Wengers neuester Streich

Von Manuel Behlert
Nach einer Leihe bei Watford schein sich Bellerin zum Stammspieler bei Arsenal zu mausern
© getty

In den vergangenen Jahren schaffte es der FC Arsenal immer wieder hochtalentierte Spieler in das eigene Team zu integrieren. Die passende Basis beweist Arsene Wenger mit seiner guten Spürnase bei der Verpflichtung von Teenagern. Manche blieben auf der Strecke, manche kamen lediglich in den verhältnismäßig unwichtigen Spielen zum Einsatz und manche spielten sich aufgrund verschiedenster Umstände plötzlich in den Vordergrund. Zu der letzten Kategorie gehört Hector Bellerin.

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Hector Bellerin Moruno erblickte am 10. März 1995 in Barcelona das Licht der Welt und galt fußballerisch schon in sehr jungen Jahren als außergewöhnlich begabt. Bereits mit acht Jahren schloss sich Bellerin dem FC Barcelona an und wollte in der dortigen Jugendabteilung seine fußballerischen Fähigkeiten weiterentwickeln, sich langfristig in diesem Klub etablieren. Er galt als äußerst ehrgeizig und lernte im berühmten Internat "La Masia" den typischen Spielstil der Katalanen kennen, der im Wesentlichen auf Technik und einer enormen Handlungsschnelligkeit basiert.

Der Rechtsverteidiger ging seinen Weg beständig weiter, wurde in die U-16 und U-17 der spanischen Nationalmannschaft, machte sich aber Gedanken über seine Zukunft. Den ein Fakt stand nun mal unumstößlich im Raum: Die erste Mannschaft der Katalanen ist bereits sehr, sehr gut besetzt. Zu dieser Zeit wurde Arsene Wenger auf Bellerin aufmerksam, unterbreitete ihm ein Angebot und konnte ihn nach einigen Gesprächen davon überzeugen, seine fußballerische Karriere in London fortzusetzen.

Arsene Wenger ruft

Auch auf der Insel spielte der Spanier vorerst im Juniorenteam, die Saison 2011/12 diente vor allem der Akklimatisierung. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit präsentierte sich Bellerin hervorragend, da sich die Spielweise der Gunners und des FC Barcelona stark ähneln - schnell, präzise und viele Ballrotationen. In der darauffolgenden Saison begann Bellerin in der U21-Premier-League, spielte konstant auf und verbuchte regelmäßige Einsätze. Im September und Oktober 2012 stand er deshalb bei den Spielen im verhältnismäßig unwichtigen League Cup gegen Coventry und Reading sogar im Profikader, kam aber noch nicht zum Einsatz.

Am 25. September 2013 ging für Bellerin schließlich ein Traum in Erfüllung. Er debütierte im League Cup gegen West Bromwich Albion für die Profimannschaft des FC Arsenal, spielte dabei zwar nur 25 Minuten und dazu noch im Mittelfeld, dennoch war dieser Einsatz ein prägendes Erlebnis für den jungen Spanier. Zusätzlich absolvierte Hector zahlreiche Spiele in der UEFA Youth League und in der U21 des Klubs. Im November 2013 wechselte Bellerin aufgrund der "Emergency Loan" - einer befristeten Leihgabe aufgrund eines Personalnotstandes - zum FC Watford.

Gegen alle Widerstände

Dort absolvierte er acht Spiele, jedoch meistens auf den Außenbahnen im Mittelfeld, wo er aufgrund seiner Offensivqualitäten ebenso auflaufen kann. Im Januar wurde diese Leihe sogar bis Saisonende verlängert, Arsenal holte ihn allerdings im Februar 2014 zurück. In der Premier League reichte es aber noch nicht für den ersten Einsatz, obwohl er einige Male im Kader stand und auch im Training sein herausragendes Talent präsentierte.

Als der FC Arsenal nach dem Abgang von Bacary Sagna für die rechte Verteidigerposition Mathieu Debuchy von Newcastle loseisen konnte und gleichzeitig auch noch Calum Chambers aus Southampton verpflichtete, der in der Defensive als Allrounder alle Positionen bekleiden kann, sah die Situation für Bellerin zunächst alles andere als komfortabel aus.

Das Glück des Tüchtigen

Nach einigen Ausfällen war Bellerin plötzlich gefragt. Im September debütierte der junge Außenverteidiger in der Königsklasse bei der 0:2-Niederlage in Dortmund. Wenig später folgte das Debüt in der Premier League - beim 2:2 gegen Hull City spielte er 90 Minuten auf der Position des rechten Verteidigers. Im darauffolgenden Spiel gegen Sunderland wurde ehemalige Barca-Spieler eingewechselt und bis zum Jahreswechsel sammelte er zwei weitere Spiele in der Liga und eines in der Königsklasse.

Anfang des Jahres 2015 verletzte sich der Franzose Debuchy erneut. Genau auf diese Chance hatte Bellerin gewartet. Der Jungspieler war bei den Siegen gegen Stoke, Manchester City und Aston Villa (allesamt zu null) ein mitbestimmender Faktor. Gegen Aston Villa gelang ihm mit einem wunderschönen Schuss per Innenseite sogar sein erstes Profitor, als er den 5:0-Endstand besorgte. Bellerin spielte unkompliziert, konnte seine Ballsicherheit unter Beweis stellen, schaltete sich immer wieder in die Offensive ein und war ein elementarer Bestandteil der Serie der guten Rückrunde der Gunners. Bis zum Ende der Saison verpasste er nur zwei Spiele, weil er in seiner ersten Halbserie als Stammspieler natürlich die ein oder andere Schaffenspause benötigte.

Unbekümmert und konstant

Beeindrucken konnte Bellerin nicht nur durch seine Unbekümmertheit, auch die hohe Konstanz in seinen Leistungen erstaunte die Zuschauer Da der mittlerweile 20-jährige Spanier in der Rückrunde sehr viele gute Spiele absolvierte, fällt es durchaus schwer, ein Highlight zu bestimmen. Allerdings war das Spiel gegen den FC Liverpool im Emirates Stadium besonders stark. Er erzielte mit einem schönen Linksschuss das 1:0 und war auch im restlichen Spielverlauf immer wieder sehr engagiert in der Offensive und sicherte gleichzeitig defensiv ab. Spätestens seit diesem Spiel zählt Bellerin zu den vielversprechendsten Talenten in der Premier League.

Betrachtet man Hector Bellerin genauer, dann erkennt man sehr gut, bei welchen Vereinen er ausgebildet wurde. Der junge Spanier vereint diverse Fähigkeiten, auf die in Barcelona und London besonders viel Wert gelegt wird. Er ist ballsicher, kann unter Druck das Spielgerät punktgenau zum Mitspieler befördern und zeigt dabei absolut pressingresistent.

Eine Sprintrakete

Sein Offensivdrang ist ebenso hervorzuheben. Bellerin ist bemüht, permanent die Offensivspieler zu hinterlaufen. Zusätzlich ist Bellerin immer in Bewegung und ist auch aufgrund seiner offensiveren Vergangenheit immer für einen öffnenden und klugen Pass gut. Außerdem sind seine hohen Flanken und flachen Hereingaben immer wieder gefährlich.

Eine weitere Qualität, die ins Auge sticht, ist die besondere Schnelligkeit des Spaniers. Sprintwunder Bellerin ist sogar schneller als Offensivstar Theo Walcott und gilt als einer der schnellsten Spieler der Premier League. So ist der anspruchsvolle Umschaltfußball der Gunners hervorragend umzusetzen. Bellerin kann Lücken zulaufen, nach Ballverlusten schnell wieder in die defensive Grundformation zurückkehren und bei Konterangriffen des eigenen Teams das Spiel schnell machen. Er bringt im Prinzip alles mit, um als Rechtsverteidiger das Team in den nächsten Jahren zu prägen.