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"Wer hat noch Bock auf LeBron?"

Die SPOX-Redakteure diskutieren in der Triangle Offense mit Matze Bielek
© getty
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Die Thunder sind das größte Problem der Warriors

Matze Bielek: Da können wir uns meiner Meinung nach kurz fassen: Nein. Das größte Problem beziehungsweise der einzige Herausforderer der Warriors sind sie selbst. Kein anderes Team ist derzeit auf ihrem Level, wenn sie ihre Leistung abrufen. Dann schlägt sie niemand, schon gar nicht in einer Serie. Wenn ich sehe, welchen mentalen Kraftakt sie jetzt seit Monaten geliefert haben, ohne dabei den Fokus zu verlieren, denke ich nicht, dass sie jetzt auf einmal einbrechen. Und dann sind sie meiner Meinung nach ganz klar das beste Team der Liga.

Ole Frerks: Außerdem fliegen die Thunder sowieso gegen Dallas raus, richtig?

Matze Bielek: Genau das! Nein, im Ernst: Ich glaube nicht, dass sich OKC in der wahrscheinlichen Zweitrundenserie gegen die Spurs durchsetzen würde, geschweige denn gegen die Warriors. San Antonio hat den besseren Coach in Gregg Popovich, der meiner Meinung nach auch eine clevere Art und Weise finden wird, wie man mit den OKC-Superstars umgehen kann. Die kannst du natürlich nicht aus dem Spiel nehmen, aber vielleicht einschränken - und dann fehlt bei OKC einfach die nächste Option. Das Team ist mir immer noch zu eindimensional, daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert.

Marc-Oliver Robbers: Das sehe ich ein bisschen anders. Ich meine, wann hatten die Thunder zuletzt mal sowohl Russ als auch KD fit und in Topform für einen Playoff-Run? Seit 2012 fehlte eigentlich immer entweder einer von beiden oder Serge Ibaka. Jetzt sind sie mal fast komplett gesund durch die Saison gekommen und mehr als heiß. Was Westbrook diese Saison gemacht hat mit Triple-Doubles in einer Halbzeit und weiteren Heldentaten ist abartig, das kann ich gar nicht anders ausdrücken. Kontrollieren kann man ihn nicht. Und Durant ist eben immer noch Durant - ihn kann man am Punkten sowieso nicht hindern. Ich würde in einer Zweitrundenserie gegen die Spurs einfach aufgrund der Brillanz der beiden auf OKC setzen. Ich weiß, dass ich es bereuen werde, wieder mal San Antonio abgeschrieben zu haben, aber ich sehe die Thunder näher an den Spurs als es die Bilanz der Regular Season vielleicht aussagt. Ich denke auch, dass sie Golden State Paroli bieten könnten. Sie waren auch in den Regular-Season-Spielen immer bis hinein ins letzte Viertel auf Augenhöhe mit den Warriors. Wer hat das in der Regelmäßigkeit sonst geschafft?p>

Ole Frerks: Sie haben ja trotzdem alle diese Spiele verloren, Olli. Und das nicht nur immer wegen der Warriors-Brillanz, sondern auch der eigenen Dummheit. Das fundamentale Problem, dass es in der Crunchtime keine Hierarchie und keinen klaren Plan gibt, hat sich auch unter Donovan nicht gelöst. Es waren ja bei weitem nicht nur die Spiele gegen Golden State, die OKC in den letzten Minuten noch hergeschenkt hat und ich sehe nicht, warum sich das jetzt auf einmal ändern soll. Im Endeffekt stimme ich ohnehin Matze zu: Golden State wird Meister, wenn es keine hässliche Verletzungen gibt. Aber wenn wir ihren Gegner in den Conference Finals suchen: Das werden die Spurs sein. Die Explosivität, die individuelle Klasse spricht eher für OKC, aber Execution, Disziplin, Coaching und all die anderen "langweiligen alten Spurs"-Geschichten sprechen klar für San Antonio. Die Spurs haben eine der besten Defensiven der Liga-Geschichte, und dazu kommt: Wenn sie nicht gerade gegen Golden State spielen müssen, ist auch die Offense richtig gut. OKC ist aufgrund der Athletik extrem stark darin, die erste Aktion zu verteidigen, sei es ein Pick'n'Roll, ein Drive oder was auch immer - wenn sie danach aber rotieren müssen, wird es schwierig. San Antonio hat dafür das perfekte Rezept, weil sie bei jedem Angriff etliche Ausstiege haben und den Ball schneller bewegen, als ein Mensch laufen kann - selbst wenn er Westbrook heißt. Das ist ja das Paradoxon: In jedem anderen Jahr wäre San Antonio für mich der Top-Favorit auf den Titel. Jetzt gebe ich ihnen vielleicht 5 Prozent und das ist immer noch der zweithöchste Wert...

Martin Klotz: Na na na, Ole. Du willst doch nicht den Zorn des Donnergotts auf doch ziehen!? Sehe das bei weitem nicht so eindeutig wie du. Ich gebe OKC im Zweitrunden-Matchup mit den Spurs eine gute Chance, sagen wir 38,71 Prozent. Den Grund hat Olli schon erläutert: Die Spurs können jedes "herkömmliche" Team in Grund und Boden passen sowie in der Defense durch ihre starken Rotationen und Erfahrung viele Scoring-Optionen ausschalten. Aber Westbrook trifft den Layup eben auch gegen vier Defender, Durant seinen Wurf über das Double Team. Klar, die alten Herren sind immer noch ein absolutes Top-Team, aber sie werden - auch wenn man es kaum sieht - doch älter. Gerade in den Playoffs kostet jedes Play doppelt so viele Körner. Ich halte der thunderschen Hero-Ball daher nicht für die schlechteste Methode, um San Antonio zu knacken. Aber bei einer Sache muss ich dir natürlich Recht geben, Ole: Der Champion 2016 heißt Golden State und daran werden weder die Spurs noch die Thunder etwas ändern können.