Bisweilen hat es den Anschein, als habe Dagobert Duck seinen Geldspeicher geleert. Die Summen, mit denen in den vergangenen Wochen die besten Baseball-Spieler der Welt zugeschüttet worden sind, nähern sich jedenfalls langsam den Fantastilliarden. Aaron Judge (30) von den New York Yankees bekommt 360 Millionen Dollar für weitere neun Jahre garantiert, Manny Machado (30) von den San Diego Padres 350 Millionen für weitere elf Jahre - und das ist trotzdem noch gar nichts.
Wenn am Donnerstag die Major League Baseball in eine neue und schon jetzt historische Saison startet, wird das Personal der 30 Klubs besser bezahlt werden als je zuvor. Im vergangenen Jahr machte die Liga elf Milliarden Dollar Umsatz, 4,22 Millionen Dollar betrug das durchschnittliche Gehalt der "Boys of Summer". Spitzenverdiener, wenn es um das Jahresgehalt geht: Die altgedienten, freilich nach wie vor exzellenten Pitcher Justin Verlander (40) und Max Scherzer (38) von den New York Mets mit je 43,33 Millionen.
Weil mittlerweile zwölf Mannschaften in die Playoffs kommen und damit eine Chance auf die World Series haben, lassen sich immer mehr Klubbesitzer zu schier irrwitzigen Ausgaben verleiten. Neben den Padres treibt vor allem der Hedgefonds-Manager Steve Cohen die Konkurrenz vor sich her: Den 26 Spielern seiner New York Mets zahlt er künftig 385 Millionen Dollar pro Jahr. Weil er so die Obergrenze von 233 Millionen durchbricht, muss er außerdem 111 Millionen Strafe zahlen. Stört den Multimilliardär nicht.
Hauptgrund für der Dollar-Schwemme: Viele hochklassige Free Agents, die im Winter auf den Markt kamen. Darunter diesmal: vier herausragende Shortstops. Sie nehmen eine Schlüsselposition in der Defense ein, entsprechend üppig kassieren sie: Dansby Swanson erhält 177 Millionen Dollar für sieben Jahre von den Chicago Cubs, Carlos Correa 200 Millionen (6 Jahre) von den Minnesota Twins, Xander Bogaerts 280 Millionen (11) von den Padres und Trea Turner 300 Millionen (11) von den Philadelphia Phillies, die 2022 die World Series gegen die Houston Astros verloren.
Damit das Geld weiter fließen kann, hat die MLB einige Regeln geändert: Sie will mehr Action. Einige Änderungen sollen die Verteidigung erschweren und so zu mehr Hits und damit auch mehr Runs führen. Die wichtigste Neuerung aber ist die Einführung der Stoppuhr. Heißt: Trödeln ist nun nicht mehr, unter normalen Umständen muss der Ball spätestens nach 15 Sekunden im Spiel sein. Das scheint zu helfen: Die Vorbereitungsspiele dauerten nur noch um die 2:30 Stunden im Schnitt statt wie bislang 3:03 Stunden.
Für den derzeit wohl besten Baseball-Spieler der Welt bedeutet dies eine doppelte Umstellung. Shohei Ohtani, ein 28 Jahre alte Japaner von den Los Angeles Angels, ist ein gleichermaßen herausragender Pitcher und Batter. Weil er daher zwei Superstars in einem ist, schauen viele Klubs schon jetzt nach, wie voll ihr Geldspeicher ist. Nach der Saison wäre Ohtani ein "free agent". Wer ihn will, muss wohl 500 Millionen Dollar aufrufen.