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Einfach mal machen

36 Punkte legte Stephen Curry im letzten Spiel gegen die Thunder auf
© getty

Geschichte wiederholt sich. Während die Golden State Warriors mit der Krönung ihres Comebacks weiter an ihrem Sieger-Image arbeiten, kämpfen die Oklahoma City Thunder mit alten Problemen. Dabei zeigt sich in diesem Spiel 7: Gewinnen ist immer noch Kopfsache.

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"Ganz ruhig Jungs, das Spiel geht noch eine Ewigkeit, irgendwann fallen auch die Würfe", sprach Steve Kerr mit seinen Warriors Mitte des zweiten Viertels, als diese gerade mit über zehn Punkten im Rückstand lagen. Völlig unaufgeregt zeichnete er die nächsten Plays auf, nahm sich noch kurz vor dem Einwurf Draymond Green zur Seite, tätschelte ihm anschließend vertrauensvoll auf den Hinterkopf, als wolle er sagen: "Ihr macht das schon!"

Auch während der Halbzeit, bei einem knappen Rückstand von 42:48, klangen seine Ansagen wohl nicht anders. Kleine Korrekturen, aufmunternde Parolen. Der Gameplan stand, das Vertrauen in die eigenen Stärken war ohnehin gegeben. 73 Siege, eine NBA-Championship im Rücken, den amtierenden MVP auf dem Court. Was sollte da schon schiefgehen? "Wirklich niemand bei uns hat auch nur ansatzweise geglaubt, dass wir hier heute verlieren", verriet Green nach der Partie.

"Mit einem blauen Auge davongekommen"

Und so scheint es inzwischen völlig normal, was die Warriors im dritten Viertel gegen diese verbissen kämpfenden Thunder aufs Parkett zauberten. Plötzlich fing das gesamte Team im Stile eines Champions Feuer. Dreier um Dreier flog über die OKC-Köpfe hinweg, die Splash-Brothers als Anführer einer gnadenlosen Scoring-Maschine, die sichtlich Spaß mit ihrem Gegner zu haben schien. Ganz so locker sah Coach Kerr diesen Abend natürlich nicht: "Wir sind hier wirklich mit einem blauen Auge davongekommen. Allerdings haben wir uns selbst aus dieser Drucksituation befreit und haben sie gemeistert."

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Kerr sah während der Partie immer wieder zu seinem Gegenüber Billy Donovan rüber, guckte sich die Bank der Thunder aus. Rund zwei Spiele dauerte es, bis Kerr es endlich geschafft hatte, die Thunder zu knacken, deren Taktik zu durchschauen. Auch vor diesem entscheidenden Spiel 7 tüftelte Kerr akribisch an seinem Gameplan: "Ich habe rund 11 Eckpfeiler unseres Gameplans geändert, davon werde ich natürlich keinen verraten", sprach der Dubs-Coach nach dem finalen Buzzer mit einem Augenzwinkern.

So einfach ist das

Jedem ist bewusst, welch harte Arbeit im Erfolg der Warriors steckt, doch Partien wie dieses letzte Spiel der Western Conference erwecken manchmal den Eindruck, als wären als diese Errungenschaften der letzten Monate eine Selbstverständlichkeit, ein Produkt natürlicher Überlegenheit. Splash-Brother-Dreier, Green-Hustle, Iguodala-Defense - so einfach ist das.

Vor allem mit einem Blick auf den Kontrahenten aus Oklahoma City verfestigt sich dieser Eindruck. Es war Anfang des vierten Viertels. Die Thunder liefen einem Sieben-Punkte-Rückstand hinterher, also eigentlich alles noch möglich. Zwei schnelle Dreier und die Partie wäre wieder offen gewesen. Dennoch ließ sich Kevin Durant frustriert auf die Bank fallen, schnaubte, deutete immer wieder auf seine Kollegen auf dem Court und musste irgendwann von Assistant-Coach Mark Bryant verbal eingefangen werden.

Viel Isolation und eine 24-Sekunden-Uhr

Zur gleichen Zeit verrannte sich Kollege Russell Westbrook (5 Punkte in der zweiten Halbzeit) in wilden Würfen und verbissenen Plays Richtung Korb; mit einer großen Portion 'Durch-die-Wand'-Attitüde. Nichts mehr zu sehen vom starken Ball-Movement der Spiele drei und vier. Dagegen viel Isolation und eine gnadenlos tickende 24-Sekunden-Uhr.

Während die Warriors unter Druck erst richtig auflebten, wirkte es bei den Thunder, als würde das OKC-Jersey in solchen Moment wie Blei auf den Schultern liegen: "Es tut verdammt weh, vor allem bei so einer Ausgangslage. Drei Siege hatten wir schon", klagte Durant. Dabei sind die Thunder am Ende selbst schuld.

Dass die Warriors jederzeit heißlaufen können, war zu erwarten. Dass sie mindestens einen starken Run vor heimischer Kulisse hinlegen würden, war zu erwarten. Und dass Stephen Curry nach ein paar menschlichen Spielen irgendwann wieder zum Außerirdischen mutieren würde... war zu erwarten!

OKC völlig kopflos

Doch statt sich in alter Muhammed-Ali-Manier in die Seile zu schmeißen, am eigenen Gameplan festzuhalten und nach ein paar Wirkungstreffern wieder aus der Ringecke zu kommen, agierte OKC plötzlich völlig kopflos. Waren die Zonen unter den Körben in der erste Halbzeit noch das Hoheitsgebiet der Thunder, so schien nach dem Seitenwechsel außer Westbrook kaum noch ein Spieler Lust auf den Infight unter den Brettern zu haben.

Kevin Durant hielt sich gleichzeitig in der Offensive lange zurück. Ließ nach einigen Spielen wieder jene Passivität aufblitzen, die schon seit geraumer Zeit als eine der wenigen Schwachpunkte seines Spiels hervorgehoben wird. Hatte er sich etwa verunsichern lassen von den negativen Kommentaren nach Spiel 6? Oder war es tatsächlich die starke Defense von Andre Iguodala, die Durant aus dem Gleichgewicht brachte?

Natürlich muss ebenso auf die schlechte Offensiv-Performance der Rollenspieler hingewiesen werden, auf die dünne Bank. Final sind es jedoch die Superstars, die sich der Kritik stellen müssen. Sie sind es schließlich auch, die bei Erfolg in den Himmel gelobt werden, die ihr Team mitziehen müssen. Billy Donovan setzte irgendwann nur noch auf sein Star-Duo. Auf die Probleme bei Switches gegen Curry reagierte er einzig mit 'Traps', welche die Dubs mit weitem '4-out-1-in'-Spacing simpel zu konterten wussten.

Das beste Team aller Zeiten?

Fakt ist, dass die Thunder mal wieder den Sack nicht zumachen konnten. Auch wenn Coach Donavan auf einen großartigen Gegner aus Kalifornien verweist: "Sie haben letztes Jahr den Titel geholt, sie haben einen neuen NBA-Rekord aufgestellt. Bereits vor den Playoffs hat jeder davon gesprochen, dass dies vielleicht das beste Team aller Zeiten ist."

Nichtsdestotrotz gab es nicht nur in diesem Spiel einen Moment, in dem die Thunder ihren Gegner genau da hatten, wo sie ihn haben wollten. Mit großem Respekt vor der starken OKC-Defense unter dem Korb, mit der Angst vor den langen Armen von Durant und Co., mit dem Schrecken über die schier unmenschliche Athletik dieser Truppe.

"Es tut einfach weh"

Am Ende entscheidet immer noch der Kopf über solche Spiele. Genau da scheint OKC regelmäßig an seine Grenzen zu stoßen: "Unsere Moral ist am Boden, wir sind einfach nur bestürzt. Wir wollten diese Chance auf den Titel so sehr, es tut einfach nur weh", sprach Durant in die Kameras, der sich zu seiner Zukunft vorerst nicht äußern möchte. Doch nach dieser Serie wird sich der 27-Jährige sicher seine Gedanken machen.

Vielleicht war es diese Verbissenheit der Thunder, die dem Team nicht nur zu einem modernen 'Bad-Boy'-Image verhalf, die Truppe trotz vielen Zweiflern bis unter die besten vier Teams des Landes vordringen ließ, sondern auch im entscheidenden Moment fast schon in blinde Raserei verfallen ließ. 24 Dreier feuerte man ab, nur sieben fanden ihr Ziel. Man agierte kopflos, offensiv wie defensiv. Im Fastbreak, unter dem Korb, am Perimeter. Irgendwann lief alles nur noch über Russell und KD. Von Bewegung keine Spur.

Und die Warriors? Die spielten ihren Stiefel einfach herunter. Kaum ein Fehler unterlief den Dubs im zweiten Durchgang. Allen voran Stephen Curry spielte eine fast perfekte Halbzeit (5 Dreier, 8/13 FG, 21 Punkte). Warum er dennoch weiterhin unterschätzt werde, wollte ein Reporter von Steve Kerr anschließend wissen: "Weil er aussieht wie 12", lachte der Coach und trifft damit vielleicht indirekt einen wahren Kern. Zumindest diese kindliche Lockerheit scheint sich Curry auf dem Court bewahrt zu haben - und seine Kollegen folgen ihm. Frei nach dem Motto: "Nicht darüber nachdenken - machen!"

Der Spielplan im Überblick

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