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"2011 war keine Frage des Geldes"

Donnie Nelson arbeitet seit 1998 mit Dirk Nowitzki zusammen
© getty
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SPOX: Bekommt Seth Curry in Dallas auch komplett grünes Licht zum Werfen wie Bruder Steph bei den Warriors?

Nelson: Nein, das grüne Licht gibt es bei uns nur für Jungs aus Deutschland. (lacht) Seth ist aber ohne Zweifel ein guter Schütze und hat eine Menge Potenzial. Auch im Playmaking ist er richtig gut geworden und bei uns wird er die Möglichkeit bekommen, das zu zeigen. Aber primär wird er davon profitieren, dass Spieler wie J.J. Barea und Devin Harris die gegnerische Defense zum Kollabieren bringen und er dann von außen abdrücken kann.

SPOX: A propos Deutschland: Sie hätten 2013 Dennis Schröder draften können, er wurde kurz nach dem Mavs-Pick von den Hawks gezogen. Dort ist er jetzt zum Starter aufgestiegen. Ärgern Sie sich manchmal über die verpasste Chance?

Nelson: Dennis hat sich richtig gemacht und er hat es sich verdient, das Vertrauen als Point Guard in Atlanta zu bekommen. Wir hatten ihn auf dem Zettel, aber wenn ich mich recht erinnere, hatten wir damals einen anderen Deal in der Mache. Daher haben wir uns anders entschieden. Aber nachher ist man bekanntlich immer schlauer.

SPOX: Auch dieses Jahr hätten Sie einen Deutschen draften können: Paul Zipser, der an Nummer 48 von den Chicago Bulls gezogen wurde. Sie haben sich an Position 46 für A.J. Hammons entschieden. Haben Sie über Zipser nachgedacht?

Nelson: Oh ja, wir mochten ihn sehr. Wir hatten ihn schon in Deutschland beobachtet und dann noch einmal in Treviso beim adidas Eurocamp. Ich war definitiv ein Fan von ihm. Aber am Drafttag hatten wir außer Salah Mejri keinen einzigen Center unter Vertrag. Daher haben wir uns für Hammons entschieden. Wir haben aber nicht nur auf unseren Kader geschaut, er war für uns auch der beste verfügbare Spieler.

Bulls-Insider K.C. Johnson im Interview: "Zipsers Skill-Set fehlt den Bulls"

SPOX: Der Frontcourt war in den letzten Jahren eine Problemzone der Mavs. Bogut hat eine lange Verletzungshistorie, er und Dirk werden sicher nicht mehr so viele Minuten abreißen. Wer ist in der Lage, die Lücke zu füllen?

Nelson: Wir haben ein mehrköpfiges Monster im Frontcourt. Andrew ist sicherlich der Favorit auf den Starting Spot, aber im Training Camp gibt es für alle die Möglichkeit, sich zu beweisen. Mejri hat den nächsten Schritt gemacht und hilft uns als agiler Rebounder und Shot-Blocker. Auch Hammons hat den Körper, um uns schon jetzt zu helfen. Dwight Powell wird definitiv Minuten auf der Fünf spielen, er war vergangene Saison Teil eines unserer besten Lineups. Und auch Dirk wird im Small Ball Center spielen, Barnes geht dann auf die Vier.

SPOX: Momentan bewerten viele Beobachter die Offseasons der Teams. Welche Note würden Sie sich selbst geben?

Nelson: Das überlasse ich lieber Ihnen als Experte. Meine Note ist: Ich wurde nicht gefeuert. (lacht)

SPOX: Im fünften Jahr in Folge hat es Dallas nicht geschafft, einen großen Free Agent zu verpflichten. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Nelson: Jede Entscheidung, die ein Spieler in der Free Agency trifft, ist eine ganz persönliche. Wenn Deron Williams, den wir ja schon 2012 holen wollten, noch einmal eine zweite Chance bekommen würde, denke ich, dass er sich für uns entscheiden würde. Das Geld spielt dabei natürlich eine große Rolle. Als Franchise, die versucht, Free Agents anzulocken, kannst du nur Vierjahresverträge anbieten. Das letzte Team des Spielers kann fünf Jahre und damit deutlich mehr Geld bieten.

SPOX: Wo wir gerade bei zweiter Chance sind: Bereuen Sie Ihre Entscheidung von 2011, das Championship Team aufzulösen, oder würden Sie es noch einmal genau so machen?

Nelson: Darüber kann man sehr, sehr lange diskutieren. Wenn Du eine Championship gewinnst, dann denkt jeder Spieler automatisch, sein Wert sei höher als er es in Wirklichkeit ist. Wir hatten eine Menge Free Agents, die davon profitieren wollten, was der Markt ihnen geboten hat. Das ist völlig legitim. Die Realität ist: Wir haben ein Miami-Team geschlagen, von dem niemand auf der ganzen Welt - mit Ausnahme unserer 15 Jungs in der Kabine - geglaubt hat, dass wir sie besiegen können.

SPOX: Aber Sie haben gewonnen...

Nelson: Wir haben zwar gewonnen, aber wie hoch war die Chance, dass wir es mit derselben Mannschaft noch einmal schaffen? Wie sich herausgestellt hat, wären wir in den Finals 2012 wieder auf das gleiche Heat-Team getroffen, nur eingespielter und hungriger. Und sie haben den Titel geholt. Die Frage ist also: Setzt Du die Zukunft der Franchise aufs Spiel und bezahlst den eigenen, älter werdenden Spielern, die auch vielleicht nicht ganz so gut waren, wie sie in den Finals 2011 gespielt haben, zu viel Geld? Wenn du glaubst, dass du erneut gewinnen kannst, dann ist die Antwort ja. Wenn nicht, dann musst du versuchen, neue Stars zu akquirieren. Es hatte nichts damit zu tun, dass wir Geld sparen wollten. Mark lebt nach dem Prinzip: "Championship or Bust".

SPOX: Es war also keine Frage des Geldes?

Nelson: Nein. Dirk wurde ja auch nicht jünger und wir wollten ihm einen zweiten Top-Spieler an die Seite stellen. Es ging einzig allein darum, sich bestmöglich für die nächste Titelchance zu positionieren.

SPOX: Kann man die Finals 2011 mit den Finals der letzten Saison vergleichen? Die Warriors waren nach der historischen Saison ebenfalls hoch favorisiert und doch jubelten am Ende die Cleveland Cavaliers.

Nelson: Der Vergleich ist lustig, denn als wir den Titel gewonnen haben, hatten wir in Ohio mehr Fans als jemals zuvor. Wir wurden die Cavs-Mavs genannt. (lacht) Nach "The Decision" stand LeBron James in Miami unter besonderer Beobachtung und wir erfuhren viel Unterstützung aus dem ganzen Land. Nun ist LeBron nach Hause zurückgekehrt und hat Cleveland zum ersten Titel der Franchise-Geschichte geführt, wie Dirk bei uns damals. Und dazu war es der erste für die Stadt seit 50 Jahren. Dirk ist zu 100 Prozent Dallas, aber er wurde nicht hier geboren. Es wäre in etwa so, als wären wir Würzburg und er würde hier die Meisterschaft gewinnen und zusätzlich noch mit Deutschland Weltmeister werden. Aber auch vom Verlauf her gibt es eine Menge Ähnlichkeiten zwischen den beiden Titeln, ja.

SPOX: Sind Sie froh, dass Hillary Clinton Mark Cuban nicht als Vizepräsidenten nominiert hat? Schließlich könnte er dann nicht mehr bei jedem Spiel an der Seitenlinie sitzen.

Nelson: (lacht) Ich sage Ihnen etwas: Wenn Mark jetzt ins Rennen um die Präsidentschaft einsteigen würde, hätte er eine gute Chance zu gewinnen. Ich denke nicht, dass Mark jemals Vize von irgendetwas sein wird. Wenn man sich die Optionen bei dieser Wahl anschaut, würde er eine Menge Stimmen bekommen. Und ich bin mir sicher: Er würde seine Sache gut machen.

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