Wer am Dienstag bei der Draft Lottery zusah, wird sich vor allem an zwei Personen erinnern. Zum einen Joel Embiid, der die Sixers repräsentierte und seinem Ruf als Spaßvogel über die gesamte Zeit der Übertragung mal wieder alle Ehren machte. Und zum anderen an Magic Johnson, der für seine Lakers dort war, mit Embiid witzelte und hyperaktive Reaktionen zeigte wie ein Zehnjähriger, der zum ersten Mal in seinem Leben Kaffee getrunken hatte.
Wie üblich lachte und grinste Magic viel, seine Nervosität war jedoch offensichtlich - und natürlich auch verständlich: Wenn die Lakers es nicht unter die Top 3 geschafft hätten, wäre ihr Pick schnurstracks nach Philadelphia gewandert. Mehr noch: Auch ihren Erstrundenpick 2019 hätten sie verloren und an Orlando abgeben müssen.
Als dann verkündet wurde, dass die Suns an vierter Stelle picken würden - wodurch den Lakers ein Top-3-Pick garantiert wurde -, konnte Magic endlich aufatmen. Er grinste und ballte seine Fäuste, wenig später umarmte er seinen General Manager Rob Pelinka. Nicht einmal die Tatsache, dass die alten Rivalen aus Boston ("Ich hasse sie immer noch") an erster Stelle picken werden, konnte seine gute Laune vermiesen.
"Ich kann jetzt atmen", sagte Johnson. "Es war eine gute Nacht für uns und wir bewegen uns wieder in die richtige Richtung. Es gibt uns jede Menge Flexibilität." Pelinka deutete derweil an, dass es sich genau für solche Fälle schon jetzt gelohnt hätte, Johnson als President of Basketball Operations zu installieren: "Wenn irgendjemand dir Glück bringen kann, ist das Magic."
Geht LaVar Balls Traum in Erfüllung?
Aberglaube hin oder her - Johnson verriet, dass er und Pelinka am frühen Dienstagmorgen gemeinsam gebetet hatten - der No.2-Pick ist für die Lakers in der Tat ein riesiger Glücksfall. "Dieser Pick hat einen außerordentlichen Wert", sagte Pelinka im Hinblick auf den vermeintlich überragenden Draft-Jahrgang, der im Juni zur Wahl stehen wird.
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Auch wenn sie Markelle Fultz aller Wahrscheinlichkeit nach verpassen werden, stünden immer noch Lonzo Ball, DeAaron Fox oder Jayson Tatum bereit, um nur einige Top-Talente zu nennen. Die naheliegendste Option wäre dabei Hometown-Hero Ball - wenn man sich denn dazu entscheiden will, dessen "extravagantem" Vater LaVar seinen Traum zu erfüllen.
Natürlich eröffnet der Pick auch Trade-Möglichkeiten. Man könnte ihn direkt abgeben oder Ball picken, um dann beispielsweise D'Angelo Russell in einem Paket für Paul George nach Indiana zu verschiffen. Allerdings muss das womöglich gar nicht sein - denn auch am Donnerstag verlief alles nach dem Geschmack der Lakers. Ebenjener George wurde nicht in eins der All-NBA Teams gewählt.
Pacers unter Druck
Es mag etwas bizarr wirken, dass die Abstimmung von 100 Medienvertretern einen NBA-Spieler Abermillionen von Dollars kosten kann, allerdings wurde dies bei den Tarifverhandlungen von den Spielern abgesegnet. Und darum ist George nicht für Designated Player Extension qualifiziert, mit der er den höchsten Vertrag der NBA-Geschichte hätte unterschreiben können.
Hätte er sich qualifiziert, hätte George, der im Sommer 2018 Free Agent wird, in diesem Sommer in Indiana für bis zu fünf Jahren und etwa 210 Millionen Dollar (laut ESPN) eine vorzeitige Vertragsverlängerung unterschreiben können, vergleichbar mit Russell Westbrook und James Harden im vergangenen Sommer, wenngleich diese beiden kürzere Deals unterschrieben.
Diese Option fällt nun weg, wodurch die Pacers umso mehr unter Druck gesetzt werden - und wodurch die Lakers, zu denen der bekennende Kobe-Fan George laut diversen Berichten "unbedingt" wechseln will, in eine umso gemütlichere Position gebracht werden.
Lakers: Zum Warten "ermutigt"?
Die Gefahr, dass George in Indiana verlängert, ist deutlich niedriger geworden, da ihm Indiana nun zwar immer noch mehr, aber nicht so extrem viel mehr Geld bieten kann als andere Teams. Zwar könnten die Pacers theoretisch abwarten und hoffen, dass er im nächsten Jahr ein All-NBA Team packt und sich damit doch noch qualifiziert, damit steigt aber freilich das Risiko, dass er ohne Gegenwert woanders hinwechselt, wenn das Team weiterhin nicht über seinen mittelmäßigen Status herauskommt.
Ein Trade wäre daher aus Indianas Sicht logisch - allerdings auch schwierig umzusetzen, da aus dem George-Kreis nun schon mehrfach durchsickerte, dass er bei einem anderen Team keinen neuen Vertrag unterschreiben würde. Die Lakers können daher theoretisch bis 2018 die Füße stillhalten - einem neuen Bericht von Adrian Wojnarowski zufolge wurden sie sogar von Georges Beratern dazu "ermutigt".
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Dadurch könnten die Lakers vermeiden, für einen Star ihre "Assets" zu opfern, wie es die Knicks einst für Carmelo Anthony taten. Es ist nicht vollends geklärt, welche ihrer jungen Spieler auf Dauer Zukunft in Los Angeles haben, allerdings würde ihnen eine indirekte Zusage von George garantieren, dass sie D'Angelo Russell, Brandon Ingram, Julius Randle und potenziell Ball behalten oder eben in separaten Deals für mehr Unterstützung abgeben könnten.
Der Boden ist geebnet
Von Sicherheit kann man noch nicht sprechen - weder bei George, noch bei der Entwicklung der jungen Spieler im Team oder beim Draft. Derzeit leben die Lakers im Konjunktiv, aber ihre Zukunft ist nach den Ereignissen in dieser Woche um einiges sonniger geworden. Sie können es sich nun leisten, geduldig an einem starken Team für die Zukunft zu arbeiten.
"Geduld ist ein Wort, das wir nicht sehr oft benutzen", sagte Pelinka. "Wir wollen so gut sein wie wir können, aber wir wollen dafür nicht die Aussicht auf eine nachhaltige Zukunft opfern." Das klingt dann doch nach Geduld, genau wie: "Ich weiß nicht, ob wir dieses Jahr groß auf dem Free-Agent-Markt eingreifen werden. Ich freue mich sehr auf den Sommer 2018", wie Johnson erklärte - vermutlich mit einem Augenzwinkern.
Auch wenn der Weg zurück zur Relevanz noch lang und mit Sicherheit auch manchmal steinig sein wird, in dieser Woche wurde der Boden dafür geebnet - vielleicht mit mehr Glück als Verstand, danach wird aber niemand mehr fragen, sollten Ball und George in zwei Jahren gemeinsam den Fastbreak laufen. Falls es denn dazu kommt.
"Das Gute ist, dass ich mein ganzes Leben lang schon ein Gewinner bin, bei allem, was ich getan habe", sagte Johnson nach der Lottery. "Das hier ist aber nur ein Teil davon. Aber die richtige Arbeit beginnt jetzt."