NBA

Gegenwart trifft Zukunft

Stephen Curry (l.) und Karl-Anthony Towns (r.) stehen beim Duell am Sonntag im Fokus
© getty

Nach leichten Problemen zum Start verfügen die Golden State Warriors schon jetzt wieder über die mit Abstand beste Bilanz der Liga (20-4), auch wenn man sich am Samstag gegen Memphis extrem schwach präsentierte. In der Nacht auf Montag müssen die Dubs zu einem Gegner, der ihnen in der vergangenen Saison mehrfach Probleme bereitete. Doch die Minnesota Timberwolves sind derzeit vor allem mit sich selbst beschäftigt. SPOX zeigt das Spiel ab 1 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE.

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Wer erinnert sich noch an die kollektiven Ängste, als Kevin Durant im Sommer zu den Warriors wechselte? Dass dieses Team so gut sein könnte, dass die erneute Teilnahme an den Finals - und vermutlich auch der Titel - nur Formsache sein würde? Dass im Westen eine gleichermaßen einseitige Dominanz drohen könnte, wie es im Osten dank LeBron James seit Jahren der Fall ist?

Nun, es ist noch früh in der Saison - aber weit hergeholt wirken diese Ängste nicht. Nach zwei frühen Pleiten am Anfang der Saison haben die Dubs fast nur noch gewonnen. Bei der einen Niederlage gegen Houston waren zwei Overtimes, ein sechstes Foul von Stephen Curry und der obligatorische Brainfart von Draymond Green (via Tritt) nötig, beim Spiel gegen Memphis fehlten mit Zaza Pachulia und Andre Iguodala zwei Schlüsselspieler und offenbarten die weiterhin geringe Tiefe des Teams.

Das Offensiv-Rating der Dubs ist aktuell dennoch bereits das beste der Liga-Historie (116,8), auch die zunächst nicht gerade sattelfeste Defense wird immer besser (Platz 10, 104,8), wie zuletzt beim deutlichen Sieg gegen die Clippers, einen vermeintlichen Widersacher, eindrucksvoll demonstriert wurde. Golden State braucht nicht zwingend offensive Fabelleistungen, um seine Spiele deutlich zu gewinnen.

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Riesiger Fehlerspielraum

Diese gibt es freilich trotzdem in schöner Regelmäßigkeit zu bestaunen. Die Erinnerung an Klay Thompsons 60-Punkte-Spiel ist noch frisch, aber bei den Dubs gehört offensive Dominanz längst zum guten Ton. Kevin Durant (26 Punkte), Curry (25,5) und Thompson (21,5) treffen alle hocheffizient und profitieren von einem System, das Maßstäbe in Sachen Ball-Movement setzt: Die 31,1 Assists pro Spiel wären aktuell der drittbeste Wert der NBA-Geschichte.

Klay Thompson: Er opfert einen Dreck

Selbst wenn sie mal die "Konzentration verlieren", wie Steve Kerr es beim knappen Sieg gegen Utah unter der Woche nannte, gewinnen die Dubs am Ende trotzdem häufig - sie haben einfach einen größeren Fehlerspielraum als andere Teams. In solchen Situationen wird der Einfluss von einem Neuzugang wie Durant bei einem bereits überragenden Team besonders deutlich.

Kurzum: Es läuft bei den Warriors. Aus dem Grund machte auch niemand nach dem überraschend schwachen Spiel gegen Memphis ein riesiges Fass auf. Durant nannte es "eine dieser Nächte", Curry antwortete auf die Frage nach den Problemen ganz entspannt: "Heute waren wir in jedem Bereich schlecht. Morgen werden wir besser sein."

Die Dubs sind zuversichtlich, dass sie bis zu den Playoffs perfekt eingespielt sein werden und es dann auch kompensieren können, wenn ein Gegner ihnen mal physisch entgegentritt wie die Grizzlies und die Würfe nicht fallen. 73 Siege interessieren in Oakland ohnehin niemanden: Ein paar mehr Pleiten in der Regular Season wird Kerr gerne in Kauf nehmen, wenn er dafür den optimalen Mix findet. Das sind "First World Problems", die der Gegner vom Sonntag nur zu gerne ebenfalls hätte.

Enttäuschender Start für Minnesota

Die Timberwolves gehörten in der letzten Saison zu den nur zwei Teams, die in der Regular Season ein Auswärtsspiel in Oakland gewinnen konnten, und hielten auch die beiden anderen Partien gegen Golden State trotz negativer Endergebnisse durchaus spannend. Die Physis von Karl-Anthony Towns war ein Matchup-Albtraum für Golden State und sein gefürchtetes "Death Lineup" mit Green als designiertem Center.

Towns entfachte in seiner überragenden Rookie-Saison ohnehin eine recht große Euphorie im leidgeprüften Minnesota und bildete mit Andrew Wiggins und Zach LaVine ein mehr als vielversprechendes Trio, auch wenn die Wolves nur 29 Siege holten. Als im Sommer dann auch noch Sam Mitchell durch Tom Thibodeau ersetzt wurde, wurden die Wolves endgültig als "Team der Zukunft" heraufbeschworen.

Timberwolves: Wo ist der Erfolg, Jungs?

Das enorme individuelle Talent, dazu ein Taktikfuchs wie Thibs, der die zuvor so schwache Defense aufpäppeln würde? Nicht wenige gingen davon aus, dass dieses Team bereits jetzt die Playoffs erreichen können würde. Davon sind sie momentan allerdings fast genau so weit entfernt wie die Dallas Mavericks (6-17, vorletzter Platz im Westen).

Miese Defense, miese Crunchtime

Das liegt nicht zwingend an den individuellen Leistungen: Genau wie Golden State haben die Wolves in Wiggins (22,1), Towns (21,4, dazu 10,4 Rebounds) und LaVine (20,2) drei 20-Punkte-Scorer, wenngleich in Sachen Effizienz keiner von ihnen mit dem Dubs-Trio mithalten kann. Alle drei haben dennoch Fortschritte gemacht, die Offense ist generell besser geworden (Platz 10 in der Liga).

Die Defense, das große Steckenpferd des Trainers, ist allerdings noch immer eine Katastrophe, die nur von den Lakers unterboten wird (Def-Rtg.: 111,8). Auch in der Crunchtime offenbaren sie immer noch die gleichen Schwächen wie in der vergangenen Saison, als sie im letzten Viertel eine Führung nach der anderen noch herschenkten.

Wer bei Wolves-Spielen genau hinhört, kann nicht selten eine brüllende Stimme ausmachen, die bisweilen am Spiel des Teams zu verzweifeln scheint und Thibodeau gehört: "Wir sind noch ein unfertiges Erzeugnis", grummelte Thibs kürzlich nach einer Pleite gegen Toronto. "Da kommt einiges zusammen. Wir müssen noch lernen, 48 Minuten lang zu spielen, was die guten Teams in dieser Liga alle können müssen. Wir noch nicht."

Wut im Bauch

Verzagen muss man freilich trotzdem nicht - denn dafür ist die Zukunft dieses Teams einfach immer noch viel zu rosig. Sie beginnt nur offensichtlich ein wenig später, als es viele Experten vor der Saison erwartet hatten. Bisher wartet man vergeblich darauf, dass der Knoten im Kollektiv platzt, die Highlights waren bis dato fast alle individueller Natur wie das 47-Punkte-18-Rebounds-Spiel von Towns gegen New York oder die 47-Punkte-Gala von Wiggins gegen die Lakers.

Siege dagegen sind bisher absolute Mangelware, am Freitag kassierten die Wolves zuhause gegen Detroit sogar eine peinliche 27-Punkte-Klatsche. "Wir können Fehler akzeptieren", sagte Ricky Rubio danach. "Aber wir spielen ohne Herz, ohne Willen. Das war schrecklich. Zuletzt waren wir einfach schlecht und wirkten, als würde uns das alles nicht interessieren."

Es kann also eigentlich nur besser werden, große Erwartungen hat im Spiel gegen die übermächtigen Dubs ohnehin keiner - vielleicht braucht es ja genau diese Ausgangslage?

Wolves vs. Warriors im Check