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"Mein Dad hat sich komplett rausgehalten"

Von Interview: Dirk Sing
Austin Rivers und Vater Doc stehen beide bei den Los Angeles Clippers unter Vertrag
© getty

Als erster NBA-Akteur überhaupt spielt Austin Rivers für seinen Vater. Unter Coach und General Manager Doc wird die Rolle des Sohns bei den Los Angeles Clippers immer größer. Im Interview spricht er über die Beziehung der beiden, Familienängste und sein eigentliches Vorbild.

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SPOX: Austin, wenn Sie auf Ihre bisherige Basketball-Karriere zurückblicken: Wen würden Sie als Ihren bislang wichtigsten Coach bezeichnen?

Austin Rivers: Da muss ich eigentlich gar nicht lange überlegen. Das war Therion Joseph, den ich bei meinem AAU-Team M.o.a.M [Florida, d. Red] als Headcoach hatte. Er war sozusagen mein erster Coach, der mir Basketball richtig bei- und nähergebracht hat. Er war es auch, der mir vermittelt hat, worauf es in diesem Spiel ankommt. Vieles, von dem ich heute profitiere, habe ich damals bei ihm gelernt. Ich bin ihm unendlich dankbar und stehe auch heute noch regelmäßig mit ihm in Kontakt - vor allem dann, wenn ich wieder einmal seinen Rat brauche.

SPOX: Sie haben in der Saison 2011/12 für Duke unter Legende Mike Krzyzewski gespielt. Welche Erfahrungen haben Sie aus der einjährigen Zusammenarbeit mit "Coach K" mitgenommen?

Rivers: Das war für mich sicherlich auch ein absoluter Glücksfall. Coach K gehört zweifelsohne zu den besten Basketball-Coaches auf diesem Planeten. Wenn du die Möglichkeit bekommst, unter einem solch erfahrenen Trainer zu spielen, dann kannst du dich nur glücklich schätzen. Er hat in der Vergangenheit immer wieder junge Spieler zu NBA-Stars geformt. Mit seinem Coaching und seiner Motivationsfähigkeit macht er nahezu jeden Spieler besser, der bei ihm trainiert und spielt. Auch wenn es für mich letztlich nur ein Jahr war, das ich mit ihm verbringen konnte, hat mir das sowohl als Basketballer als auch Persönlichkeit enorm weitergeholfen.

SPOX: Seit Sie im Januar 2015 über den "kurzen Umweg" Boston Celtics zu den Los Angeles Clippers getradet wurden, arbeiten Sie dort in einer "ganz besonderen Konstellation", um es einmal so zu umschreiben: Ihr Vater Doc ist zugleich Ihr Headcoach. Wie lässt sich denn Ihr Dad als Trainer am besten beschreiben?

Rivers: Er ist ein echter Anführer! Er bringt uns bei, wie wir als Team am besten funktionieren beziehungsweise wie jeder einzelne Spieler sein gesamtes Potenzial für die Mannschaft ausschöpfen kann. Darüber hinaus würde ich ihn als großen Motivator beschreiben. Er sorgt dafür, dass du wirklich das Letzte aus dir herausholst. Auch gibt er jedem Spieler das Gefühl, für das Team wichtig zu sein - egal ob du an einem Abend 48 Minuten oder gar nicht zum Einsatz kommst.

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SPOX: Wie groß war der Einfluss Ihres Vaters auf Ihre Basketball-Karriere - gerade im Kindes- und Teenager-Alter?

Rivers: Nachdem mein Dad ja früher selbst in der NBA gespielt hat, war er natürlich der Hauptgrund, dass ich als kleines Kind selbst mit dem angefangen habe. Diesbezüglich war der Einfluss schon sehr groß, klar! Als ich dann jedoch begonnen habe, richtig Basketball zu spielen und zu lernen, ist sein Einfluss im Laufe der Jahre immer weniger geworden. Natürlich haben wir uns auch weiterhin viel über Basketball unterhalten und ich konnte auch immer kommen, wenn ich etwas wissen wollte. Was mein Training anging, hat er sich aber komplett rausgehalten. Das hat er ausschließlich meinen jeweiligen Coaches überlassen. Das fand ich im Übrigen damals schon eine sehr gute Sache.

SPOX: War Ihr Vater - zumindest in der Zeit, als Sie mit dem Basketballspielen begonnen haben, Ihr Vorbild und Idol?

Rivers: Nein, eigentlich nicht. Komischerweise hatte ich in all den Jahren überhaupt kein Idol, an dem ich mich orientiert habe. Das eigentliche Vorbild in meinem Leben war und ist meine Mutter - wobei sich das nicht aufs Sportliche, sondern das Leben im Allgemeinen bezieht. Wie sie unseren Familien-Alltag gerade früher geregelt und sich wirklich um jeden in unserer großen Familie gekümmert hat, das war einfach unbeschreiblich. Daher habe ich auch den größten Respekt und Hochachtung vor ihr.

SPOX: Mal Hand aufs Herz: Als Ihr Trade zu den Los Angeles Clippers am 15. Januar 2015 feststand: Gab es zu Beginn nicht einige Zweifel, ob diese Vater-Sohn-Konstellation, ein absolutes Novum in der NBA, überhaupt gutgehen würde?

Rivers: Diese Bedenken gab es definitiv, ja! Ich war wahnsinnig nervös und aufgeregt, da ich bislang noch nie unter ihm trainiert oder gespielt hatte. Von daher wusste ich überhaupt nicht, wie ich damit umgehen sollte. Das Wichtigste ist, dass man das Private und Sportliche voneinander trennt. Anfangs konnte ich mir auch schwer vorstellen, dass so etwas möglich ist. Aber dann ging es tatsächlich sehr schnell. Er hat mich vom ersten Moment an wie ein ganz normaler Spieler behandelt. Ich wurde von ihm weder bevorzugt noch habe ich mehr Druck als die anderen bekommen. Daher hat sich bereits frühzeitig ein professionelles Trainer-Spieler-Verhältnis zwischen uns entwickelt.

SPOX: Wer ist denn der Emotionalere von Ihnen beiden? Sie oder Ihr Vater?

Rivers: (lacht) Das ist eine gute Frage! Auch wenn ich auf dem Court versuche, meine Emotionen zu kontrollieren, gelingt mir das leider nicht immer. Dennoch würde ich schon sagen, dass mein Dad in diesem Ranking vor mir steht. Wenn man ihn öfter beim Coaching betrachtet, dann geht diese Wertung eigentlich schon an ihn. Das hoffe ich zumindest. (lacht)

SPOX: Sie haben Ihre Mutter bereits angesprochen: Wie geht Sie denn mit der Situation um, dass Ihr Ehemann als Trainer und Ihr Sohn als Spieler in der gleichen Mannschaft stehen?

Rivers: Mittlerweile hat sie es ganz gut verkraftet und kann damit entsprechend umgehen. Auch sie hatte natürlich anfangs größere Bedenken und auch Angst, ob das mit uns klappen würde. Ich denke, dass das als Mutter auch absolut verständlich ist. Nachdem sie jedoch gesehen hat, dass es richtig gut funktioniert, freut sie sich darüber. Früher waren die schlimmsten Begegnungen für sie, wenn ich mit New Orleans zuerst gegen Boston und dann später gegen die Los Angeles Clippers, wo mein Dad jeweils Coach war, gespielt habe. Nachdem ihr das ja jetzt erspart bleibt, hat sie einen weiteren Grund, glücklich zu sein.

SPOX: Wie schätzen Sie die Chancen ein, in absehbarer Zukunft als erstes Vater/Sohn -Duo in der NBA-Geschichte die Championship zu gewinnen?

Rivers: Ich denke, dass wir in dieser Saison eine riesengroße Chance haben. Unser Kader war noch nie so gut und tief besetzt. Hinzu kommt sicherlich die Tatsache, dass aufgrund der Free-Agency-Thematik im Sommer 2017 jeder Spieler noch mehr motiviert ist. Keiner weiß, wie es dann mit unserem Team weitergehen wird. Vielleicht ist es die letzte Möglichkeit, in dieser Konstellation zusammenzuspielen und gemeinsam erfolgreich zu sein. Von daher bin ich überzeugt, dass uns das als Team noch weiter beflügeln wird. Natürlich wäre es dann auch etwas ganz Besonderes, wenn ich zusammen mit meinem Vater diesen Titel gewinnen würde. Meiner Mum würde das sicherlich auch ganz gut gefallen. (lacht)

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