NBA

"Die Ballons bleiben oben, verdammt!"

Ron Artest, Bill Russell, Larry Bird und Magic Johnson, Willis Reed (v.l.n.r.)
© getty
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Platz 7

1962: Boston Celtics - Los Angeles Lakers 110:107 OT

Auf eine makellose 10-0-Bilanz in Entscheidungsspielen hat es Celtics-Legende Bill Russell in seiner Karriere gebracht. Dass auch ein bisschen Glück dabei vonnöten ist, bewies Game 7 gegen die Lakers.

Aber der Reihe nach: Mit den Superstars Elgin Baylor und Jerry "The Logo" West waren die Lakers eine richtig große Nummer in Hollywood - und freuten sich angesichts ihrer fehlenden Defensive im Post sogar darüber, dass Russell und Co. die Sixers und Wilt Chamberlain eine Runde zuvor ausgeschaltet hatten. Es ging heiß her: 2-2 nach vier Spielen, Spiel 5 gewann Baylor mit 61 Punkten im Garden im Alleingang, aber Boston schlug prompt zurück. Es ging also wieder nach Boston.

30 Punkte und 40 (!) Rebounds von Russell. 41 Punkte von Baylor. 35 von West. Doch fast wäre es Frank Selvy gewesen, der für die Lakers zum Held geworden wäre. In der Schlussphase glich er mit zwei Layups zum 100:100 aus, und dann bekam er den offenen kurzen Baseline-Jumper zum Sieg. "Ich würde all meine Punkte für diesen letzten Korb tauschen" lamentierte er später - doch der durchaus machbare Wurf wollte nicht fallen. Die Celtics siegten in Overtime.

Während die Celtics anschließend das Jahrzehnt dominierten, kamen die Lakers gegen ihren großen Konkurrenten einfach nicht mehr an - Niederlagen in den Jahren '63, '65, '66, '68 und '69 sollten folgen. Erst 1972 gab es endlich den ersten Titel in Los Angeles.

Platz 6

1970: New York Knicks - Los Angeles Lakers 113:99 (MVP: Willis Reed)

Eigentlich war Game 7 eine klare Sache: Zur Pause führten die Knickerbockers mit 27, auch in Halbzeit zwei wurde es nicht wirklich spannend. Walt Frazier dominierte die Lakers mit 36 Punkten, 19 Assists und 7 Rebounds, Wilt Chamberlain brachte es nach 45 Zählern in Spiel 6 nur noch auf 21.

Die wichtigsten vier Punkte sollte allerdings der Finals-MVP markieren. Knicks-Center Willis Reed hatte sich in Spiel 5 am Knie verletzt und Spiel 6 verpasst. Nur 20 Minuten erhoffte man sich von Reed im Madison Square Garden, der mit einer Kortisonspritze hergestellt werden sollte. "Das war eine große Nadel", sagte der später. "Ich glaube, ich habe durch die Nadel mehr gelitten als durch die Verletzung."

Aber die Nadel hatte den gewünschten Effekt: Als Reed durch den Tunnel auf den Court kam, drehten die Zuschauer völlig durch - und auch die Lakers waren beeindruckt. "Diese Szene hat sich mir eingeprägt", sagte Frazier später. "Wäre das nicht passiert, hätten wir nicht gewonnen." Die ersten zwei Körbe gehörten Reed, der sich danach auf Abwehrarbeit gegen Wilt konzentrierte. Als seine Halbzeit vorbei war, stand es 61:37 - die Entscheidung war gefallen.

Platz 5

1984: Boston Celtics - Los Angeles Lakers 111:102 (MVP: Larry Bird)

Vier Hall-of-Famer auf Seiten der Celtics (Bird, Johnson, McHale, Parish), fünf in Purple and Gold (Magic, Kareem, McAdoo, Wilkes, Worthy): Das erste Aufeinandertreffen von Bird und Magic in den NBA-Finals hatte jede Menge Starpower zu bieten. Und auch Spannung auf dem Court: Bei 33 Grad Celsius im untemperierten Garden entwickelte sich die Partie zum Glutofen - wenn auch nicht so schlimm wie Game 5 (36 Grad).

Die Serie hatte auch so genügend Highlights: Gerald Henderson brachte die Celtics mit einem Steal in Spiel 1 in die Overtime. 21 Assists von Magic in Spiel 2. Eine Clothesline von McHale gegen Rambis in Spiel 4. Die Hitze in Game 5, mit einem Sensationsauftritt von Larry Bird (15/20 FG).

Der Held in Game 7 sollte dann aber überraschenderweise Cedric Maxwell heißen: Der Power Forward dominierte im Post und an den Brettern, zog Foul und Foul und fand aus dem Double-Team den freien Mann. 24 Punkte, 8 Rebounds und 8 Assists sammelte er an. Als Magic die Lakers aber eine Minute vor dem Ende auf drei Punkte herangebracht hatte, klaute ihm Maxwell den Ball, DJ machte an der Linie den Deckel drauf.

Mit 27,4 Punkten, 14 Rebounds, 3,2 Assists und 2 Steals pro Spiel wurde Larry Bird am Ende Wertvollster Spieler. 1985 sollten sich die zwei dominanten Teams der 80er Jahre erneut im Finale sehen - dann mit dem besseren Ende für Magic und Co.

Platz 4

2010: Los Angeles Lakers - Boston Celtics 83:79 (MVP: Kobe Bryant)

Aaaah, das "Ron-Artest-Game"! Ein richtig guter Shooter war der exzentrische Defensivkünstler Metta World Peace ja eigentlich nie, deshalb bot sich ein nervöses, zerfahrenes Spiel, in welchem die Celtics 40 Prozent und die Lakers gerade einmal 32 Prozent ihrer Würfe trafen, wie perfekt für ihn an. World Peace verteidigte gegen die Scorer aus Boston, schnappte sich 5 Rebounds und 5 Steals, und steuerte dazu auch noch 20 Punkte bei. Über 46 Minuten auf dem Court sah er - mehr als Kobe Bryant.

Seine Sternstunde ereignete sich eine Minute vor dem Ende, als er nach Pass von Kobe einen Dreier zum 79:73 durch die Reuse jagte - und anschließend Kusshände in die Menge warf. "Was für ein perfekter Moment dafür", sollte er später sagen. "Was für ein Wurf. So einen wollte ich schon immer mal treffen. Deswegen hab ich ihn genommen." Coach Phil Jackson feierte ihn anschließend als "wertvollsten Spieler" an diesem Abend.

MVP wurde trotz eines 6/24-FG-Auftritts Kobe Bryant, der mit 15 Rebounds aushalf. Die Lakers dominierten an den Brettern (57:40) und an der Linie (37:17) und machten ihr schwaches Shooting so wett. Und Boston? Ist bis heute sauer über die verpasste Gelegenheit. Man habe den Moment nicht ernst genug genommen, meint Ray Allen. Coach Doc Rivers schiebt es auf die Verletzung von Kendrick Perkins. Und Kevin Garnett soll bis heute einfach nur fuchsteufelswild werden, wenn er an die Finals 2010 denkt.

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