Wer in den vergangenen Tagen ein wenig auf Social Media zugegen war, wird kaum um Zion Williamson herumgekommen sein. Jeden Morgen gab es neue Clips, in denen der Teenager brachial stopfte, mal über Gegner, mal einfach so von der Freiwurflinie. Erinnerungen an Michael Jordan wurden wach, auch wenn dieser Vergleich natürlich völlig absurd ist.
Dennoch kennt den Youngster, der erst vergangenen Monat 18 Jahre alt geworden ist, in den USA so ziemlich jeder Basketball-Fan - ohne dass er auch nur ein einziges Spiel auf dem College absolviert hat. Williamson hat bereits jetzt 1,7 Millionen Follower auf Instagram.
Der Social Media-Star ist einfach nicht der gewöhnliche Teenager. Stattdessen hat er bereits jetzt eine imposanten Statur: Bei einer Größe von 2,01 Meter wiegt Williamson unglaubliche 130 Kilo. Um das einzuordnen: Offiziell gibt es in der NBA aktuell einen Spieler, der mehr auf die Waage bringt als Williamson - Boban Marjanovic.
Zion Williamson: 130 Kilo Kampfgewicht
Doch diese 130 Kilo resultieren mitnichten aus Babyspeck, sondern sind fast ausschließlich Muskeln. "Trotz seines Gewichts ist er schneller und springt höher als fast jeder andere", zeigte sich auch Duke-Coach Mike Krzyzewski beeindruckt. "Wir reden hier nicht von einem hohen Körperfettanteil, sondern von einem Jungen mit dem Körper und der Stärke eines Mannes. Sein Gewicht macht mir keine Sorgen." Ähnliches wusste auch Wizards-Star John Wall zu berichten. "Er ist einer der athletischsten Spieler, die ich je gesehen habe."
Das Duke-Jersey hat Williamson in den vergangenen Tagen bei einigen Exhibtion Games in Kanada erstmals übergestreift und den Hype um seine Person umso mehr befeuert. In den drei Spielen gegen kanadische Unis legte der Forward geschmeidige 29,7 Punkte und 11,3 Rebounds im Schnitt auf. Dabei zeigte Williamson, dass er mehr sein kann als ein reiner Dunker.
Vor seinen ersten Auftritten waberten deswegen einige Fragen um den potentiellen Top-Pick im kommenden Draft. Hat er einen Jumpshot? Sind 130 Kilo nicht vielleicht doch ein bisschen viel und kann er auch auf College-Level so spektakulär dunken, wie er es auf der High School tat?
Zion Williamson: Virals am laufenden Band
Die ersten Eindrücke waren durchweg positiv und das atemberaubende Spiel des Forwards stellte gar die ebenfalls starken Leistungen des kanadischen Local Heros R.J. Barrett in den Schatten, obwohl dieser sogar noch mehr scorte. Barrett, der ebenfalls für Duke auflaufen wird, gilt als Favorit auf den No.1-Pick und ist das wahrscheinlich größte Talent, welches die Kanadier je produziert haben.
Doch der Mann der Stunde war eben Williamson, der von Minute eins an zeigte, dass er nicht nur Virals, sondern eben auch Highlights im Spiel produzieren kann. Einen solch rohen und fantastischen Athleten, der Kraft und Schnelligkeit kombiniert, gibt es eben nicht wie Sand am Meer.
Noch seltener ist es, wenn ein solcher Freak auch noch mit hervorragenden Instinkten gesegnet ist, wie Williamson es andeuten konnte. Gerade die Chemie mit Barrett scheint zu stimmen, Neid auf den Erfolg des anderen ist nicht zu erwarten. "Ich bin nicht zu Duke gekommen, um 30 Würfe pro Spiel zu nehmen", versicherte Williamson. "Wer heiß ist, wird Würfe bekommen. Mal wird das R.J. sein, ein anderes Mal ich."
Dabei definiert sich Zion nicht nur durch Athletik, stattdessen scheint er ein gutes Gespür für das Spiel zu haben. Er besitzt durchaus überdurchschnittliche Courtvision und ist in der Lage, bei seinen Drives auch die Mitspieler einzusetzen. Dabei hilft das überraschend gute Ballhandling, es sollte also niemanden wundern, wenn Williamson auch ein wenig Playmaking für die Blue Devils übernehmen wird.
Dies dürfte vor allem im Fastbreak hilfreich sein, wo er mit seiner Power und seinem Speed auf dem College-Level nicht zu stoppen sein wird. Als Vergleich könnte dabei Charles Barkley herhalten, der ebenfalls in seinen jungen Jahren als Dampfwalze mit Ballhandling nach einem gefangenen Rebound nicht selten Coast to Coast ging.
Zion Williamson: Wie gut ist der Wurf?
Die alles entscheidende Frage wird aber sein, wie konstant Williamson seine Sprungwürfe treffen kann. In diesem Bereich bestehen weiterhin die größten Bedenken, aber in Kanada zeigte der Über-Athlet, dass sein Wurf zumindest ein wenig respektiert werden muss. Ein paar offene Dreier konnte er versenken, die Form des Wurfes sieht einigermaßen okay aus. Auch wenn sie weit von der eines Klay Thompson entfernt ist.
Dass Williamson drei seiner ersten vier Dreier im Duke-Trikot versenkte, beeindruckte auch seinen legendären Coach: "Er ist einzigartig. Er ist offensichtlich unglaublich gut am Ball. Er hat viel an seinem Dreier gearbeitet und heute war er einfach ein besonderer Basketball-Spieler."
Fans von Duke werden ohnehin in den Genuss von gleich mehreren potenziellen NBA-Stars kommen. Neben Barrett und Williamson schnappte sich Coach K auch noch Cam Reddish und rekrutierte somit die drei am höchsten gerankten High School-Spieler des Landes, ein echter Coup.
Zion Williamson: Die Statistiken auf der High School
Saison | Punkte | Rebounds | Assists | Steals | Blocks |
2017/2018 | 36,4 | 11,1 | 3,5 | 3,4 | 2,3 |
Zion Williamson: Auch ein potenzieller NBA-Star?
Sie alle haben eines gemeinsam, sie werden als Forwards gelistet. Entsprechend spannend wird zu sehen sein, wie Coach K all diese Talente unter einen Hut bringen wird. Gerade bei Williamson stellt sich die Frage, was eigentlich seine beste Position ist - auch im Hinblick auf die NBA.
Vielleicht spielt dies aber auch überhaupt keine Rolle, sollte sich herausstellen, dass Williamsons Physis auch auf dem allerhöchsten Niveau eine Klasse für sich darstellen sollte. Nun ist es an den Scouts, genauestens zu evaluieren, inwieweit der Forward auch in der NBA bestehen kann. Da es noch nie einen Spieler mit diesen Tools gab, dürfte dies eine schwierige Aufgabe werden.
Bis zum Draft sind es aber noch gut neun Monate. In dieser Zeit werden die Fans mit Sicherheit weiter Virals am Fließband zu sehen bekommen. Die NCAA dürfte es freuen, nach all den Skandalen rund den College-Basketball kommt ein elektrisierender Spieler wie Zion Williamson gerade recht.
Das Potenzial, der spektakulärste College-Spieler dieses Jahrtausends zu werden, ist da. Nun gilt es für Williamson dies auch zu zeigen, um mehr zu sein als eine YouTube-Sensation - wie es schon viele vor ihm waren.