Hello, Goodbye Premier League?

Von 90PLUS
Der AFC Bournemouth ist dieses Jahr zum ersten Mal in die Premier League aufgestiegen
© getty

Am 8. August um 13:45 Uhr wird das Warten endlich sein Ende finden. Die Premier League startet an diesem Tag in die neue Saison, das erste Spiel bestreiten Manchester United und die Tottenham Hotspurs im Old Trafford. Page 2 nimmt die Teams der wohl am meisten beachteten Liga der Welt unter die Lupe und wagt einen Ausblick. In Teil 1 dreht sich alles um die Abstiegsregion.

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Leicester City

Vor nicht all zu langer Zeit durften wir uns mit dem Trainerphänomen Nigel Pearson beschäftigen. Er, der Aufstiegsstrainer und Wunderretter der Füchse, würde die Premier League sicherlich auch in der kommenden Saison allein schon wegen seiner Pressekonferenzen bereichern.

Daher kam es für so ziemlich jeden überraschend, dass der Klub den Trainer des Monats April in der Sommerpause feuerte. Für den egozentrischen Haudegen steht nun der erfahrene Taktiker Claudio Ranieri an der Linie, der gefühlt bereits jeden Klub aus den CL-Lostöpfen zwei bis vier trainiert hat.

Zudem scheinen die Verantwortlichen große Fans der Bundesliga zu sein, was die Transfers von Shinji Okazaki (Mainz, 11 Millionen Euro) und Christian Fuchs (Schalke, ablösefrei) unterstreichen. Darüber hinaus schlossen sich Abwehrspieler Yohan Benalouane (Bergamo, 7 Millionen) und Mittelfeldakteur N´Golo Kante (Caen, 9 Millionen) dem Verein an. Einen ziemlichen Rückschlag erlitten die Füchse jedoch durch den Abgang von Altmeister Esteban Cambiasso, den es wohl in die MLS zieht. Für den Argentinier wird voraussichtlich Gökhan Inler von Neapel kommen.

90Plus-Prognose: Ob die Entlassung von Pearson der richtige Schritt war, bleibt abzuwarten. Es wird jedoch durchaus Gründe haben, wieso Nachfolger Ranieri seit 2009 keine zwei Jahre bei einem Verein geblieben ist. Außerdem muss sich Königstransfer Okazaki erst an die Premier League gewöhnen, was auch talentierteren Landsmännern schwer gefallen ist. Einen großen Sprung wird die Mannschaft unter diesen Voraussetzungen deshalb eher nicht machen und auch im kommenden Jahr gegen den Abstieg kämpfen.

Newcastle United

Die nächste turbulente Saison ist beim englischen Äquivalent zum HSV zu Ende gegangen, der Abstieg konnte nur haarscharf vermieden werden. Das Abenteuer mit John Carver, der seiner (äußerst exklusiven) Meinung nach der beste Trainer des Landes ist, wurde beendet und ein Nachfolger verpflichtet, dessen jüngerer Werdegang ähnlich turbulent ist, wie der seines neuen Arbeitgebers: Steve McClaren.

Der neue Coach wurde erstmal reichlich beschenkt. Georginio Wijnaldum kommt für 20 Millionen aus Eindhoven, für Sturmtalent Aleksandr Mitrovic und Abwehrtalent Chancel Mbemba wurden insgesamt über 30 Millionen nach Anderlecht überwiesen.

Das macht zusammen über 50 Millionen für Spieler, die ihre Klasse in der Premier League erst noch nachweisen müssen.

Gerade Mitrovic wird ein schwieriger Charakter nachgesagt, was in dem fragilen Umfeld der Magpies wenig förderlich sein könnte. Außerdem machte sich der Klub bei seinen eigenen Anhängern unbeliebt, nachdem die Vereinsikonen Jonas Guitierrez und Ryan Taylor am Telefon entlassen wurden ("Ryan, wenn Jonas gerade neben dir ist, gib ihn mal bitte.").

90Plus-Prognose: Rund um den St. James Park wird es auch in der kommenden Saison unterhaltsam bleiben. Dies dürfte allerdings weniger an den sportlichen Leistungen liegen, sondern eher an den Zweifeln, wie McClaren in dem Umfeld zurechtkommen wird. Die teueren Stars werden aufgrund ihrer Summen direkt unter scharfer Beobachtung stehen, auch wenn diese noch Eingewöhnungszeit benötigen werden. Der Kader ist trotzdem zu gut, um abzusteigen, weshalb sich der NUFC am Ende im unteren Mittelfeld wieder finden wird.

AFC Sunderland

Über die Black Cats wird seit einigen Jahr vor jeder Saison dasselbe gedacht: "Dieses Jahr sind die fällig!" Trotzdem rettet sich der Klub mit teilweise überragenden Aufholjagden irgendwie immer an das rettende Ufer, bevor im dann anstehenden Sommer jedes Mal nahezu der komplette Kader ausgetauscht wird.

Auch in diesem Jahr lesen sich die Neuzugänge wie eine komplette Transferliste. So verstärken in diesem Jahr Jeremain Lens (Kiew, 11,5 Millionen), Ricardo Alvarez (Inter, 10,5 Millionen), Younes Kaboul (Tottenham, 4,3 Millionen), Adam Matthews (Celtic, 2,8 Millionen) und Sebastian Coates (Liverpool, 2,8 Mio) die Mannschaft. Den Verein verlassen unter anderem Connor Wickham (Leicester, s. o.) und Anthony Reveillere.

Trainer Dick Advocat wurde nach der Rettung im letzten Jahr aus einer Interimslösung zur festen Lösung und konnte den Kader nach seinen Planungen ausrichten. Mit nur 31 Toren in der letzten Saison besteht im Angriff trotz eines wiedererstarkten Jermain Defoe noch Handlungsbedarf, angeblich besteht Interesse an Ex-Spieler Fabio Borini von Liverpool. Auch in der Abwehr sollte noch nachgebessert werden, da John O´Shea und Wes Brown zwar Premier League Nostalgiker zufrieden stellen, aber bei schnellen Stürmer altersbedingt enorme Probleme haben, was sich auch durch die Hinzunahme von Kaboul nicht ändern wird.

90Plus-Prognose: Die Black Cats werden wie in jedem Jahr nach ihrer bereits traditionellen Generalrestaurierung Startschwierigkeiten haben, da das Team sich noch finden muss. Ob dies wie in den letzten Jahren durch eine starke Rückrunde kompensiert werden kann, wird sich zeigen. Es geht dennoch erneut nur gegen den Gang in die Zweitklassigkeit.

Aston Villa

Bis vor wenigen Wochen durften sich die Verantwortlichen bei Aston Villa ziemlich cool vorkommen. Man widerstand allen Avancen für Christian Benteke und Fabian Delph und war sich auch recht sicher, seine beiden besten Spieler halten zu können. Dies erwies sich als Trugschluss. Benteke ging zu Liverpool, Delph in den hellblauen Teil von Manchester und Villa war um 58 Millionen reicher.

Diese wurden dann auch gleich in brandneue Jordans angelegt. Damit sind aber nicht die Sneaker von Michael Jordan gemeint, sondern die Vornamen von gleich drei neuen Spielern. So wechselten unter anderem Jordan Ayew (Marseille, 12 Millionen), Jordan Amavi (Nizza, 12 Millionen), Jordan Vertout (Nantes, 10 Millionen), Idrissa Guye (Lille, 9 Millionen), Rudy Gestede (Blackburn, 8,5 Millionen) oder Micah Richards (ManCity, ablösefrei) in den Villa Park.

Trainer Tim Sherwood hat mit den zur Verfügung stehenden Mitteln den Kader enorm verstärkt und hat immer noch zehn Millionen, die vor dem Ende der Transferperiode investiert werden sollen.

Es wird darüber hinaus seine echte erste Chance in seiner Karriere eine Mannschaft aufzubauen, da er während seiner Zeit bei Tottenham von der Vereinsführung sowieso nur geduldet statt gewollt war.

90Plus-Prognose: Die Abgänge von Delph und Benteke wird Aston Villa verkraften. Die Millionen wurden sehr gezielt eingesetzt, um entstandene oder andere Baustellen zu schließen. Daher wird Villa nicht wie in der letzten Spielzeit gegen den Abstieg kämpfen, sondern im sicheren Mittelfeld landen.

AFC Bournemouth
Hello Premier League! Ein Neuling betritt die glitzernde Bühne der teuersten Liga der Welt. Welch ein rasanter Aufstieg, die Kirschen spielten in der Saison 2009/2010 noch in der vierten englischen Liga, bevor der Klub mit Trainer Eddie Howe sensationell in der vergangenen Saison die zweite Liga gewann.

Der Kader selbst ist eher mit vielen unbekannten Namen gespickt. Daher kann man die Verpflichtung von PL-Veteran Silvin Distin (Everton) als wahren Coup einordnen. Zudem wurden Tyrone Mings (Ipswich, 12 Millionen) und Max Gradel (St. Etienne) verpflichtet. Im Tor liefern sich die beiden ablösefreien Neuzugänge Artur Boruc (Southampton) und Adam Federici (Reading) einen Kampf um den Platz zwischen den Pfosten.

Von Chelsea wurde Flügelstürmer Christian Atsu ausgeliehen. Der wichtigste Coup neben dem Distin-Deal dürfte die Vertragsverlängerung vom begehrten Jungstürmer Callum Wilson gewesen sein, der sich trotz besser Offerten für das Angebot bis 2019 bei Bournemouth entschied.

90Plus-Prognose: Die 12.000 Zuschauer im Goldsands Stadium sollten besser jede Premier League Minute genießen. Der Kader lässt momentan wenig Hoffnung auf eine Fortsetzung des Erstligafussballs in der Saison 2016/17.

FC Watford

Wenn Dirk Schuster beim Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt das Treiben in Watford beobachtet, dürfte er grün vor Neid werden. Der Aufsteiger kaufte bisher wie ein deutscher Europa-League-Aspirant ein und hat sich durchaus namhaft verstärkt: Etienne Capoue (Tottenham, 9 Millionen), Jose Jurado (Spartak Moskau, 8,6 Millionen), Steve Berghuis (Alkmaar, 6,5 Millionen), Valon Behrami (HSV, 3,5 Millionen), Sebastian Prödl (Werder, ablösefrei), Miguel Britos (Napoli, ablösefrei), Allan Nyom (Udinese, ablösefrei) und Matej Vydra (Udinese, Leihe) haben sich alle in diesem Sommer dem Aufsteiger angeschlossen und dafür Angebote von Team mit besserer sportlicher Perspektive ausgeschlagen.

Ob der Hauptgrund dafür in der Elton John Statue vor der Vicarage Road liegt, sollte an dieser Stelle einfach bezweifelt werden.

Auch auf dem Trainermarkt ließ sich der Verein nicht lumpen und verpflichtet den international renommierten Quique Sanchez Flores, nachdem man sich mit Aufstiegscoach Slavisa Jokanovic nach Saisonende nicht wegen eines neuen Vertrags einigen konnte. Für den Massenzuwachs mussten außerdem einige Aufstiegshelden den Verein verlassen.

90Plus-Prognose: Von allen Aufsteigern ist Watford vom Personal am besten gerüstet. Edelfan Elton John kann sich daher auf eine ruhige Saison einstellen, wenn die Integration von Trainer Quique, der noch nie in England tätig war, funktioniert. Der Klub sollte in seiner ersten Premier League Saison seit 2006/07 den Klassenerhalt schaffen.

Norwich City

Die Kanarienvögel sind zurück... und damit auch die hässlichsten Trikots die Liga. Nur ein Jahr nach dem Abstieg 2014 kehrt der Verein in die Eliteklasse zurück. Ein Wiederaufstieg in England ist aufgrund der enormen Leistungsdichte und der 24 Mannschaften in der zweiten Liga noch ein wenig höher einzuschätzen als hierzulande.

Trainer Alex Neil übernahm mit seinen erst 34 Jahren das Team am 9. Januar und führte es mit einem überragenden Punkteschnitt von 2,24 in die Playoffs, wo man sich im Finale mit 2:0 gegen den FC Middlesbrough durchsetzen konnte.

Um den erneuten Aufenthalt im Oberhaus ein wenig länger zu gestalten, wurde Robbie Brady für 10 Millionen von Absteiger Hull City geholt.

Mit Andre Wisdom (Liverpool), Graham Dorrans und Youssuf Mulumbu (beide West Brom) kommen drei weitere Spieler mit Ligaerfahrung. Außerdem setzt der Klub große Hoffnung in Rückkehrer Ricky Van Wolfswinkel, der unter Neil wieder eine Zukunft im Verein haben könnte. Bereits 2013 sollte der Niederländer die Torgarantie der Canaries werden, jedoch kam der Stürmer damals überhaupt nicht in der Liga zurecht und war nach dem Abstieg an St.-Etienne verliehen.

90Plus-Prognose: Viele Spieler im Verein haben bereits Premier League-Erfahrung, was ein großer Vorteil ist. Die vorhandene Qualität relativiert jedoch die Chancen auf den Klassenerhalt. Selbst im Vergleich zu Mitaufsteiger Watford fallen die Kanarienvögel ein wenig ab. Deshalb wird es mit dem Klassenerhalt verdammt eng.

Die Premier League im Überblick