Fast drei Stunden dauert ein Baseball-Spiel in der MLB, zwischen 2004 und 2014 allein wuchs die Spieldauer im Schnitt um 25 Minuten an. Immer mehr Pitcher, die immer mehr Pitches werfen, immer geduldigere Hitter, dazu weitere Verzögerungen durch den Videobeweis oder schlicht und ergreifend trödelnde Spieler. Die Action im Spiel hat sich jedoch nicht im gleichen Maße gesteigert - im Gegenteil: Die Zahl der Strikeouts ist so hoch wie nie zuvor.
Kein Wunder also, dass MLB-Commissioner Manfred nach Mitteln sucht, um seinen Sport schneller und damit geeigneter für das Publikum des 21. Jahrhunderts zu machen. Deshalb hatte er der Spielergewerkschaft MLBPA mehrere Vorschläge unterbreitet, darunter eine Verkleinerung der Strikezone, eine "Shot Clock" für Pitcher und das Abschaffen des Intentional Walks. Ersteres wurde von den Spielern abgelehnt, die zweite Maßnahme jedoch bewilligt: Künftig muss ein Pitcher nicht mehr absichtlich vier Balls werfen, um einen Hitter auf die erste Base zu schicken - es reicht ein kurzes Signal an den Referee.
Auch wenn die Zahl der Intentional Walks in den letzten Jahren zurückging und in nicht einmal jedem zweiten Spiel vorkommen, gibt es kaum Proteste vom sonst so traditionsbewussten Sport. "Das ist für mich keine große Sache. Sie wollen das Spiel ein bisschen verschlanken. Ich habe damit kein Problem", sagte etwa Indians-Manager Terry Francona.
Manfred: Enttäuscht von der Spielergewerkschaft
Manfred ist mit der Ablehnung der übrigen Maßnahmen jedoch alles andere als glücklich. "Es sieht leider so aus, als würde es für die Saison 2017 keine bedeutsamen Änderungen geben, weil die Spielergewerkschaft nicht mit uns zusammenarbeiten wollte", sagte er auf einer Pressekonferenz. Auch wenn der Sport insgesamt "gesund" sei und nicht "repariert" werden müsse, sei es "ein Fehler, den Kopf in den Sand zu stecken und die Tatsache zu ignorieren, dass sich unser Spiel verändert hat und weiter verändern wird".
Er sei enttäuscht davon, dass man sich nicht einmal darauf einigen konnte, die Zahl der Trips zum Pitching Mound zu beschränken. Da die Liga mit einem Vorlauf von einem Jahr auch auf eigene Faust Regeländerungen beschließen kann, werden die meisten Änderungen wohl 2018 in Kraft treten.
Manager Don Mattingly von den Miami Marlins sieht das Problem derweil bei der zu großen Anzahl der Strikeouts. Über 8 K's pro Team und Spiel waren es 2016. "Vor ein paar Jahren wurde der Strikeout den Analytikern egal, deshalb ist es jetzt in Ordnung, 150, 160 oder sogar 170 Strikeouts hinzunehmen - und trotzdem ein sehr wertvoller Spieler zu sein. Nun, sobald wir dafür sorgen, dass die Strikeouts einen negativen Wert haben, werden die Jungs den Ball öfter ins Spiel bringen." Die Strikezone zu verkleinern, hält er aber für das falsche Mittel: "Das ergibt für mich keinen Sinn, denn dann gibt es einfach mehr Walks, und das ist ebenfalls keine Action."
Die neue Saison beginnt am 2. April.