NBA

"Mein Traum ist keineswegs geplatzt"

Tibor Pleiß sah vergangene Saison nur 82 Minuten Spielzeit in der NBA
© getty
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SPOX: Haben die Jazz Ihnen etwas mit auf den Weg gegeben, woran Sie im Sommer arbeiten sollten?

Pleiß: Es war ihnen sehr wichtig, dass ich zu P3 gehe, aber das hatte ich zu dem Zeitpunkt ohnehin schon geplant. Ich sollte an Athletik und Schnelligkeit arbeiten, um mit dem NBA-Tempo besser klarzukommen und anderen großen Spielern auch mal den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Ich denke, dass ich in diesen Aspekten auch große Fortschritte gemacht habe.

SPOX: Mit welchen Erwartungen sind Sie jetzt in die Summer League gegangen, aber auch die anschließende Saison?

Pleiß: Es ist schwer, sich da schon auf konkrete Minuten oder ähnliches festzulegen, weil die "richtige" Saison noch so weit weg ist. Aber ich will mehr spielen, das ist klar. Im Moment denke ich aber eigentlich konkret nur an die Summer League. Wenn ich mich dort gut präsentiere, kann das für meine langfristigen Ziele ja durchaus hilfreich sein.

SPOX: Die kommende Saison Ihres Vertrages ist noch garantiert, für das dritte Jahr verfügen die Jazz jedoch über eine Team-Option. Entsteht dadurch eine Art Do-or-Die-Situation?

Pleiß: Ich will mich da nicht zu sehr unter Druck setzen. Druck kann zwar in manchen Situationen hilfreich sein, in anderen kann er dich aber auch aus der Bahn werfen. Deswegen versuche ich, so gut es geht bei mir zu bleiben. Ich arbeite auf die Saison hin und werde alles dafür tun, die sich mir bietenden Chancen von nun an besser zu nutzen und dem Team zu helfen.

SPOX: Dabei würde Sie von nun an ein neuer Point Guard bedienen, George Hill kam kürzlich per Trade nach Utah. Ist er das fehlende Puzzleteil, um die Jazz wieder in die Playoffs zu bringen?

Pleiß: Da müssten Sie die Coaches fragen. (lacht) Ich habe noch nicht mit ihm trainiert, daher kann ich das nicht wirklich beurteilen. Er ist ja auch nicht der einzige Point Guard im Roster und wer dann genau spielt, müssen wir erst mal abwarten. Die Playoffs sind aber natürlich trotzdem das Ziel. Vor allem nach dem ziemlich bitteren Ende, das wir dieses Jahr hatten.

SPOX: Am letzten Tag fiel die Entscheidung...

Pleiß: Genau, und die lag gar nicht mehr bei uns. Houston war ein paar Stunden vor uns in Sacramento zu Gast und hätte verlieren müssen, damit wir eine Chance gehabt hätten. Aber die Kings haben dann fast alle Spieler geschont und waren natürlich chancenlos. Deswegen hatte unsere letzte Partie dann eigentlich keine Bedeutung mehr. Wir hatten das Ergebnis kurz zuvor erfahren und man konnte förmlich spüren, wie die Energie aus allen floss. Alle waren völlig bedient und wollten eigentlich nur noch nach Hause.

SPOX: Für Basketball-Fans hatte die Partie dann schon eine Bedeutung - es war gleichzeitig die Abschiedsvorstellung von Kobe Bryant. Wie erlebt man so ein Spiel von der Bank des gegnerischen Teams aus?

Pleiß: Auch wenn ich das in dem Moment natürlich kaum wertschätzen konnte, war das im Nachhinein schon ein echt großer Moment und ich bin stolz darauf, da gewesen zu sein. Es war großartig, ihn noch einmal so spielen zu sehen und als Basketball-Fan habe ich mich einfach sehr gefreut, dass diese lebende Legende so einen Abschied mit 60 Punkten hinbekommen hat.

SPOX: War das das Highlight ihrer bisherigen NBA-Karriere?

Pleiß: Es wird auf jeden Fall ein Tag sein, an den ich mich noch sehr lange erinnern werde. Highlights gab es aber auch sonst noch. Ich erinnere mich beispielsweise an meinen Preseason-Dunk über Julius Randle, für den ich dann auch ein Technisches Foul bekommen habe. Das Team hat mich trotzdem gefeiert, als hätte ich uns gerade zum Meister gemacht! Das war ja mein erstes Spiel und keiner kannte mich bisher so richtig, aber das war einfach ein Ausrufezeichen und danach habe ich mich erst richtig als Teil des Teams gefühlt. Und natürlich bleiben auch mein erster Korb in der NBA sowie die drei aufeinanderfolgenden Spiele im Januar hängen.

SPOX: Gab es auch Gänsehaut-Momente, wenn Sie bestimmten Gegnern gegenüberstanden, die in Ihrer Kindheit noch als Poster in ihrem Zimmer hingen?

Pleiß: So würde ich das jetzt nicht sagen. Ich glaube, das wäre nach zehn Jahren Profi-Basketball auch etwas übertrieben. Aber natürlich freut es mich, dass ich zu den letzten Spielern gehöre, die noch gegen Kobe gespielt haben. Ausflippen muss ich wegen so etwas aber nicht mehr. Ich bin ja nicht als Fan da. (lacht)

SPOX: Sie wurden bereits 2010 in der zweiten Runde gedraftet, gingen aber erst jetzt in die NBA. Ihr Nationalmannschaftskollege Paul Zipser wurde nun ebenfalls in Runde zwei gedraftet, hofft aber auf einen sofortigen Wechsel. Trauen Sie ihm diesen zu?

Pleiß: Ja, absolut. Paul hat große Qualität und vor allem auch den nötigen Arbeitseifer, das sieht man an seiner Entwicklung in den letzten Jahren. Er hat sich ja auch bei den Bayern nach und nach immer mehr Spielanteile erkämpft. Ich würde es ihm gönnen und denke, dass er den Schritt auf jeden Fall packen kann. Ich habe den Draft selber auch mit Spannung vorm Fernseher verfolgt und dann gleich gratuliert, als er von Chicago ausgewählt wurde.

SPOX: Wie sieht es mit Maodo Lo aus? Auch er läuft ja momentan in der Summer League für Philly auf. Hat er eine Chance?

Pleiß: Ich kann es bei ihm nicht ganz so gut beurteilen, da ich ihn nicht so häufig habe spielen sehen in der vergangenen Saison. Da hat es nur für vereinzelte NCAA-Spiele und -Highlights gereicht, aber er soll ja wieder sehr gut gespielt haben. Dass er diese Chance mit den Sixers bekommen hat, ist ein gutes Zeichen und wenn er seine Höchstleistungen abruft, kann er sich vielleicht auch einem Team empfehlen. Das Talent dazu hat er auf jeden Fall.

SPOX: Ein paar Schritte weiter ist Dennis Schröder bereits, der durch den Trade von Jeff Teague jetzt wohl Starter sein wird. Was erwarten Sie von ihm?

Pleiß: Dennis wird weiter sein Ding machen. Er kann ein Team führen, das hat er letzte Saison und auch schon bei der Nationalmannschaft gezeigt. Dass er das nötige Selbstvertrauen hat, wissen wir ohnehin alle. Ich wünsche ihm da sehr viel Glück und kann mir auch vorstellen, dass er in der neuen Rolle richtig viel punkten wird.

Tibor Pleiß im Interview

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