NBA

Finals-Garantie noch lange nicht abgelaufen

LeBron James und Isaiah Thomas spielen künftig gemeinsam
© getty

Die Trade-Anfrage von Kyrie Irving hat die Pläne der Cavaliers durcheinandergewirbelt. Doch der neue GM behielt die Ruhe und holte das Maximum aus seinen Möglichkeiten heraus: Gegenwart und Zukunft erscheinen vielversprechend. Die Offseason-Analyse.

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Die Transaktionen der Cleveland Cavaliers

Die Cavs besaßen im Draft keinen Pick, begrüßen aber trotzdem einen Rookie zur neuen Saison: Cedi Osman, der bereits 2015 in der zweiten Runde gedraftet worden war, unterschrieb einen Dreijahresvertrag für 8,3 Millionen Dollar. Der Auftritt des Türken bei der EuroBasket dürfte das Front Office in Ohio erfreut haben.

Apropos Front Office: Der langjährige GM David Griffin wurde von Besitzer Dan Gilbert abgesetzt. Als Nachfolger agiert nun Koby Altman, der die Organisation seit fünf Jahren kennt und zuvor Assistant General Manager war.

In der Free Agency schnürte der Vizechamp dann vor allem kleinere Deals - mit einer Ausnahme. Der in New York in Ungnade gefallene Derrick Rose kam für ein Jahr zum Minimum nach Cleveland. Man hofft, dass der MVP von 2011 zu alter Stärke zurückfindet. Auch Jeff Green und Jose Calderon unterschrieben für jeweils ein Jahr. Dahntay Jones und Larry Sanders wurden entlassen, James Jones beendete seine Karriere. Die Zukunft von Deron Williams ist noch offen.

Der große Knall sollte aber erst noch kommen: Kyrie Irving forderte einen Trade und stellte Neu-GM Altman damit vor die erste große Herausforderung. Schlussendlich kam es zu einem Deal mit den Celtics, die im Tausch für Irving Isaiah Thomas, Jae Crowder, Ante Zizic, den Erstrundenpick der Nets 2018 sowie den 2020er Zweitrundenpick der Heat abgaben.

Die Strategie der Cleveland Cavaliers

Ursprünglich lautete die Strategie wohl, den Kader punktuell zu verbessern, um die Lücke zu den Warriors zu verkleinern. Die Deals in der Free Agency machten zwar nicht unbedingt Hoffnung darauf, dass dies gelingen würde - man war aber immerhin auf dem richtigen Weg. Doch dann kam Kyrie Irving.

Zumindest für die Öffentlichkeit und die anderen Teams kam dessen Trade-Anfrage aus dem Nichts, sodass sich die Gerüchte überschlugen und die ESPN Trade Machine heiß lief. Doch der neue GM Altman behielt die Ruhe und ließ sich auf keine überhasteten Deals ein. Im Gegenteil: Er holte das Maximum aus dem Trade mit den Celtics heraus. Vor allem wenn man bedenkt, dass Irvings Trade-Wert durch dessen Vorgehen gesunken war.

Geht man davon aus, dass Thomas' Hüftverletzung wie geplant ausheilt und er im Saisonverlauf seine Höchstform erreicht, ist der Kader - gerade die Ankunft von Arbeitstier Jae Crowder sollte nicht unterschätzt werden - nicht schlechter geworden, zumal mit D-Rose ein Spieler bereit steht, der mehr sein kann als nur ein Backup.

Soweit zur Gegenwart. Doch wie steht es um die Zukunft? Hier hat der Deal dafür gesorgt, dass - grob zusammengefasst - zwei Szenarien umsetzbar sind. Szenario 1: LeBron James steigt 2018 aus seinem Vertrag aus und verlässt die Cavs. Dann ist Rebuild angesagt. Dieser kann durch den akquirierten Brooklyn-Pick sowie durch auslaufende Verträge (Thomas, Frye, Calderon, Green, Rose, Shumpert) schnell und vielversprechend eingeleitet werden.

Szenario 2: James bleibt über 2018 hinaus ein Cavalier, wodurch man automatisch Contender bliebe. Diesen Status wiederum könnte man unterschiedlich ausnutzen. Auch hier spielen Thomas und der besagte Pick eine Rolle - man könnte Thomas gehen lassen und durch das gesparte Gehalt einen anderen Point Guard holen. Oder man setzt auf IT4. Der Saisonverlauf liefert hinsichtlich dieser Frage die nötigen Eindrücke. Und der Pick? Den können die Cavs entweder selber nutzen (was geht bei Luka Doncic?) und damit schon die Zeit nach LeBron gestalten, oder aber sie tauschen ihn ein, um mehr Starpower zu holen und dadurch für weitere Championship-Runs zu sorgen.

Die Schwachstellen der Cleveland Cavaliers

Die Defense im Backcourt war schon in der vergangenen Saison ein Problem. Die Starter-Kombination Irving/Smith hat eher alibimäßig verteidigt, solange keine Playoffs liefen. Die Hoffnung, dass dies mit Thomas beziehungsweise Rose besser wird, hegt wohl niemand. Grundsätzlich hilft Crowder defensiv zwar weiter, aber eben nicht im Backcourt und nicht in der Starting Five.

Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf die Dreierquote gelegt werden. Die Cavs sind ein Shooting Team und von vom Longball abhängig. Mit Irving (40 Prozent 3FG) fehlt jedoch eine Konstante von jenseits der Dreierlinie. Thomas könnte das zwar auffangen, aber er fehlt halt zunächst und muss durch Dreier-Allergiker Rose ersetzt werden.

Es stellt sich also die Frage, welche Offensiv-Konzepte Lue aufbietet. LeBron James ist zwar ein Cyborg, er wird dieses Jahr aber 33. Irgendwann sollten selbst bei ihm Verschleißerscheinungen auftreten. Das muss im Kollektiv aufgefangen werden. Vor allem die vergangenen Finals haben gezeigt, dass dies schwierig wird.

Der Hoffnungsträger der Cleveland Cavaliers

Über LeBron muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Mit ihm steht und fällt der Erfolg, er ist nach wie vor der beste Spieler der Liga. Doch da selbst er nicht alles alleine machen kann, braucht es einen Wingman - und da kommt Isaiah Thomas ins Spiel.

Auf dem Papier sollten sich seine Stärken mit denen von LeBron gut ergänzen. Fakt ist aber auch, dass IT4 nie neben einem so dominanten Spieler wie LBJ agiert hat. Wie gut funktioniert er abseits des Balls? Wie stark ist sein Playmaking? Und vor allem: Wie schlimm ist seine Hüftverletzung wirklich?

Das Fazit

Durch den Irving-Trade waren die Cavs gezwungen, aktiver zu werden, als sie es ursprünglich sein wollten. GM Altman hat aber einen guten Job gemacht und das Beste aus der Situation herausgeholt. Somit bleiben die Cavs der Top-Anwärter auf die Finals und haben gleichzeitig mehrere Optionen für eine erfolgreiche Zukunft. Die Lücke zu den Warriors konnte aber nicht geschlossen werden - doch dies war unter den gegebenen Umständen sowieso nicht möglich.

Die Note: 2-

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