SPOX: Ein Team, an das sich in Deutschland vermutlich noch jeder Basketball-Fan gut erinnert. Gab es damals für Sie einen spezifischen Moment, an dem Sie dachten: 'Dieses Jahr kann es wirklich mal klappen!'?
Marion: Wir wussten es schon im Training Camp vor der Saison
SPOX: Erklären Sie.
Marion: Wir haben gemerkt, was für eine spezielle Gruppe an Jungs wir da hatten. Wir hatten Dirk, noch immer in seiner Prime, aber ohne Ring. Wir hatten Jason Kidd und mich, die langsam älter wurden, aber noch Feuer hatten und ebenfalls ohne Titel dastanden. Und das zog sich so durch den gesamten Roster. Eine überragende Gruppe an Leuten, die sich von Anfang an dem einen Ziel untergeordnet haben. Wir dachten: 'Bleiben wir gesund, können wir es schaffen!' Ich kriege noch immer Gänsehaut, wenn ich an diese Saison zurückdenke.
SPOX: Was für eine Beziehung hatten Sie zu Nowitzki, den Sie schon lange als Gegenspieler kannten?
Marion: Eine gute Beziehung, aber auch eine sehr wetteifernde. Wir haben im Training häufig gegeneinander gespielt und aufgrund unserer vorigen Erfahrungen auch nie an Sprüchen gespart. Mit einem Witzbold wie Dirk geht das natürlich überragend.
SPOX: Was war der beste Trash-Talk Moment mit Dirk, an den Sie sich erinnern können?
Marion: Da gab es zu viele. Und jugendfrei waren sie auch nicht unbedingt immer. Also behalte ich sie lieber für mich. (lacht)
SPOX: Nachdem Kobe, Duncan und nun auch Garnett aufgehört haben, ist Dirk fast der letzte verbliebene Spieler, der in den Neunzigern gedraftet wurde. Wie lange geben Sie ihm noch?
Marion: Sie haben Recht, das war mir noch gar nicht bewusst. (lacht) Jetzt ist er auf jeden Fall der 'Father Time' der Liga. Im Ernst: Das liegt ganz bei ihm. Er spielt ja immer noch sehr gut und effektiv, von daher kann das schon noch einige Jahre so weitergehen. Aber das Gute ist ja, dass er auf nichts mehr angewiesen ist. Wenn er merkt, dass er keinen Spaß mehr daran hat, kann er einfach aufhören und ein neues Kapitel in seinem Leben beginnen.
SPOX: Viele NBA-Fans sind mit Kobe und Co. aufgewachsen, nicht nur für sie geht eine Ära zu Ende - ist die Liga Ihrer Meinung nach dennoch in guten Händen?
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Marion: Definitiv. Natürlich werde auch ich die Jungs vermissen, aber sie alle haben sich den Ruhestand verdient und mehr als genug für das Spiel getan. Dass es in guten Händen ist, sieht man doch bestens am neuen TV-Vertrag und der ist nicht zuletzt ihr Verdienst. Aber an eine große Ära wird sich jetzt die nächste anschließen. Wir haben überragende Talente in der Liga und viele Spieler, bei denen Fans eines Tages ähnlich empfinden werden wie jetzt bei Kobe oder Duncan. Das ist einfach der Lauf der Dinge.
SPOX: Dann habe ich jetzt nur noch eine Frage, die Sie mir bitte nicht übel nehmen.
Marion: Schießen Sie los.
SPOX: Wer hat Ihnen diese merkwürdige Wurftechnik beigebracht?
Marion (lacht): Merkwürdig? Die war überragend!
SPOX: Das finden aber nur Sie.
Marion: Mag sein, aber Sie hat funktioniert! (lacht) Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich habe Sie mir selbst beigebracht. Jeder fängt doch irgendwie an, und meine Würfe sahen einfach so aus. Da ich von Anfang an einigermaßen erfolgreich damit war, habe ich sie nie verändert. Egal, wie oft meine Coaches mich dazu zwingen wollten. (lacht)