In der Nacht von Samstag auf Sonntag war es endlich soweit. Der gemeine NBA-Fan bekam einen Eindruck, wie Chris Paul und James Harden zusammen in der Crunchtime für die Houston Rockets funktionieren könnten. Die Texaner gingen mit einem 14-Punkte-Rückstand bei den Portland Trail Blazers in den Schlussabschnitt. Dank ihres brillanten Backcourts konnte die Partie noch umgebogen werden, die Gäste entschieden den Abschnitt mit 40:19 für sich.
In den Spielen zuvor hatten die Rockets dagegen alles weggeblasen, was ihnen vor die Flinte kam. Paul absolvierte bislang elf Spiele für Houston, alle wurden gewonnen und das mit einem Durchschnitt von fast 17 Punkten! Das Team von Mike D'Antoni mutierte zu Blowout City und grüßt nun mit einer Bilanz von 21-4 souverän von der Spitze der Western Conference.
Houston kann auch Crunchtime
Natürlich meinte es der Schedule mit Ausnahme des Auftakts in Oakland recht gut mit den Texanern, doch in der Vergangenheit stolperten die Rockets vor allem über kleinere Kontrahenten und verpassten so eine bessere Bilanz. Das Spiel in Portland war dafür ein weiterer Beweis, man hätte sich gut und gern eine Pleite erlauben können, doch stattdessen holten die Rockets mit einem Kraftakt auch diesen Sieg.
"Jeder hat darüber geredet, oder gefragt: 'Was werden sie nur tun?'", sagte Paul nach dem Spiel mit sichtlicher Genugtuung zu den anwesenden Reportern. Gemeint war natürlich die Frage, ob die Rockets überhaupt Crunchtime spielen können oder ob sich Harden und Paul gegenseitig den Ball aus der Hand nehmen würden. Referenzen gab es zuvor keine, wenn CP3 fit war - es dauerte neun gemeinsame Spiele, bevor Paul und Harden erstmals zusammen "in the Clutch", also in den letzten fünf Minuten bei maximal 5 Punkten Differenz, auf dem Court standen.
"Wir experimentieren noch ein wenig", gab Paul daher zu. In Portland und auch gegen die New Orleans Pelicans gab es nun erste Aufschlüsse, wie Houston in der neuen Besetzung enge Spiele gewinnen könnte. Blazers-Coach Terry Stotts versuchte vor allem die zahlreichen fähigen Schützen zu covern, was aber nur bedingt funktionierte. So gab es in der Zone jede Menge Platz für den Bart und CP3, die abwechselnd das jeweilige Mismatch nach Switches attackierten. 25 Punkte (9/10 FG) verbuchte das Duo alleine im Schlussviertel, vornehmlich durch Leger und Freiwürfe.
5 Zähler weniger waren es daheim gegen die Pels für das neue Traumduo. Das Ergebnis war das gleiche: Houston walzte mit 34:20 im Schlussabschnitt über New Orleans und fuhr den zehnten Sieg in Serie ein. Dabei war es Paul, der die Rockets wieder heranbrachte und erneut Harden, der in der Crunchtime übernahm, wie auch Mike D'Antoni erfreut feststellte. "Wie Chris uns zurück ins Spiel hievte, war unglaublich. Am Ende hat James den Deckel mal wieder drauf gemacht."
Harden und Paul: 48 Minuten Point Guard Play
Ränkespiele, Neid oder Hero Ball waren dabei ganz und gar nicht zu sehen. War Paul in der Vergangenheit bekannt dafür, gerne zu viel Last zu schultern, ließ er Harden gewähren und brachte sich für mögliche Zuspiele in Stellung. Auch wenn Harden den Ball dann nicht immer abgab, bekam CP3 so viel Aufmerksamkeit von der Defense, dass dies Platz für seinen Backcourt-Partner schuf.
"James und ich haben nach dem Spiel miteinander geredet, wie cool es war, dass wir abwechselnd immer wieder scoren konnten", freute sich Paul nach dem Portland-Spiel. Trevor Ariza beschrieb es ein bisschen anders: "Wir haben in Harden eine Scoring-Anomalie und in Paul einen echten Lehrer. Es war beeindruckend, ihnen zuzusehen."
Im Schnitt stehen die beiden lediglich 20 Minuten pro Spiel zusammen auf den Court. D'Antoni kündigte bereits an, dass er die Spielzeit seiner Stars staffeln würde und setzt dies bisher auch konsequent um. Mit Ausnahme der Garbage Time steht zu jeder Zeit einer der beiden Spielmacher auf dem Feld und hält die Offense der Rockets am Laufen. Es gibt keine Verschnaufpause für den Gegner.
Die Protagonisten um die beiden All-Stars wechseln dagegen beständig. Zwar greift D'Antoni meist nur auf acht oder neun Spieler zurück, doch diese bieten dem Coach jede Menge Flexibilität. Während in Portland das ultrakleine Lineup mit P.J. Tucker auf Center zum Erfolg führte, war es gegen die Pelicans die große Aufstellung mit Clint Capela, die den Sieg eintütete.