Nach der jüngsten Niederlage gegen die Phoenix Suns, als Minnesota in den letzten Minuten einen 0:7-Lauf hinnahm und die Partie noch mit 103:104 aus der Hand gab, platzte sogar dem sonst so besonnenen Kevin Love der Kragen.
"Es geht einfach nicht, dass zwei Spieler, die sonst viele Minuten bekommen, am Ende der Bank sitzen und es während unserer Auszeiten nicht für nötig halten aufzustehen", übte Love Kritik an der Körpersprache seiner Mitspieler. "Wir müssen zusammenhalten. Das pisst mich an. Wir sollten ein Team sein."
Der Power Forward nannte zwar keine Namen, dennoch wird anhand der Bilder deutlich, dass er J.J. Barea und Dante Cunningham gemeint haben muss. Beide gehören zur zuletzt viel kritisierten zweiten Fünf - und haben nun auch den Zorn des Franchise Players auf sich gezogen.
"Es geht hier um zwei Jungs, von denen wir mehr erwarten. Die auch von sich selbst mehr erwarten sollten", so Love. "Ich will niemanden rauspicken oder das Thema größer machen, als es ist. Aber Phoenix ist eine Mannschaft, die wir schlagen müssen. Und dafür hätten wir jeden einzelnen gebraucht, auch die Jungs auf der Bank. Wir müssen ein Team sein und zusammenhalten."
Zu gut, um so schlecht zu sein
Der Ausbruch des 25-Jährigen kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Timberwolves an einem Scheideweg stehen.
"ESPN"-Zahlenexperte Kevin Pelton weist darauf hin, dass Minnesota mit seinem aktuellen Point Differential (+4,6 pro Spiel) ein klares Playoff-Team sein müsste - und aufgrund der Geschichte auch noch dort hinkommen sollte.
Gleichzeitig stehen die Wolves, die 2004 letztmalig die Playoffs erreichten, bei einer mageren Bilanz von 17-18 und damit auf Platz 10 im Westen. Die Suns waren nur der letzte schlagbare Gegner, gegen den man verlor.
Zu viele unnötige Pleiten
Zuvor wurden schon mögliche Siege gegen Cleveland, Washington, Boston und die Lakers verschenkt.
Dass Loves Wut über die Aktion von Barea und Cunningham kein leeres Gerede ist, belegt die Tatsache, dass Minnesota jetzt eine 0-10-Bilanz in Spielen hat, die mit vier oder weniger Punkten Unterschied entschieden wurden.
"Dafür wird es einen Grund geben", glaubt Love. Und sieht ihn offenbar ihm mangelhaften Zusammenhalt.
Love: In jeder Hinsicht verbessert
Was die Timberwolves bisher geleistet haben, ist einfach zu wenig für die Ansprüche der Franchise, die nach eigener Einschätzung vor allem aufgrund vieler Verletzungen in den letzten Jahren nie in der Postseason dabei war.
Zu wenig ist das aber auch für Kevin Love. Die Double-Double-Maschine. Den Franchise Player. Den Superstar. Wollten ihm einige Kritiker diesen Status lange Zeit noch absprechen, spielt Love in dieser Saison Basketball wie von einem anderen Stern.
Noch immer liefert er in nahezu jeder Partie zweistellige Punktzahlen und Rebounds ab (genauer in 30 seiner bisher 34 Saisonspiele), darüber hinaus trifft er aus allen Lagen, spielt so viele Assists wie nie zuvor (4,1) und arbeitet wie ein Tier, um seine Defense zu verbessern.
Love verteidigte LaMarcus Aldridge und Dirk Nowitzki bereits exzellent, scheute nicht einmal das Duell mit dem zähen Zach Randolph. Er hilft seinen Mitspielern, wo er kann, und nimmt Offensivfouls auf. Seine mitunter schlampige Transition Defense ist immer seltener zu beobachten.
Keine Wertschätzung bei den Schiedsrichtern
Mit anderen Worten: Kevin Love tut alles, um seine Mannschaft in die Playoffs zu hieven - und selbst als einer der großen Stars der Liga wahrgenommen zu werden. Dass ihm da noch ein kleines Stück fehlt, zeigte die letzte Partie gegen Dallas.
Da wurde in den letzten Sekunden ein klares Foul von Shawn Marion nicht gepfiffen, das zu Love-Freiwürfen und möglicherweise dem Ausgleich geführt hätte. Stattdessen verlor Minnesota, die Liga musste später den Fehler von Referee Ed Malloy eingestehen und Rick Adelman kochte.
"Die Schiedsrichter haben wohl nicht mitbekommen, dass Kevin ein Top-5-Spieler dieser Liga ist", so der Wolves-Head-Coach. Es sei undenkbar, dass einem LeBron James, einem Kevin Durant oder einem Dirk Nowitzki der Pfiff in einer ähnlichen Situation verwehrt geblieben wäre - womit Adelman wohl Recht hat.
Love vs. Barea, Part II
Angesichts der ernüchternden Ergebnisse und der immer noch zu geringen Wertschätzung ist es umso frustrierender für Love, dass ihn nun auch noch zwei seiner Mitspieler "im Stich lassen".
"Hätte ich letzte Saison, als ich verletzt war, nicht jedes Spiel hinter der Bank gesessen und meine Solidarität zum Ausdruck gebracht, hätten die beiden als erste auf mich eingehauen. Das macht es umso härter", so Love sauer.Barea war bereits einmal in dieser Saison mit Love aneinander geraten, nachdem der Star die zweite Garde kritisiert hatte. Nicht nur einmal haben der Puertoricaner und seine Bankkollegen die oft guten Leistungen der Starter mit miesen Auftritten negiert und so auch sportlich zu vielen Pleiten beigetragen.
Barea fand die Kritik dennoch unangebracht.
"Wir haben noch viel Zeit"
Ricky Rubio schlägt sich auf Loves Seite: "Es ist ja verständlich, dass man mal frustriert ist, weil man nicht so viel spielt oder am Ende auf der Bank sitzt", so der Spanier. "Dennoch muss man die Entscheidungen des Trainers akzeptieren und weiter zu seiner Mannschaft halten."
Dass Barea und Cunningham bei den Timeouts nicht aufgestanden sind, will Rubio nicht bemerkt haben. "Aber wenn es so war, ist das schlimmer als jede Niederlage. Nicht das gesamte Team auf einem Nenner zu haben, ist furchtbar."
Bei den Wolves sind die Sorgen natürlich doppelt groß aufgrund der Tatsache, dass Love 2015 vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen kann. Verpasst Minnesota erneut die Playoffs und bleibt das Team ein inhomogener Haufen, dann könnte die kommende Spielzeit umso ungemütlicher werden.
So weit denkt Love selbst aber nicht: "Wir haben noch viel Zeit. Natürlich müssen wir Spiele wie gegen Phoenix gewinnen. Aber wenn wir weiter hart und kontinuierlich arbeiten, dann werden wir es schaffen."