Nach seiner Pause in Milwaukee kehrte Kawhi Leonard für Toronto zurück in die Starting Five und sein Einfluss machte sich sofort bemerkbar. In seiner unwiderstehlichen Art stand er früh gleich zweimal im Passweg und kurbelte so das Raptors-Spiel in Transition an. Philly begann recht schläfrig und geriet früh ins Hintertreffen, wobei sich wieder einmal die fehlenden Shooter bemerkbar machten.
Das änderte sich mit Bankspielern wie J.J. Redick oder Mike Muscala ein wenig, doch die komplette Second Unit der Raptors machte einen guten Job. Toronto führte nach zwölf Minuten mit 35:26. Die Sixers konnten die Turnover nicht abstellen, wobei vor allem Ben Simmons immer wieder negativ auffiel. Leonard musste in der Zwischenzeit in der Kabine behandelt werden, nachdem er einen Finger ins Auge bekommen hatte.
Toronto führte zwischenzeitlich mit bis zu 17 Punkten, bekam dann aber Probleme unter dem eigenen Korb. Philly ging den Rebounds mit meist zwei, manchmal sogar drei Spielern nach und punktete einige Male nach zweiten Chancen. So lagen die Gäste nach einer schwachen ersten Halbzeit zur Pause lediglich mit 53:67 hinten.
Philadelphia 76ers wachen spät auf
Das Bild des Spiels veränderte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht, die Raptors hatten alles unter Kontrolle und bekamen nun sogar noch leichtere Abschlüsse am Ring, sei es durch Transition oder Setplays. Joel Embiid, bis dahin Phillys bester Mann, musste dann früh mit Foulproblemen extrem aufpassen, was Toronto gnadenlos ausnutzte. Die Folge war Mitte des Viertels ein 11:0-Run, abgeschlossen von einem extrem tiefen Dreier von Kyle Lowry.
Großen Anteil am Run hatten zudem Pascal Siakam und Leonard, die immer wieder Tempo machten und schläfrige Sixers bestraften. Diese konterten zum Ende des Abschnitts noch einmal mit einem Mini-Run, hatten bis dahin aber auch schon über 100 Punkte kassiert (86:105).
Kawhi Leonard entscheidet Partie für Toronto
Aber das Spiel war noch nicht durch, mit einem schnellen 8:0-Lauf war zumindest wieder halbwegs Schlagdistanz hergestellt. Der Distanzwurf fiel nun besser und Toronto schien sich zwischenzeitlich seiner Sache einen Tick zu sicher, Embiid verkürzte von Downtown rund 3:30 Minuten vor dem Ende noch einmal auf sechs Punkte.
Es folgte aber der Auftritt von Leonard, der Simmons mal wieder den Ball klaute und wenig später den Australier erst ins Leere springen ließ und dann eiskalt aus der Distanz traf (124:111). Es war die Entscheidung, Sixers-Coach Brett Brown leerte seine Bank, während es mal wieder 'MVP'-Rufe für die Klaue gab.
Leonard war mit 31 Punkten (10/19 FG, 4 Steals) mal wieder der beste Scorer der Raptors, dazu lieferte von der Bank kommend Jonas Valenciunas (23) ordentlich ab. Dazu verbuchten sowohl Siakam (15, 15 Rebounds) als auch Lowry (20, 12 Assists) ein Double-Double. Bei den Gästen bekam der starke Joel Embiid (31, 11/21 FG, 11 Rebounds) zu wenig Unterstützung. Ben Simmons (11, 10 Assists, 11 Turnover) legte dabei ein unrühmliches Triple-Double auf, Robert Covington (15) und J.J. Redick (13, 3/11 Dreier) lieferten immerhin ein wenig Produktion.
Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers: Die Stimmen zum Spiel
Kawhi Leonard (Raptors): "Wir wollen in jedem Spiel hart verteidigen, das ist unsere Identität und bislang hat dies sehr gut funktioniert."
Die wichtigsten Statistiken
Toronto Raptors vs. Philadelphia 76ers 129:112 (BOXSCORE)
- Ballverluste verfolgen die Sixers schon seit Jahren und das war auch in Kanada ein riesiges Problem. Schon zur Pause standen satte 14 Turnover im Boxscore, Toronto hatte gerade einmal sechs davon und im zweiten Viertel nur einen Ballbesitz ohne Abschluss beendet. Nach dem Wechsel machte es Philly zwar ein wenig besser, verfiel aber in der Schlussphase wieder in alte Muster. Toronto gewann so das Turnover-Duell recht deutlich (23:15).
- Toronto nutzte die vielen Sixers-Fehler in Transition gnadenlos aus, 29 Punkte resultierten aus Ballgewinnen, insgesamt 27 Zähler wurden im Fastbreak verbucht. Dies ist ja eigentlich eine Stärke der Sixers, die aber diesmal kaum ins Laufen kamen und damit ihren besten Waffe beraubt wurden (nur 12 Zähler in Transition).
- Ein anderer essentieller Aspekt der Philly-Offense ist die gute Arbeit am offensiven Brett, was eine der wenige Dinge war, die an diesem Abend für die Truppe von Head Coach Brett Brown funktionierte. Gleich sieben verschiedene Akteure griffen sich zumindest einen Offensiv-Rebound, als Team waren es immerhin 17. (Toronto: 9).
- Und dennoch hatten die Raptors viel mehr leichte Abschlüsse als die Gäste aus den Vereinigten Staaten. Gerade im dritten Viertel scorte Toronto fast exklusiv in der Zone, sei es durch Transition oder auch geschickte Cuts, wo die Defense der Sixers einige Male richtig schlecht aussah. 56 Punkte erzielte Toronto in Korbnähe, Philly kam gerade einmal auf sehr dünne 36.
Der Star des Spiels
Danny Green. 10 Punkte bei 4/9 aus dem Feld klingen wenig einladend, aber Green stand stellvertretend für die starke Defense der Raptors an diesem Abend und traf dazu einen ganz wichtigen Dreier, als Philly Oberwasser im vierten Viertel zu bekommen schien. Egal ob gegen Simmons oder J.J. Redick - er stand seinen Mann. Vor allem wie er an Redick klebte und sich um die zahlreichen Screens kämpfte, war beeindruckend und der Hauptgrund, warum der beste Schütze der Sixers kaum zum Zug kam. Ebenfalls stark für die Raptors: Lowry und Leonard, der in der Schlussphase unglaublich groß aufspielte.
Der Flop des Spiels
Ben Simmons. Das war bisher das schlechteste Saisonspiel für den amtierenden Rookie of the Year. Der Australier kam mit der aggressiven Verteidigung der Raptors überhaupt nicht zurecht und leistete sich vor allem in der ersten Halbzeit Ballverlust um Ballverlust, viele davon führten auch umgehend zu leichten Raptors-Punkten. Auch im Schlussabschnitt brachen diese Turnover den Sixers endgültig das Genick.
Coaching Move des Spiels
Die Raptors machten Simmons das Leben zur Hölle und vieles erinnerte an die Defense der Boston Celtics aus den Playoffs, die dem Australier präsentiert wurde. Immer wieder lief er beim Drive in eine Wand von weißen Jerseys, dazu stellte Toronto die Passwege (Leonard, Siakam, Green) geschickt zu und zwangen ihn zu Fehlern. 11 Ballverluste waren ein unrühmlicher Karriererekord für Simmons, davor waren es 7 (auch gegen Toronto im Dezember 2017).