NBA

Wade führt Miami zum Statement-Win

Von Florian Regelmann
Heat-Superstar Dwyane Wade gewann in der Crunchtime das Duell gegen Kobe Bryant
© Getty

Die Miami Heat (44-21) haben sich mit einem 94:88-Erfolg gegen die Los Angeles Lakers (46-20) aus ihrer Krise befreit. Für LeBron James, Dwyane Wade und Co. war es der erste Sieg nach fünf Niederlagen in Serie. Kobe Bryants Lakers kassierten nach acht Siegen in Folge mal wieder eine Niederlage.

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Chris Bosh war mit 24 Punkten Topscorer der Heat. Dwyane Wade lieferte 20 Punkte, 5 Rebounds, 5 Assists und 4 Steals - und er war im Schlussviertel der entscheidende Faktor für den Sieg Miamis. LeBron James kam auf 19 Punkte, 9 Assists und 8 Rebounds.

Bei den Lakers trafen wie gewöhnlich Kobe Bryant (24 Punkte) und Pau Gasol (20 Zähler) am besten. Andrew Bynum verbuchte 13 Punkte und 12 Rebounds.

Heat - Lakers: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPN

Reaktionen:

Phil Jackson (Trainer L.A. Lakers): "Es war ein gutes Spiel. Sie haben besser gespielt als wir. Ich bin mir sicher, dass wir sie irgendwann noch mal wiedersehen."

Kobe Bryant (L.A. Lakers): "Wir haben den Korb im letzten Viertel nicht gut verteidigt. Wir haben Wade bei einigen Pick-and-Roll-Aktionen zum Korb ziehen lassen. Das hat uns den Sieg gekostet."

... über ein vermeintliches Foul von Wade in der Schlussphase: "Wade hat mich ganz klar gefoult. Es war offensichtlich, aber die Refs haben es nicht gesehen. Er hat meinen ganzen Arm getroffen. Ich hätte eigentlich drei Freiwürfe bekommen müssen. Er war selbst überrascht, dass sie es nicht gepfiffen haben."

Erik Spoelstra (Trainer Miami): "Wir wollten in unserer Situation nicht weglaufen. Wir wollten uns auch nicht verstecken. Wir wollen uns einfach weiter verbessern und vor allem wollen wir in Topform sein, wenn es wirklich zählt."

Dwyane Wade (Miami): "Wir wussten, dass es sich erst am Ende entscheiden würde. Wir mussten einen Weg finden, um das Spiel zu gewinnen. Das haben wir gemacht. Es fühlt sich gut an, ein Spiel mal auf die Weise zu gewinnen, auf die wir zuletzt die Spiele immer verloren haben."

Chris Bosh (Miami): "Für unsere Psyche war dieser Sieg enorm wichtig."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Unterschiedlicher könnte die Lage bei zwei Teams kaum sein. Miami: 5 Niederlagen in Serie. L.A.: 8 Siege in Serie. Beide Mannschaften mit den bekannten Starting Fives. Die Heat beginnen mit Chalmers, Wade, James, Bosh und Dampier. Für die Lakers starten wie gewohnt Fisher, Bryant, Artest, Gasol und Bynum.

7.: Sehr interessante Anfangsphase. Bryant erwischt einen fulminanten Start und erzielt die ersten 10 Punkte für die Lakers. Chalmers trifft zwei frühe Dreier für die Heat - James und Wade sind dagegen noch nicht im Spiel (1/6 FG). L.A. bis jetzt viel effektiver aus dem Feld. 16:13 Lakers.

10.: Ilgauskas blockt Artest weg, James läuft den Fastbreak, macht einen überragenden Spin-Move gegen Odom und trifft den Bank-Shot. Plus Foul. 22:21 Lakers.

16.: Bryant ist weiter on fire, auch der nächste Dreier sitzt. Bei Wade läuft dagegen so gut wie nichts. Auffällig bei Miami: Bosh spielt stark und macht bis jetzt alle seine Punkte in Korbnähe. Und: Miller ist viel besser drauf als zuletzt und bringt Offense von der Bank. Völlig offenes Spiel. 36:36.

24.: Chalmers verpasst den Dreier aus der Ecke, aber Bosh ist mit dem Offensiv-Rebound zur Stelle und trifft den Tip-In. Danach bekommen die Lakers im letzten Angriff keinen Wurf mehr los, bevor die Uhr runter gelaufen ist. Miami führt zur Pause knapp mit 55:53.

29.: Es dauert über vier Minuten, bis die Heat im dritten Viertel ihre ersten Punkte erzielen. Wade beendet die Durststrecke mit einem Dreier. Auf der anderen Seite antwortet Artest ebenfalls von Downtown, dann trifft Bosh den Jumper. 60:58 Heat.

36.: James verwandelt in der letzten Sekunde noch einen langen Jumper, dennoch macht Miami im dritten Viertel nur 13 Punkte und liegt knapp in Rückstand (68:70). Hauptproblem für die Heat: 7 Turnovers im dritten Viertel.

40.: Bibby macht das, wofür ihn die Heat geholt haben. Er bringt nicht den Ball nach vorne, das übernimmt James, sondern lungert an der Dreierlinie herum und wartet auf seine Chancen. Und die kommen. Zweimal ist Bibby an fast der identischen Stelle auf der linken Seite offen und netzt von Downtown. 78:77 Heat.

47.: Bryant meldet sich nach über 20 Minuten ohne Field Goal mit zwei Dreiern zurück und gleicht das Spiel für die Lakers aus. L.A. hat sogar die Chance, in Führung zu gehen, aber dann klaut Wade Bryant den Ball und schickt James zum Fastbreak-Dunk auf die Reise. Miami wieder vorne. 90:88.

48.: Wade tankt sich zum Korb durch und schließt ab. Miami baut die Führung aus (92:88). Auf der Gegenseite verliert Bryant den Ball, auch letzte Dreierversuche des Lakers-Superstars gehen nicht rein. James macht den Sack von der Linie zu. 94:88 Miami.

Der Star des Spiels: Dwyane Wade. Das größte Problem der Heat ist in dieser Saison ihre Unfähigkeit, in der Crunchtime Siege einzufahren. 11 Niederlagen kamen schon dadurch zustande, dass sie im letzten Angriff reihenweise versagt haben (1/19 FG). Dieses Mal kam es zwar nicht auf den letzten Spielzug an, aber es war dennoch beeindruckend, wie Wade im letzten Viertel das Spiel an sich riss. Wade hatte lange eine grauenvolle Quote aus dem Feld, aber als es wirklich darauf ankam, war er zur Stelle und zog immer wieder aggressiv zum Korb, um seine Finisher-Qualitäten einzusetzen. Hinzu kamen ein entscheidender Steal und Block. Beide Male war Bryant der Leidtragende.

Der Flop des Spiels: Die Reboundarbeit der Lakers. Vor allem in der ersten Halbzeit war das Rebound-Verhalten der Lakers miserabel. L.A. gestattete Miami 12 Offensiv-Rebounds. Besonders schwach war Bynum, der in 16 Minuten 1 mickrigen Rebound holte. Auch wenn sich Bynum nach der Pause extrem steigerte und noch ein Double-Double lieferte, und auch wenn die Lakers insgesamt besser an den Brettern agierten, war es die Rebound-Unterlegenheit (37:46 Rebounds, 13:18 Offensiv-Rebounds), die einen großen Anteil an der Niederlage hatte. Was normalerweise eine so große Stärke der Lakers ist, war in Miami eine Schwäche.

Analyse: Lakers-Coach Phil Jackson sagte vor dem Spiel, was wohl viele denken. Er sei kein Fan von der Spielweise der Heat, weil Basketball für ihn im Team gespielt werde und nicht nur dauernd im Eins-gegen-Eins. Xbox-Style, wie es Jackson süffisant nannte.

Gegen die Lakers war Miami aber von Beginn an bemüht, jeden ins Spiel einzubinden. Erst war es Chalmers, der mit seinen Dreiern immer wieder für Akzente sorgte. Später kam der zuletzt so enttäuschende Miller aufs Feld und lieferte seine beste Leistung seit langem ab. Unglaublich aggressiv, sicher von außen - dank Miller hatten die Heat im Gegensatz zu den letzten Pleiten eine gewisse Produktivität von der Bank.

Auch bei Bosh, der sich über seine Jumpshooter-Rolle beschwert hatte, war eine klare Veränderung zu erkennen. Bosh suchte immer wieder den Weg zum Korb und erzielte seine Punkte im Low Post, von ewigem Pick and Pop war nicht viel zu sehen. Auch dank einer deutlichen Rebound-Überlegenheit (12 Offensiv-Rebounds) erarbeiteten sich die Heat zur Pause einen kleinen Vorsprung. Bemerkenswert: Drei Heat-Spieler hatten zur Halbzeit mehr Punkte auf dem Konto als James und Wade.

Die Lakers, die in der Defense keinen guten Job machten, wurden in erster Linie von den glänzend aufgelegten Bryant und Gasol im Spiel gehalten. Außerdem fand L.A. häufiger als Miami den Weg an die Freiwurflinie. In der zweiten Halbzeit entwickelte sich eine Partie, die zunächst von vielen Fehlwürfen und Heat-Ballverlusten geprägt war. Bryant kühlte nach seinem Topstart merklich ab - und auch James und Wade trafen wenige ihrer Versuche aus dem Feld. 

Es blieb bis zum Ende eng - und als Bryant mit zwei Dreiern innerhalb von kürzester Zeit das Spiel ausgeglichen hatte, musste Miami befürchten, erneut in den letzten Minuten knapp den Kürzeren zu ziehen. Doch an diesem Abend waren es die Heat, die das bessere Ende für sich hatten. Dank Wade. Und dank den Lakers, die in der zweiten Hälfte als Team nur noch 29 Prozent ihrer Würfe aus dem Feld trafen.

Es war aber auch ein Erfolg der gesamten Heat-Mannschaft. Die zurecht gescholtene Bank, die gegen Portland noch vernichtet worden war, gewann sogar das Duell gegen die Ersatzleute der Lakers (22:16). Es war ein extrem wichtiger Sieg für die Heat, die genau solch einen Statement-Win dringend gebraucht haben. Es war erst das zweite Mal in elf Spielen, dass Miami in dieser Saison einen Gegner aus den Top-5 der NBA schlagen konnte. Und beide Male gelang es ihnen gegen die Lakers.

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