Wiggins | Taj Gibson | Karl-Anthony Towns |
Tyus Jones | Josh Okogie | Luol Deng | Anthony Tolliver | Gorgui Dieng |
Derrick Rose | C.J. Williams | James Nunnally | Keita Bates-Diop | Justin Patton |
Minnesota Timberwolves: Die Schwachstellen
Defensiv waren die Wolves in der vergangenen Saison eine Katastrophe, dazu war das Team fast schon gefährlich abhängig von Butler, wie sich während dessen 23 verpassten Spielen zeigte, in denen Minnesota nicht wie ein Playoff-Team aussah. Solange Butler dem Team fernbleibt und kein Gegenwert wie beispielsweise Miamis Josh Richardson seinen Platz einnimmt, sind die Wolves gerade auf dem Flügel extrem defensivschwach.
Zu einem großen Teil hat das mit den beiden Jungstars zu tun. Towns und Wiggins haben zwar beide schon Defensivpotenzial gezeigt, gerade Wiggins scheint aber völlig das Interesse daran verloren zu haben und machte letzte Saison eher einen Rückschritt. Das wird sich ändern müssen, sonst könnte Minnesota beim Defensiv-Rating sogar noch schlechter werden als letzte Saison (Platz 27: 111,1).
Das Prunkstück der letzten Saison war derweil die Offense (Platz 4: 113,4), obwohl sie nicht prunkvoll aussah: Mit Bully-Ball und einer altbackenen Wurfverteilung (Minnesota nahm die wenigsten Dreier und die meisten Zweier) nutzten die Wolves das zweifellos große Talent ihrer Einzelspieler.
Die Limitierungen dieser Offense zeigten sich indes in den Playoffs - und es war schon während der Saison bisweilen frustrierend, dass mit Towns der mit Abstand effektivste Offensivspieler seines Teams intern nur Platz 5 bei der Usage-Rate belegte. Selbst wenn es den Nebenkriegsschauplatz mit Butler nicht gegeben hätte, hätte sich dies unbedingt ändern müssen.
Minnesota Timberwolves: Der Hoffnungsträger
Nach Wiggins haben die Wolves nun auch Towns vorzeitig das maximale Gehalt garantiert und hoffen bei ihm natürlich darauf, dass sie dies nicht auch schon ein Jahr später wieder bereuen. Mit Recht: Towns hat gerade defensiv seine Konzentrationslücken und muss hier zwingend zulegen, ein größeres Offensiv-Talent als ihn findet man in der NBA aber nach wie vor kaum.
Die letzte Saison wurde bei ihm zeitweise als Stagnation bezeichnet. Dabei wurde gerne übersehen, dass er am 50/40/90-Klub kratzte (54,5 Prozent FG, 42,1 Prozent 3FG, 85,8 Prozent FT) und 21,3 Punkte sowie 12,3 Rebounds auflegte. Towns ist 22 Jahre alt! Solche Spieler wachsen nicht auf Bäumen und kommen erst recht nicht in der Free Agency nach Minnesota.
Es war daher richtig, dass die Wolves ihn um jeden Preis hielten. Towns hat ohne Frage das Zeug dazu, ein richtiger Franchise Player zu werden. Nun muss Minnesota allerdings hoffen, dass KAT die Zweifel an seiner Toughness und die ganze Eskapade mit Butler persönlich nimmt.
Minnesota Timberwolves: Das Fazit
Ohne bei den Verhandlungen dabei zu sein, ist es schwer, Thibodeau und General Manager Scott Layden allzu große Vorwürfe in Bezug auf die Butler-Situation zu machen, auch wenn die Berichte kein gutes Licht auf beide werfen. Sollten sie jedoch dafür in den nächsten Tagen doch noch ein gutes Paket bekommen, war diese harte Verhandlungstaktik vielleicht sogar richtig. Abschließend ist das noch nicht zu beurteilen, bevor der Trade erfolgt - falls das überhaupt passiert.
Was man den Wolves jedoch vorwerfen muss: Sie haben viel zu lange damit gewartet, sich mit der Situation ernsthaft zu befassen. Während der letzten Saison knisterte es, nach dem Playoff-Aus flog Butler nicht einmal im Team-Flugzeug mit nach Hause, sondern begab sich auf eigene Faust nach Los Angeles. Über den ganzen Sommer folgten Gerüchte, dass Butler wegwolle und keine Lust mehr auf die Wolves hatte. Wer hat diese Gerüchte wohl lanciert?
Es war fahrlässig, diese Gerüchte so lange zu ignorieren und sich auf den "Charme" von Thibs zu verlassen, um diese Wogen doch noch zu glätten. Hätte man das klärende Gespräch im Juli und nicht Ende September forciert, wären die Wolves jetzt vielleicht in einer völlig anderen Situation. Dennoch: So lange das Thema Butler nicht geklärt wurde, ist auch die Offseason nicht endgültig zu bewerten.
Die Note: (Noch) nicht zu benoten