NBA

"Aufgeben war nie eine Option"

Von Max Marbeiter und Marc-Oliver Robbers
Alonzo Mourning (r.) gewann 2006 mit den Miami Heat die Meisterschaft
© getty
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SPOX: Früher gab es Patrick Ewing, Shaq, Olajuwon, heute gibt es nur noch wenige echte Center. Warum ist das so?

Mourning: Das Spiel wird heute einfach anders gelehrt. Es gibt ja nur eine Möglichkeit für einen Spieler, die Center-Position richtig zu lernen: Irgendjemand muss es ihm beibringen. Sie haben alle die physischen Voraussetzungen, aber einer muss es ihnen auch zeigen. Ich hatte in meiner High School einige großartige Trainer, Bill Lassiter zum Beispiel, später auf dem College dann John Thompson. Sie haben mir die Position nähergebracht. Heute gehen die Jungs immer weiter und weiter vom Korb weg und werden reine Jump Shooter. Ich bin immer noch der Meinung, dass man Spiele nicht von außen gewinnt, man gewinnt sie unter dem Korb. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, genauso wurden wir letztes Jahr von den Spurs geschlagen. Sie haben uns in der Zone mit hochprozentigen Würfen und Layups dominiert. Natürlich haben sie auch ihre Dreier getroffen, aber sie haben uns vor allem in der Zone dominiert.

SPOX: Dass Talente das College mittlerweile häufig sehr früh wieder verlassen, mag unter Umständen ebenfalls ein Grund sein. Haben Sie das Gefühl, dass es jungen Spielern heute zu leicht gemacht wird, in die NBA zu kommen?

Mourning: Nein, das würde ich nicht unbedingt sagen. Ich denke einfach, dass das Spiel heute einfach wesentlich weniger physisch ist. Es dreht sich einfach viel mehr um die Jungs, die rund um die Dreierlinie spielen. Es dreht sich um die Jungs, die zum Korb ziehen und von draußen werfen können.

SPOX: Kommen wir noch einmal auf die Hindernisse zurück, die sie während Ihrer Karriere meistern mussten. Sie kamen nach einer Nierentransplantation zurück und wurden dann noch NBA Champion. Wie haben Sie das geschafft?

Mourning: Es war einfach mein Wille, etwas erreichen zu wollen. Dabei war mir egal, wie groß die Hürden waren, ich wollte einfach erfolgreich sein. Aufgeben war nie eine Option. Ich habe immer nach einem Weg gesucht, die Sache zu überstehen. Und das habe ich dann auch geschafft.

SPOX: Noch heute unterschützen sie die National Kidney Foundation. Wie wichtig ist es Ihnen, anderen zu helfen, nachdem sie selbst derart große Unterstützung erfahren haben? Passen Sie deshalb so gut zur Laureus Foundation?

Mourning: Genau. Darum geht es im Endeffekt. Es geht darum, schwierige Situationen durchzumachen. Denn jeder kommt in seinem Leben an einen Punkt, an dem er sich einer Herausforderung oder Schwierigkeit stellen muss. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht.

SPOX: Vor ein paar Monaten wurden Sie nun zum Laureus Botschafter ernannt. Können Sie uns sagen, was Laureus für Sie bedeutet?

Mourning: Sport nimmt seit ungefähr 35 Jahren einen großen Teil meines Lebens ein. Und ich weiß zu schätzen, dass der Basketball unzählige Möglichkeiten für mich und meine Familie eröffnet hat. Ich konnte einige großartige Beziehungen im Basketball knüpfen und mache das immer noch. Zum Laureus-Botschafter ernannt zu werden, ist eine riesige Ehre für mich. Speziell, wenn man bedenkt, wofür Laureus steht und wie alles unter dem großartigen, ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela entstand. Teil dieser Initiative zu sein und die Kraft des Sports einzusetzen, um das Leben vieler junger Menschen zu ändern, inspiriert mich. Ich will sicher gehen, dass wir weiter so viele Kinder wie möglich für unseren Sport begeistern können.

SPOX: Wie kann Laureus helfen, jungen Basketballspielern und anderen aufstrebenden Athleten zu ermöglichen, ihren Traum zu realisieren?

Mourning: Viele dieser Kinder kommen auf die Welt und müssen mit dem klar kommen, was ihnen gegeben wird. Sie dursten danach, eine Richtung vorgegeben zu bekommen und es ist wichtig, dass wir als Erwachsene ihnen die bestmögliche Richtung vorgeben. Mit Sport bekommt man bei ihnen die Aufmerksamkeit, um ihnen zu helfen, die Wichtigkeit der verschiedenen Bereiche im Leben näherzubringen. Es geht darum, ein guter Bürger zu sein, Aufrichtigkeit und Integrität zu zeigen, in der Lage zu sein, mit den Mitspielern zu komminizieren und als Gruppe zusammenzuarbeiten. Es gibt so viele verschiedene Wege, wie wir den Sport nutzen können, diesen Kindern zu helfen, damit sie in dieser Welt zurechtfinden.

SPOX: Sie unterstützen ein Programm, das sich "Overtown Youth Center" nennt. Können Sie uns sagen, wie Sie versuchen dort zu helfen?

Mourning: Das Overtown Youth Center ist eine NGO, in der wir über 400 Kinder nach der Schule betreuen. Das geht von der zweiten Klasse bis zur zwölften und wir helfen ihnen noch in der High School oder am College. Das Hauptaugenmerk liegt dabei nicht nur darauf, in ihrem sehr schwierigen Umfeld ein sicherer Hafen für diese Kinder zu sein, sondern auch darauf, ihnen schulisch weiterzuhelfen. Es gibt im öffentlichen Schulsystem so viele Kürzungen, da versuchen wir ihnen so viele Dinge wie möglich zu vermitteln. Wir haben eine Partnerschaft, die es uns erlaubt, diese Kinder weiterzuentwickeln, die Hindernisse in ihrem Leben aus dem Weg zu räumen, die verhindern, dass sie mit einem Abschluss in ihrer Hand die Schule verlassen. Unsere Erfolgsrate liegt bei 100 Prozent High-School-Abschlüssen. 90 Prozent unserer Kinder gehen anschließend aufs College und machen ihren Abschluss.

SPOX: Glauben Sie, dass es als Sportler wichtig ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben?

Mourning: Auf jeden Fall. Niemand von uns wäre in der Position, in der wir heute sind, wenn uns nicht irgendjemand Hilfestellung geleistet hätte. Wir können uns glücklich schätzen, weil wir in unserem Leben da sind, wo wir sind, weil uns jemand an die Hand genommen hat.

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