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Abreibung für den "entfernten Cousin"

Superstar LeBron James erzielte gegen die Brooklyn Nets 22 Punkte
© getty

Nach vier Niederlagen in der Regular Season gegen die Brooklyn Nets schlugen die Miami Heat beeindruckend zurück. Gegen die veränderte Spielweise des Meisters fanden die New Yorker keine Mittel und enttäuschten. Doch die Veteranen strotzen weiter vor Selbstbewusstsein. Paul Pierce erhält Extra-Motivation von LeBron James.

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Sichtlich gut gelaunt kam LeBron James nach dem Spiel aufs Podium im Presseraum geschlendert, setze sich vor das Mikro und gratulierte erst einmal pflichtbewusst Kevin Durant zu seinem MVP-Titel. Wenig später gab er schmunzelnd an, dass die immer wiederkehrenden Duelle mit Gegenspieler Paul Pierce - es ist die fünfte Playoff-Serie in den letzten sieben Jahre - sich wie ein Treffen mit einem entfernten Cousin anfühlen.

Ob man dies als Spitze gegen die recht körperlose Spielweise der Nets werten will, sei dahingestellt. Die Last, die dem Superstar nach der überzeugenden Partie gegen die Brooklyn Nets von den Schultern gefallen war, war jedenfalls greifbar.

Lange Pause kein Problem

Immerhin acht Tage hatten die Miami Heat kein Spiel mehr absolviert. Genug Zeit, um den Rhythmus zu verlieren und Rost anzusetzen. "Acht Tage ohne Spiel, da habe ich schon um den Rhythmus gefürchtet", sagte LeBron, um dann grinsend anzufügen: "Ich denke, ich muss mich nicht mehr fürchten."

Damit hat er wohl recht. Die Heat kamen so gut und dominant ins Spiel, dass man vermuten konnte, Miami hatte die ganze Woche nichts anderes gemacht, als das Spiel der Nets zu entschlüsseln. Dabei stand Brooklyn erst am Sonntag als nächster Gegner fest.

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Nach vier Niederlagen in der Regular Season musste sich aber auch etwas ändern. Hatten sich die Heat zuvor noch das langsame Spiel der Nets aufzwingen lassen und waren immer wieder im defensiven "Spinnennetz" (O-Ton Chris Bosh) gefangen, so bestimmten sie dieses Mal das Tempo.

"Wir können nicht ihr Spiel spielen. Sie wollen, dass wir Isolation-Basketball spielen, so dass sie ihre Defense formieren können. Wir müssen aber den Ball laufen lassen und sie dadurch in Bewegung versetzen, um dann auf die Weak Side zu kommen", analysierte Rashard Lewis die Änderungen im Vergleich zur Regular Season.

Miami stellt Spiel um

Und in der Tat, Miami spielte schneller und agierte auch ohne Ball einfach frischer. Die Folge waren exzellentes Ball Movement (22 Assists) und nur 10 Turnover. Dazu dominierten die Heat die Zone. 52 Punkte erzielten sie direkt unter dem Korb. Allein James hatte in der ersten Hälfte so viele Zonenpunkte erzielt wie das komplette Nets-Team.

LeBrons Präsenz unter dem offensiven Brett schaffte Platz für die Schützen. Und so feierte auch Reservist Shane Battier seine Auferstehung. Ganze 2:04 Minuten hatte er in der ersten Playoff-Runde gegen die Charlotte Bobcats gespielt. Jetzt stand er plötzlich in der Starting Five - nicht ganz ohne Nervosität.

"Zweifel plagen mich immer wieder. Diese Gedanken, dass ich es nicht mehr packe", erklärte Battier: "Das verfolgt mich seit der High School. Jetzt bin ich 35 Jahre alt, habe zwei Titel gewonnen und trotzdem muss ich es mir immer wieder beweisen." Auch dieses Mal hatte er es sich wieder bewiesen. Offensiv machte der Veteran seinen Job und defensiv hielt er Paul Pierce und Joe Johnson in Schach.

Allen braucht keine Extra-Motivation

Dazu erlebte Ray Allen einen Vintage-Abend. Der Scharfschütze erzielte 19 Punkte in 26 Minuten. Da kam natürlich gleich die Frage auf, ob er aufgrund des Duells gegen seine früheren Bostoner Spezies Kevin Garnett und Pierce extra motiviert war. Beide nahmen ihm seinen Wechsel nach Florida krumm. Jetzt folgte das erste Duell in der Postseason.

"Eine Menge Leute werden das jetzt natürlich sagen, aber Ray ist ganz einfach nur professionell. Er will uns einfach helfen, Spiele zu gewinnen", sagte Kumpel Lewis. Vielmehr hatte Allen eine einfache Erklärung für seine Punkte: "Wir haben schnell gespielt, nicht unbedingt mit schnellem Abschluss, aber dadurch haben wir sie in Situationen gebracht, die ihnen nicht liegen."

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Diese Überraschung ist ihnen gelungen. "Unser Defensiv-Plan ist nicht aufgegangen. Wir haben so viele Fehler in der Verteidigung gemacht. Sie konnten unbedrängt herumlaufen. Ich weiß, dass sie mich einige Male mit Backdoor Cuts erwischt haben", musste Point Guard Deron Williams kleinlaut zugeben.

"Wir werden nichts überstürzen"

Doch nicht nur das. Brooklyn war auch nicht tough genug. Im gesamten Spiel schickten sie James nur zweimal an die Linie. Der Superstar musste kein einziges hartes Foul einstecken. Dabei rühmen sich gerade KG und Pierce damit, LeBron besonders hart anzupacken.

"The Big Ticket" glaubt sogar, dass Miami daraus Motivation gezogen hat: "Wenn du ein Konkurrent von uns bist und das immer und immer wieder hörst und dazu noch reichlich Zeit hast, dich zu erholen und unsere Spiele anzuschauen, dann gibt dir das reichlich Motivation, das zu ändern."

Brooklyn muss nun die richtigen Schlüsse aus der Pleite ziehen. Die Nets sind erfahren und selbstbewusst genug, das zu tun. Allen voran Pierce lebt dies in jeder Sekunde vor.

"Leute, es war ein nur ein Drei-Punkte-Rückstand zur Pause. Wir werden nichts überstürzen. Wir haben immer noch das Gefühl, dass wir hier ein Spiel mitnehmen können." Das nächste Spiel dürfte daher auch bis zum Schluss eng werden und vor allem härter. Der "entfernte Cousin" ist jedenfalls fest entschlossen.

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