Nach Statement-Siegen gegen die San Antonio Spurs und die Oklahoma City Thunder mussten die Blazers sich in Houston mal wieder geschlagen geben. Das ist insofern kurios, als das Damian Lillard, mutmaßlich der beste Blazers-Akteur, nach Wadenproblemen wieder zurückkehrte. Aktuell stehen die Blazers dennoch auf Platz fünf im Westen, jedoch klafft zu den Minnesota Timberwolves bereits ein größeres Loch mit vier Siegen Rückstand.
So gilt es eher, den Blick gen Rückspiegel schweifen zu lassen. Mit einer Bilanz von 22-19 ist das Verfolgerfeld um die letzten Playoff-Plätze nicht weit weg. Die Ansprüche in Portland sind jedoch andere, zumindest auf der höchsten Ebene. Als Portland Ende Dezember noch eine ausgeglichene Bilanz vorzuweisen hatte, machten Gerüchte die Runde, dass Owner Paul Allen seinen Head Coach Terry Stotts und General Manager Neil Olshey in Frage stellte und ihre Arbeit mit einer Gruppe von Experten analysieren ließ. Was dabei letztendlich herauskam, ist unklar.
Franchise-Spieler Lillard stellte sich dagegen zuletzt demonstrativ vor das Gespann, speziell Coach Stotts. "Die Spieler stehen zu 100 Prozent hinter ihm", erklärte Dame gegenüber NBC. "Wir spielen für einen grandiosen Menschen. Welche Probleme wir auch immer haben: Es ist nicht sein Fehler." Klarer kann man es nicht ausdrücken und es ist auch nachvollziehbar.
Portland Trail Blazers: Der fatale Sommer 2016
Nachdem Portland nach dem Abgang von LaMarcus Aldridge 2015 von vielen abgeschrieben wurde, entwickelten sich die Blazers zur Cinderella-Story der Saison und stürmten in die zweite Runde der Playoffs, wo erst gegen die Golden State Warriors Endstation war. In der folgenden Free Agency gab das Management viel Geld aus. 4 Jahre und 42 Millionen Dollar für Mo Harkless und noch schlimmer: 4 Jahre und 70 Millionen für Evan Turner.
Davon zehren die Blazers noch immer. Zwar konnte immerhin Mason Plumlee in einem brillanten Deal gegen Center Jusuf Nurkic eingetauscht werden (Die Blazers bekamen sogar noch einen Pick!), doch der Cap ist weiterhin völlig ausgereizt. Sogar in der Saison 2019/20 zahlt die Franchise aus Oregon 105 Millionen Dollar an gerade einmal fünf Spieler. Die mögliche Verlängerung von Nurkic, der im Sommer Restricted Free Agent wird und bezahlt werden will, ist da noch gar nicht mit eingerechnet.
Bei solch einer Pay Roll erwartet sich Microsoft-Mitbegründer Allen natürlich mehr, auch wenn er betonte, dass in Portland nicht jeder Cent einzeln umgedreht werden müsse. Nur: Dem Roster fehlt die Balance. Zu viel hängt vom Backcourt-Duo Lillard und C.J. McCollum ab, die erneut jeweils starke Spielzeiten hinlegen. Auch Nurkic beweist weiter, dass er ein deutliches Upgrade ist.
Blazers: Defense steht stabil
Die Probleme sind dagegen auf dem Flügel zu verorten. Dies wurde besonders klar, als Al-Farouq Aminu einige Spiele aussetzen musste. Chief, wie ihn die Fans im Rose Garden (oder neu-portländisch: Moda Center) nennen, ist der einzige Flügelspieler, der sowohl in der Defense seine Stärken hat als auch halbwegs verlässlich den Dreier versenken kann. Harkless, Turner und auch der zuletzt kaum berücksichtigte Noah Vonleh haben alle große Lücken in ihrem Spiel. Vor allem sind sie keine Schützen, die Gegner schlottrige Knie bescheren.
Gut funktioniert zumindest die Defense, was einigermaßen überraschend ist, da sowohl Lillard als auch McCollum keine Reputation als überdurchschnittliche Verteidiger haben. Stotts setzt dabei auf eine sehr radikale Ausrichtung. Der Drive in die Zone soll mit vielen Switches verhindert werden, dazu wird die Dreierlinie zugestellt. Dies mag teilweise kurios aussehen, wie im Dezember gegen die Houston Rockets, als die Flügelspieler keine Help Defense spielten und die Rockets (insbesondere James Harden nach Switches) einen Korbleger nach dem nächsten bekamen.
Dennoch hat die Strategie Erfolg, wenn es eben nicht gerade gegen eine solche Anomalie und schießwütige Truppe wie die von Mike D'Antoni geht. Portland stellt die fünftbeste Verteidigung der Liga (DefRtg: 103,2). Außerdem lassen die Blazers nur 9,3 versenkte Dreier pro Partie zu (Platz 6). Auch die erlaubte Wurfquote des Gegners von Downtown (36 Prozent) ist über dem Ligaschnitt anzusiedeln.