Washington Wizards: Die Transaktionen
Schon vor dem Draft begann für die Wizards die Offseason. Der langjährige Starter auf der Fünf, Marcin Gortat, wurde zu den Los Angeles Clippers getradet, im Gegenzug kam Austin Rivers in die Stadt der Engel. Rivers wird in der kommenden Saison Free Agent und bekommt dafür 12,65 Millionen Dollar.
Auf Center klaffte dadurch ein Loch, weswegen die Hauptstädter bei Dwight Howard zuschlugen, der nach seinem Trade nach Brooklyn von den Nets aus seinem Vertrag herausgekauft wurde. Superman unterschrieb für zwei Jahre und knapp 11 Millionen Dollar in Washington, wobei das zweite Jahr eine Spieleroption enthält.
Im Draft hatten die Wizards erstmals seit 2015 einen Erstrundenpick und wählten an Nummer 15 Flügelspieler Troy Brown Jr. aus, der in der Summer League schon gute Ansätze zeigte und auch als möglicher Ballhandler auftrat. Mit Thomas Bryant wurde zudem ein weiterer junger Fünfer für das Minimum in den Kader geholt. Der Center verbrachte in der vergangenen Saison die meiste Zeit in der G-League, bevor er von den Lakers entlassen wurde.
Ergänzt wird der Kader von Jeff Green, der für die Cleveland Cavaliers auch einen kleinen Anteil am Finals-Run hatte und für das Minimum als echtes Schnäppchen gelten darf. Shooting Guard Jodie Meeks (3,5 Mio.) und Center Jason Smith (5,5 Mio.) zogen erwartungsgemäß ihre Spieleroptionen, werden aber eher untergeordnete Rollen spielen.
Nicht mehr dabei sind dagegen die Guards Ty Lawson, Tim Frazier und Ramon Sessions, die kein Angebot bekamen und noch immer auf Vereinssuche sind. Backup-Vierer Mike Scott unterschrieb dagegen für einen Teil der Mid-Level Exception (4,3 Mio.) bei den Clippers.
Washington Wizards: Die Strategie
LeBron James hat den Osten verlassen, also wittern auch die Wizards ihre Chance, auch wenn sie in der Vergangenheit immer wieder betonten, dass sie die Cleveland Cavaliers in den Playoffs schlagen könnten. Diese Chance bekamen sie aber nie, da in der Ära John Wall gleich dreimal spätestens in der zweiten Runde Schluss war.
Über Jahre waren die Wizards auf der Suche nach einem dritten Star, nun ist es zumindest Howard geworden. Zusammen mit dem Guard-Tandem aus Wall und Bradley Beal ist dieses Wizards-Team das vermeintlich Stärkste seit langer, langer Zeit. "Das Team ist so talentiert und tief wie noch nie, seit ich hier bin", stellte der President of Basketball Operations, Ernie Grunfeld, fest. Grunfeld leitet übrigens seit 2003 die Geschicke in D.C. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie wenig Erfolgserlebnisse die Wizards in dieser Zeit verbuchen konnten.
Nun will man in der Hauptstadt aber die undurchsichtige Situation im Osten nutzen und den vermeintlichen Favoriten aus Boston, Philadelphia und Toronto ein Schnippchen schlagen. Auffällig ist vor allem, dass mit Green, Howard und Rivers vornehmlich athletische Spieler geholt wurden. Das sollte der Spielweise von Wall entgegenkommen, der gerade in Transition seine Stärken ausspielen kann. Athletik ist zudem auch in der Defensive essentiell, mit D21 (die 12 war schon an Oubre vergeben) hat Washington endlich auch mal so etwas wie Ringschutz.
"Wir wollen verteidigen, mit Tempo spielen und den Ball teilen", lautet entsprechend auch das Motto, welches Coach Scott Brooks zuletzt ausrief. Es ist ein interessanter Mix an Spielern, den Brooks nun nur zur Verfügung hat. Das Team kann groß, aber auch klein spielen, vor allem in der Verteidigung dürften die Wizards sehr flexibel sein. Keine schlechten Voraussetzungen für einen tiefen Playoff-Run.
Der Kader der Washington Wizards
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
John Wall | Bradley Beal | Otto Porter Jr. | Markieff Morris | Dwight Howard |
Tomas Satoransky | Austin Rivers | Kelly Oubre Jr. | Jeff Green | Ian Mahinmi |
Jodie Meeks | Troy Brown Jr. | Jason Smith | Thomas Bryant |
Washington Wizards: Die Schwachstellen
So interessant der Mix an Spielern auch ist, dieses Team ist eine tickende Zeitbombe. Schon in der vergangenen Saison kam es zwischen Wall und Gortat zu Differenzen. Auch Beal schien nicht immer glücklich. Mit Howard kommt nun eine weitere launische Diva in die Mannschaft, der Center wurde nun innerhalb eines Jahres gleich zweimal getradet. So bleiben jede Menge Fragen, was die Teamchemie angeht.
Auf dem Papier liest sich diese Truppe sehr gut, doch auf den zweiten Blick gibt es doch einige Probleme. Mit Beal und Porter stehen nur zwei echte Schützen zur Verfügung. Rivers, Wall, Oubre, Green oder Morris sind dagegen sehr streaky. Somit dürfte auch die Konstanz in D.C. erneut ein großes Thema sein. Diese Wankelmütigkeit sorgte letztlich dafür, dass am Ende nur ein enttäuschender achter Platz und das Playoff-Aus in der ersten Runde stand.
Die Bank war in der Vergangenheit stets ein Thema und auch hier gibt es weiter Fragezeichen. Vieles wird wohl davon abhängen, wie Rivers als Sixth Man einschlagen wird. Knüpft er nicht an seine Clippers-Leistungen vor seiner Verletzung an, werden die Wizards altbekannte Scoring-Probleme mit der Second Unit haben, die vor allem aus Spezialisten, aber wenig vielseitigen Spielern besteht. Speziell Scott wird mit seiner Treffsicherheit aus der Mitteldistanz fehlen.
Washington Wizards: Der Hoffnungsträger
Klar, viele Hoffnungen ruhen auf Wall, der in der vergangenen Saison über Monate ausfiel und weiter der wichtigste Spieler in Washington ist, doch mit Howard ist nun ein Spieler da, den die Wizards nie hatten. Präsentiert er sich gut, läuft Pick'n'Rolls und ordnet sich dem Team unter, kann Washington vielleicht tatsächlich dem ein oder anderen Favoriten ein Bein stellen.
Der Center scheint zumindest nach den schlimmen Jahren in Atlanta und Charlotte Bock auf die Wizards zu haben. "Ich will mindestens bis 40 spielen und meine Karriere bei den Wizards beenden", teilte der mehrfache Defensive Player of the Year mit. Das muss aber wenig heißen, ähnliche Worte wählte Howard auch bei seiner Vorstellung bei den Hawks und den Hornets.
Dennoch wird auch Howard wissen, dass dies seine vielleicht letzte Chance ist, zu beweisen, dass er ein gutes Team besser machen kann. Dass selbst die Warriors ihn auf keinen Fall verpflichten wollten, weil sich die Kabine gegen ihn aussprach, sollte ihm zu denken geben. In Washington kann er nun das Gegenteil zeigen.
Washington Wizards: Das Fazit
Grunfeld hat nicht unrecht, wenn er das neue Wizards-Team als das beste der vergangenen Jahre tituliert. Die Wizards sind flexibel, haben eine starke Starting Five und auch die Bank kommt immerhin verbessert daher. Vom Talent-Level her sollte Washington mindestens die vierte Kraft im Osten sein und darf sich Chancen auf die Conference Finals ausrechnen.
Dennoch gibt es jede Menge Fragezeichen. Passen diese Teile auch wirklich zusammen? Kann der Locker Room der Wizards einen weiteren schwierigen Charakter wie Howard vertragen? Coach Brooks steht vor einer Herkules-Aufgabe und muss jede Menge große Egos auf Linie bringen. Ob dies überhaupt irgendein Coach schaffen kann, muss angezweifelt werden.
Damit werden die Verantwortlichen aber leben können. 2019 laufen so ziemlich alle Verträge mit Ausnahme der Stars (Wall, Beal, Porter) aus, dann könnte das Team aufgebrochen werden, wenn die kommende Saison wieder eine Enttäuschung wird. Deswegen ist nur logisch, dass man in D.C. diesen Gamble eingegangen ist.
Die Note: 2-