"Wir konnten sie stoppen. Ich glaube, wir haben sie achtmal am Scoren gehindert, während wir gepunktet haben. Es fängt alles mit der Verteidigung an. Das sagt zwar jeder, aber es ist wirklich so." Das waren nicht etwa die Worte von Tony Allen von den Memphis Grizzlies, sondern die von Blake Griffin nach dem überzeugenden 116:92- Erfolg der Los Angeles Clippers bei den San Antonio Spurs aus der vergangenen Nacht.
Während fast die komplette NBA-Welt in die Bay Area schaut und sich über Addition von Kevin Durant zu den Golden State Warriors den Mund fusselig redet oder die Finger wund schreibt, durchleben die Los Angeles Clippers in deren Schatten eine kleine Transformation. Lob City gehört mehr und mehr der Vergangenheit an. Bereits in der vergangenen Saison stellte das Team von Doc Rivers eine Top-Five-Defense, doch in den ersten Spielen deutete sich bereits an, dass die Clips weiter Fortschritte in diesem Bereich gemacht haben.
Gegen die Spurs gab es nun den ersten echten Härtetest, welcher mit Bravour bestanden wurde. Zwar mussten beide Teams in der Nacht zuvor bereits ran, doch die Clippers steckten die Belastung besser weg und demontierten San Antonio bereits in der ersten Halbzeit. Entsprechend lobte Spurs-Coach Greg Popovich den Kontrahenten: "Sie waren fantastisch. Sie haben uns regelrecht zerstört." 73 Punkte hatte ein Team von Pop in 21 Jahren nach zwei Vierteln noch nie kassiert.
Defense first!
Zwar kassierten die Clippers in der noch jungen Saison erst eine knappe Pleite, daheim gegen die Oklahoma City Thunder, doch in der Offensive klickte es bislang noch nicht, wie man es von dieser explosiven Mannschaft gewohnt war. Vor dem Spiel in San Antonio trafen nur die Grizzlies schlechter aus dem Feld und auch der Distanzwurf fiel noch nicht wie gewohnt (lediglich 28,9 Prozent).
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Stattdessen wurden die ersten Spiele am hinteren Ende des Courts gewonnen. Nur den Portland Trail Blazers gelang es den Clippers mehr als 100 Zähler einzuschenken. Die Utah Jazz wurden dagegen bei 75 Zählern gehalten und auch Memphis gelangen in eigener Halle keine 90 Punkte. "Auf unsere Defense können wir im Moment zählen. Vorne müssen wir uns erst noch finden", erklärte auch Chris Paul nach dem Sieg im Grindhouse, früher eine gefürchtete Halle für die Clippers.
Und keine 24 Stunden tat es dies. 116 Punkte, 51,6 Prozent aus dem Feld und lediglich 9 Turnover. Der höchste Sieg der Saison war perfekt, auch weil durch erneut starke Verteidigung viele leichte Punkte generiert werden konnte. MVP-Kandidat Kawhi Leonard wurde bei mageren 16 Punkten und 3/13 aus dem Feld gehalten, während das gesamte Spurs-Team nur eine Feldwurfquote von 40,5 Prozent vorzuweisen.
Erstes Ausrufezeichen
"In jedem Training konzentrieren wir uns mehr auf die Defense, In jedem Spiel wollen wir unseren Gegner spüren lassen, dass wir da sind", erklärte Griffin die zuletzt guten Leistungen. Außer den Portland Trail Blazers traf kein Team mehr als 41 Prozent der Würfe, wobei fünf der sechs bisherigen Gegner durchaus Playoff-Hoffnungen hegen (Utah, OKC, Memphis, San Antonio, Portland).
Folgerichtig weisen die Clippers mit 90,7 das mit Abstand beste Defensivrating der Liga auf. Natürlich ist die Sample Size noch recht klein und wird sicher nicht auf diesem Niveau bleiben, doch nur zur Einordnung: Die Spurs-Verteidigung agierte in der vergangenen Regular Season auf einem historisch guten Niveau und stand nach 82 Spielen bei 96,6.
Eben jene Spurs bekamen dies nun am eigenen Leib zu spüren. "Wir haben schnell umgeschaltet und einfache Punkte gemacht. Das fühlt sich dann so an, als ob man nicht verfehlen kann", analysierte Griffin nach der Partie die Gala seiner Mannschaft. Es war das erste Ausrufezeichen der Saison und ein Fingerzeig an die Liga, dass mit den Clippers auch in dieser Saison zu rechnen ist, wenn auch vielleicht nicht mehr so spektakulär wie früher.