Philadelphia 76ers - Chicago Bulls 89:82 - Serie: 3-1
Nach dem Kreuzbandriss von MVP Derrick Rose im ersten und der Knöchelverletzung von Joakim Noah im dritten Spiel bahnt sich im Osten eine traurige Sensation an. Den in dieser Saison überragend aufspielenden Chicago Bulls droht das Aus in Runde eins gegen die 76ers.
Eine historische Chance für Philadelphia: Seit ihrer Finals-Saison 2001 haben die 76ers keine drei Playoff-Spiele in Serie mehr gewonnen. Überhaupt gelang es der Nummer acht in der Playoff-Geschichte der NBA erst vier Mal, ein topgesetztes Team in Runde eins auszuschalten.
Auch diesmal konnte sich das Team von Doug Collins auf zwei Youngster verlassen. Jrue Holiday begann zwar vogelwild und vergeigte seine ersten fünf Dreierversuche. Aber nach dreieinhalb Vierteln feierte der 21-Jährige seine "Auferstehung" und brachte die Hausherren mit einem Dreier 77:73 in Führung. Mit einem weiteren Korb von jenseits der Dreierlinie brachte Holiday im direkt darauffolgenden Spielzug das Wells Fargo Center vollends zum Kochen - und bescherte Philly einen Vorsprung von sieben Zählern.
Beim Stand von 82:80 ging Holiday an die Freiwurflinie. Als hätte es seinen Einbruch in der ersten Hälfte nicht gegeben, versenkte der Youngster beide Würfe. "Du musst glücklich sein, wenn du spielst", lautete Holidays lapidare Erklärung für seinen Schlussspurt. "Das hilft wirklich!" Schließlich kam er trotz seiner miserablen Quote von nur sieben versenkten Versuchen aus dem Feld (von 23) noch auf 20 Zähler. Teamkollege Spencer Hawes steuerte 22 Zähler bei, Andre Iguodala kam auf 14 Punkte und zwölf Rebounds.Chicago ließ die beiden prominenten Ausfälle nicht als Entschuldigung gelten. Die Double-Doubles von Carlos Boozer (23 Punkte/11 Rebounds) und Taj Gibson (14/12) genügten jedoch nicht. "Unter dem Strich müssen wir besser verteidigen, vor allem weniger Fouls fabrizieren", sagte Boozer.
Philadelphia will den Sack nun in Chicago zumachen. "Wir müssen spielen, als wäre es Spiel sieben", fordert Holiday. Es wäre der erste Sieg für Philadelphia in einer Playoff-Serie seit 2003.
Bulls-Coach Tom Thibodeau gibt indes vor: "Ich mache mir keine Sorgen", so Thibodeau, "ich kümmere mich nur um das nächste Spiel. Wir haben mehr als genug Potential zu gewinnen." Zudem besteht die kleine Chance, dass Noah, dessen Verletzung zunächst bitterböses Erahnen ließ, zurückkehrt. Der Franzose hat die Hoffnung auf Spiel fünf jedenfalls längst nicht aufgegeben.
New York Knicks - Miami Heat 89:87 - Serie: 1-3
Melo, Melo, Melo! Die New York Knicks sind noch am Leben und haben ihre miserable Serie von 13 Playoff-Niederlagen gestoppt. Carmelo Anthony verhinderte mit seinen 41 Punkten den Sweep der Miami Heat nahezu im Alleingang. Amare Stoudemire sprang ihm mit 20 Zählern und zehn Rebounds zur Seite.
Stoudemire, dessen linker Arm nach der Partie in einer Schiene steckte, war nach dem knappen Sieg, dem ersten in der Postseason seit 2001, voller Hoffnung: "Ich glaube, es ist der erste von vielen. Heute war es großartig, diese jahrelange Serie loszuwerden, vor allem für die Fans."
Bitter: Baron Davis kugelte sich im dritten Viertel die rechte Kniescheibe aus. Der nächste Ausfall! Doch davon ließen sich die Knicks nicht irritieren. "Ich bin heilfroh, dass wir uns nach all dem zusammengerissen haben, wir haben weiter gekämpft und gewonnen", sagte Anthony.
Für Miami soll die überraschende Niederlage nur Durchgangsstation sein, um die Serie in Spiel fünf erfolgreich abzuschließen. "Wir hätten gern eine Woche Pause gehabt, aber nun kommt es halt anders. Wir werden das reparieren und unseren Fans am Mittwoch ein aufregendes Spiel bieten. Wir sind bereit", schwor Dwyane Wade die Heat nach der Pleite auf das nächste Ziel ein.
Wade hatte nach 22 Punkten seinen Dreier im letzten Angriff daneben gesetzt - und damit den möglichen Sieg aus der Hand gegeben. LeBron James kam im Madison Square Garden auf 27 Zähler.
Denver Nuggets - Los Angeles Lakers 88:92 - Serie: 1-3
Die ersten beiden Viertel verloren die Lakers noch knapp, sechs Punkte lag der Favorit zur Halbzeit hinten. Von da an aber ging das Spiel seinen gewohnten Weg. Kobe Bryant (22 Punkte/acht Rebounds/sechs Assists) und Andrew Bynum (19/7) lieferten gewohnt starke Leistungen ab. Die Matchwinner für die Lakers aber kamen von der Bank.
Nicht nur, dass ihr sechster Mann Jordan Hill ein Double-Double (12/11) ablieferte. Ramon Sessions und Steve Blake kamen rein und versenkten je einen Dreier in der letzten Minute. Beide hatten die Nuggets schlicht nicht auf dem Zettel, waren beschäftigt, Bryant und Gasol zu decken. So auch beim Stand von 86:86, als Sessions 48 Sekunden vor der Schlusssirene auf 89:86 stellte.
"Sessions hat schon große Dreier versenkt. Auch als ich verletzt war, hat er damit Spiele entschieden", lobte Bryant. "Er hat es heute wieder getan. Ich vertraue ihm."
20 Zähler von Danilo Gallinari und 15 von Andre Miller genügten Denver nicht für die nächste Überraschung.
Boston Celtics - Atlanta Hawks 101:79 - Serie: 3-1
Was für eine Demonstration! Bereits früh im dritten Viertel führte Boston mit 37 Punkten. Es war Zeit, Paul Pierce nach 24 Punkten und vier Rebounds in 18 Minuten rauszunehmen, damit er sein angeschlagenes Knie schonen konnte. Kurz danach ging auch Ray Allen (12/5) raus, der eine Knöchelverletzung mit sich rumschleppt. Kevin Garnett (13/5) wurde ebenso nach 27 Minuten geschont.
Die Tatsache, dass Boston es sich leisten konnte, seine alternden, angeschlagenen Stars zu schonen, war vielleicht die wichtigste Nachricht des Abends.
Nur Rajon Rondo spulte nach seinem Triple-Double in Spiel drei erneut das komplette Programm ab und dabei großes Kino ab, traf acht von elf seiner Versuche aus dem Feld: 16 (!) Rondo-Assists und 20 Punkte später war das ungleiche Match mit den Atlanta Hawks erledigt.
Bei den Gästen war Josh Smith mit 15 Punkten und 13 Rebounds noch Topscorer - zu wenig! Nie liefen die Celtics Gefahr, dieses vierte Spiel zu verlieren. Der Einzug ins Conference-Halbfinale scheint nur noch Formsache, auch wenn Spiel fünf in Atlanta stattfinden wird.
NBA: Der komplette Playoff-Spielplan