Es war zu Beginn sehr still im TD Garden, die Fans der Celtics erwarteten anscheinend nicht viel vom gebeutelten Boston-Team. Rookie Jayson Tatum weckte die Zuschauer zwischenzeitlich auf, doch ansonsten lief nur wenig zusammen. Auch OKC spielte schon besser, aber die gewohnte Westbrook-Adams-Combo war zumindest eine verlässliche Option. Dennoch trafen beide Teams nur rund 33 Prozent aus dem Feld in den ersten 12 Minuten, OKC fand zumindest Wege an die Linie (bereits 8 FTA).
Es blieb aber weiter schwere Kost. Mitte des zweiten Viertels hatte Backup-Guard Abdel Nader bereits sieben Würfe (ein Treffer) genommen - so viele wie kein anderer Celtic, das ist kein Erfolgsrezept. Doch OKC konnte dies nicht nutzen und wurde ein wenig eingelullt. Die Celtics griffen sich munter Offensiv-Rebounds und nach einem weiteren Tatum-Dunk ließ Terry Rozier einen Dreier zur Führung folgen (37:36). In der Folge berappelten sich die Thunder ein wenig, trafen ihre ersten Dreier und gingen mit einem kleinen Vorsprung in die Kabine (48:45 OKC).
Der war aber schnell aufgebraucht, da Tatum und Al Horford einen 11:2-Run initiierten und OKC in der Offense viele schlechte Würfe nahm. Paul George und Russ sorgten für die nötigen Punkte, allerdings holte sich PG-13 drei Minuten vor Ende des Viertels bereits sein viertes Foul ab. Dennoch führten die Thunder schnell mit 9 Zählern, da Westbrook die Offense nun noch mehr an sich riss. Als der MVP sich hinsetzte, änderte sich wieder die Dynamik und ein wilder Dreier mit dem Buzzer von Shane Larkin brachte die Gastgeber wieder auf 2 Zähler heran.
Die Schlussphase wurde durch viele Fouls und Pfiffe eingeläutet, schön anzuschauen war es nicht, spannend blieb es dennoch. In den ersten sieben Minuten des Viertels erzielten beide Teams zusammen nur 15 Zähler. Boston blieb fast vier Minuten ohne Field Goal und Punkt, während sich die Gäste dank Dreiern von George und Carmelo Anthony wieder ein wenig absetzen konnten (87:82). Die Thunder waren plötzlich heiß aus der Distanz und trafen vier Dreier am Stück (zuvor 6/21). Rozier verkürzte eine Minute vor Ende noch einmal auf 3 Punkte, nahm aber in der Folge einen furchtbaren Wurf, das Schicksal der Celtics schien besiegelt.
Doch OKC ließ die Tür offen. Adams und Westbrook vergaben einen Freiwurf, Melo sogar beide, und so hatten die Celtics beim Stand von 97:99 aus ihrer Sicht 7,7 Sekunden noch einmal die Chance auf den Sieg - und die nutzten sie. Tatum setzte den freien Marcus Morris auf dem Flügel ein, der bei noch 1,2 Sekunden auf der Uhr von Downtown traf. OKC hatte noch eine Möglichkeit, doch Westbrooks Dreier war deutlich zu kurz.
Für die Celtics waren Tatum (23, 8/12 FG, 11 Rebounds) und Morris (21) die besten Optionen im Angriff, dazu machten auch Larkin (13) und Greg Monroe (17) im Angriff einen guten Job. OKC wurde natürlich von Westbrook (27, 9/21 FG, 8 Rebounds, 7 Assists) getragen, außerdem bekam der Point Guard Unterstützung von George (24, 13 Rebounds) und Steven Adams (14).
Die wichtigsten Statistiken
Boston Celtics (48-23) vs. Oklahoma City Thunder (43-30) 100:99 (BOXSCORE)
- Keinen einzigen Offensiv-Rebound konnten sich die Celtics im ersten Viertel sichern, das änderte sich schnell, als OKC mit den Reservisten auf dem Feld stand. Innerhalb von zwei Minuten sicherten sich die Gastgeber 6 Offensiv-Rebounds und kaschierten so zeitweise die ideenlose Offense. Speziell Monroe, der sich ansonsten kaum mit Moves auszeichnen konnte, polsterte so ein wenig seine Stats auf. Am Ende des Viertels standen gleich 9 zweite Chancen, nach 48 Minuten waren es 11. (OKC: 8).
- Die Rebounds halfen den Celtics auch, um sich ein wenig mehr Spielraum bei den Ballverlusten zu verschaffen. Insgesamt waren es nämlich deren 17. Das half der schwerfälligen OKC-Offense, die daraus insgesamt 20 Zähler generierte. Ansonsten ging von allem von Downtown für die Thunder nicht viel - bis in die Crunchtime. Da haute OKC Boston plötzlich vier Dreier am Stück um die Ohren und schien sich so den Sieg zu sichern. So erreichten die Thunder letztlich ein recht gute Quote von 37 Prozent (10/27 3FG) aus der Distanz.
- Den Celtics fehlte im Prinzip wieder eine komplette Formation und dennoch war die Bank tief genug, um OKC in diesem Bereich zu dominieren. Vor allem Larkin und Monroe halfen den Celtics, einige Dürreperioden zu überstehen. Sie machten 30 der 35 Bankpunkte der Celtics. Oklahoma City verbuchte magere 10 Pünktchen von den Reservisten.
- Wenn die Celtics mindestens 4 Rebounds mehr als der Gegner greifen, ist das Team von Brad Stevens in dieser Saison noch ungeschlagen (27-0). Dank des Gamewinners von Morris wurde die Serie doch noch ausgebaut. Boston gewann das Rebound-Duell mit 52:44.
Der Star des Spiels
Jayson Tatum. Der Junge ist 20? Dass Boston dieses Spiel tatsächlich gewann, hatte vor allem mit dem Rookie zu tun, der unglaublich effizient scorte und auch zeigte, dass er im Eins-gegen-Eins (gegen George!) scoren kann. Aggressiv zog er zum Korb und ließ sich auch nicht von der Präsenz von Adams einschüchtern. Weitere starke Komponenten in seinem Spiel: Das elitäre Rebounding sowie seine gute Übersicht vor dem Gamewinner von Morris.
Der Flop des Spiels
Carmelo Anthony. Fallen seine Würfe nicht, ist er mittlerweile ein Minusspieler und genau das war an diesem Abend der Fall. Gegenspieler Horford ließ zwar einiges an Platz, doch Melo konnte seine Möglichkeiten einfach nicht verwerten. Selbst Post-Ups gegen Shane Larkin endeten in Ballverlusten. Am Ende lief er mit zwei verwandelten Dreiern noch einmal heiß, doch seine zwei vergebenen Freiwürfe in der Crunchtime überschatteten dies. Für Melo standen am Ende 13 Punkte (5/13 FG) und 5 Rebounds zu Buche.
Coaching Move des Spiels
Ein positiver Aspekt der vielen Verletzungen der Celtics ist, dass Tatum nun eine größere Rolle in der Offense einnimmt, was für die Playoffs kein unwichtiger Faktor sein könnte. Coach Stevens designte einige Plays, in denen Tatum aus der Bewegung nach Handoffs zum Korb ziehen konnte. Da die Thunder einige Male die Hilfe verschliefen, ließ es der Rookie dann auch richtig krachen.