4. Kyrie Irving (Boston Celtics)
Stats: 23,4 Punkte, 3,3 Rebounds, 5,2 Assists, 1,5 Steals, 48/37/87 Splits
Teambilanz: 19-4
Die Celtics weisen derzeit die beste Bilanz der Liga auf und insbesondere während der furiosen 16-Spiele-Siegesserie kamen vermehrt Rufe auf, dass Kyrie eigentlich an die Spitze dieser Liste gehört. Mittlerweile hat sich das wieder ein kleines bisschen beruhigt, richtigerweise. Man sollte hier nicht zu sehr dem Narrativ verfallen.
Kyrie tritt anders auf als in den letzten Jahren, ja. Er spielt erstmals in seiner Karriere richtig gute Defense und ist der Leader seines Teams, wenngleich man nur hoffen kann, dass er die jüngeren Mitspieler nicht von seiner Flat-Earth-Theorie überzeugt. Aber er ist nicht der Hauptgrund dafür, dass Boston so gut dasteht.
Der Faktor Al Horford
Der Erfolg der Celtics fußt auf ihrer Verteidigung. Das Defensiv-Rating von derzeit 98,4 wäre laut Basketball-Reference das beste seit der Saison 2011/12 und wenngleich Irving auch hier seinen Beitrag leistet, sind insbesondere Al Horford, Marcus Smart und Jaylen Brown an diesem Ende des Courts definitiv wertvoller als er. Horford ist auch vorne gerade als Playmaker von immensem Wert und ein wesentlicher Grund, warum Irving in Boston so gut funktioniert. Die beiden haben im Pick'n'Roll jetzt schon eine Harmonie, die andere Duos in zehn Jahren nicht erreichen.
Dementsprechend schwierig ist es auch, Irving von Horford zu trennen. Kyrie ist der bessere Spieler, aber ist er momentan auch der wichtigere? Und wie bewertet man Brad Stevens und seine an schwarze Magie grenzende Kreativität in der ganzen Angelegenheit? Die Celtics sind mehr als nur Kyrie und es wäre falsch, ihren Erfolg nur an ihm festzumachen, weil er die größte Story mitbringt.
Warum taucht er also überhaupt hier auf? Während seine Statistiken über das ganze Spiel gleich oder schlechter sind als letztes Jahr, ist er am Ende des Spiels einfach nur unfassbar stark und hier tatsächlich maßgeblich dafür, dass Boston ständig in engen Spielen die Oberhand behält. Hier lässt Stevens fast alles über ihn laufen, nur DeRozan und LeBron haben in den letzten fünf Minuten eine höhere Usage-Rate als Irving (47,6 Prozent). Und er liefert.
Irving: Der neue "King in the Fourth"?
Seine True Shooting Percentage beträgt in der Clutch sensationelle 70,6 Prozent, dazu hat er in bisher 13 Spielen in der Crunchtime NICHT EINEN EINZIGEN Ballverlust produziert. Das ist beinahe unmöglich, insbesondere für den primären Ballhandler. Zumal er dabei trotzdem eine Assist-Rate von über 60 Prozent aufweist.
Isaiah Thomas verdiente sich in der vergangenen Saison in Boston den Titel "King in the Fourth", Irving steht ihm aber in Nichts nach und setzt dem Ganzen eher noch einen drauf. Aktuell überbieten sein Clutch Net-Rating von +16,9 nur eine Handvoll Spieler. Irving gewinnt in diesem Zeitraum Spiele - vor allem deshalb taucht er hier auf. Aber an der Top 3 kommt er damit nicht vorbei.
3. Stephen Curry (Golden State Warriors)
Stats: 26,1 Punkte, 5,2 Rebounds, 6,4 Assists, 1,7 Steals 46/37/94 Splits
Teambilanz: 16-6
Die Warriors sind nicht ganz so dominant in die Saison gestartet, was in erster Linie wohl mit ihrer eher geringen Motivation zu tun hat - irgendwie auch keine Überraschung, nach drei Finals in Folge. Einige Verletzungen beziehungsweise Wehwehchen trugen ihren Teil zu dem (verhältnismäßigen) Stotterstart ebenfalls bei.
Stotterstart? Naja. Golden State hat das beste Net-Rating (+12,2) und (immer noch deutlich) vor Houston die beste Offense der Liga und auch defensiv gehören die Dubs zu den fünf besten Teams. Die Maßstäbe, an denen wir Golden State messen, sind nur einfach völlig abstrus, weil man von ihnen so eine wahnsinnige Dominanz gewohnt ist. Und gewissermaßen gilt das auch bei Steph.
Wer seine Stats mit denen von Irving vergleicht, wird relativ schnell darauf aufmerksam, dass Curry weiter der effektivere, komplettere, ja bessere Spieler bleibt, auch der etwas tiefere Blick bestätigt dies. Die Dubs sind vom Net-Rating her über das gesamte Spiel über 13,1 Punkte besser, solange der zweifache MVP auf dem Court steht, während es beispielsweise bei seinem "Co-MVP" Kevin Durant nur 3,6 Punkte sind.
Die Aufregung ist futsch
Steph zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass er jeden seiner Mitspieler besser macht, selbst wenn er den Ball dabei gar nicht in der Hand hält. Curry hat mit 117,5 das höchste individuelle Offensiv-Rating der Liga (Chris Paul steht bei 118,6, absolvierte aber erst sieben Spiele) und auch das dritthöchste Net-Rating (hinter Fred VanVleet und Shaun Livingston).
Natürlich hat Steph offensiv mehr Hilfe als Irving und ist auch nicht der einzige Creator, da läuft schließlich auch immer noch ein gewisser Finals-MVP herum. Es ist aber nicht so, dass Steph nicht auch noch regelmäßig das Geschehen übernehmen würde, wie jüngst am Mittwoch mit 13 Punkten in der Overtime gegen L.A. Und auch wenn seine Quoten etwas heruntergegangen sind, ist die effektive Field Goal Percentage (56,4 Prozent) immer noch signifikant besser als die von Kyrie (54,2).
Die Warriors sind nicht mehr so aufregend wie in den letzten Jahren, weil das Überraschungsmoment quasi weg ist. Und Steph hat individuell schon besser gespielt als derzeit, insbesondere in der Saison 2015/16, als er einstimmig MVP wurde. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er einer der wertvollsten Spieler der Liga bleibt.