Auf den Spuren Larry Fitzgeralds

Von Roman John
Wenn Tyler Boyd sich zum NFL Draft meldet, wird er vermutlich in der ersten Runde gezogen
© getty

Er spielt für das gleiche College wie einst Larry Fitzgerald und besetzt die gleiche Position wie der Star-Receiver der Arizona Cardinals. Tyler Boyd konnte an der University of Pittsburgh schon einiges an Aufsehen erregen und Rekorde seines prominenten Vorgängers brechen. Für den Wechsel in die NFL scheint er bereits jetzt gerüstet.

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Tyler Boyd wird vermutlich noch lange mit Larry Fitzgerald verglichen und das hat seinen Grund. Wie Fitzgerald seinerzeit besucht er die University of Pittsburgh und wie Fitzgerald spielt er als Wide Receiver. Besonderes Aufsehen erregte Boyd bereits in seinem ersten Jahr am College, als er 85 Pässe für 1174 Yards fing - jeweils mehr als Fitzgerald in seinem Freshman-Jahr gelangen und somit neue Schulrekorde. Doch damit gab sich Boyd nicht zufrieden. Vor seinem zweiten Jahr wollte er sich als Führungspersönlichkeit etablieren.

"Ich denke, die jungen Typen betrachten uns als Vorbilder und als Leute, die ihnen am besten Rat geben können. Und ich werde sie anführen", sagte Boyd in einem Radiointerview vor seiner Sophomore-Saison. Das zeigte sich dann auch im Verlauf der Saison. Die Pittsburgh Panthers hatten nach drei Siegen zu Beginn der Saison fünf der nächsten sechs verloren. Bei noch drei ausstehenden Spielen musste man mindestens zwei gewinnen, um sich für ein Bowl Game zu qualifizieren (in der FBS muss man mindestens sechs Saisonspiele gewinnen, um an einem Bowl Game teilnehmen zu dürfen).

Tyler Boyd, die Führungsfigur

Dies veranlasste Boyd dazu, in einem öffentlichen Interview die Entschlossenheit einiger seiner Mitspieler anzuzweifeln. "Ich habe einfach das Gefühl, dass nicht jeder auf beiden Seiten (des Balles) es in sich hat. Nur einige wenige. Ich denke, dass jeder mit einsteigen muss, dass man sich gegenseitig anstachelt. Denn wenn wir mehr Typen hätten, die bereit sind, alles zu geben, dann wären wir unantastbar."

Für seine Aussagen wurde er auch von seinem Head Coach Paul Chryst gelobt. "Die Jungs sehen ihn an und schauen, wie er reagiert" sagte Chryst auf das Interview angesprochen. "Ich war begeistert von seiner Reaktion und wir werden weiterhin seine Führungsqualitäten benötigen. Für mich gibt es keinen Zweifel, dass er nur eine Sache will - das Team zu Siegen führen. Und ich denke, dass wir andere Spieler, die ihm da zustimmen."

Die Panthers gewannen noch zwei Spiele und zogen in den "Lockheed Martin Armed Forces Bowl" ein. In diesen Spielen ließ Boyd seinen Worten Taten folgen und fing 17 Pässe für 358 Yards und 3 Touchdowns. Das Bowl Game wurde mit 34:35 gegen die Houston Cougars knapp verloren, obwohl Boyd mit 9 Catches für 112 Yards wieder eine gute Leistung zeigte.

Nicht gewohnt, zu verlieren

Der Wille zu gewinnen und anzuführen ist bei Boyd in seiner Zeit an der High School implementiert worden. Als er an die Universität kam, war er es im wahrsten Sinne des Wortes nicht gewohnt, zu verlieren. In seinem ersten Jahr an der Clairton High School, als er noch ein Ersatzspieler war, verlor sein Team nur ein Spiel und am Ende die Staatsmeisterschaft. In drei Jahren mit ihm als Starter erreichte man eine perfekte Bilanz von 48 Siegen bei keiner Niederlage.

In seiner Zeit als Starter besetzte Boyd immer wieder verschiedene Positionen. Quarterback, Running Back, Wide Receiver, Defensive Back oder Linebacker - wo er gebraucht wurde, hat er gespielt. Neben seiner überlegenen Athletik wurde er vor seinem Wechsel an die Universität für sein Spielverständnis gelobt, das ihm ermöglicht hat, auf verschiedenen Positionen ansprechende Leistungen zu zeigen.

Ohne eine feststehende Position zu haben, zählte Boyd aber nicht zu den hoch eingeschätzten Recruits der Klasse 2013. Im Ranking von ESPN belegte er beispielsweise den 165. Platz. Trotz angebotener Stipendien von renommierteren Schulen wie Ole Miss, Tennessee, Michigan State oder Notre Dame entschied er sich für Pittsburgh und damit für die Nähe zu seinem Heimatort.

In der Zwischenzeit hat sich aber einiges verändert - Boyd zählt zu den besten Receivern des Landes. Wenn er sich zum NFL Draft meldet, wird er vermutlich in der ersten Runde gezogen werden, vielleicht sogar in den Top Ten. Aber was macht ihn eigentlich so gut?

Tyler Boyd, der Spieler

Boyd misst 6'2'' (1,88 m) und wiegt 190 Pfund (86 kg). Mit seiner Größe kann er an der Seitenlinie oder auch im Slot aufgestellt werden. An Masse könnte und sollte er noch zulegen, bevor er in die NFL geht, aber das ist in der Regel machbar.

Er zeigt den gelegentlichen Body Catch, kann aber saubere Hands Catches machen und lässt nur selten einen Ball fallen. Besonders auffällig ist aber, in welcher Regelmäßigkeit er scheinbar unfangbare Pässe fängt. Er besitzt eine hervorragende Hand-Auge-Koordination und Körperkontrolle. Sei es an der Seitenlinie, in Doppel- bzw. Dreifachdeckung oder wenn er leicht überworfen wird, irgendwie fängt Boyd das Ei noch.

Selbst wenn er zugedeckt ist, kann man den Ball in seine Richtung werfen. Dank der Aggressivität, mit der er den Ball attackiert, ist die Chance groß, dass er am Ende den Ball bekommt. Eine Fähigkeit, die die Vergleiche mit Larry Fitzgerald weiter anfeuern dürfte.

Aber auch nach dem Catch ist er gefährlich. Man sieht eher selten, dass er mit Cuts Gegenspieler ins Leere laufen lässt, auf der anderen Seite geht er aber nicht leicht zu Boden. Er ist ein furchtloser Runner, der es versteht, die Blocks seiner Mitspieler gut auszunutzen. Das macht ihn auch zu einem gefährlichen Returner. Wie er seine eigenen Mitspieler lesen kann, so findet er auch in Zonendeckung immer wieder Lücken.

Es ist natürlich nicht alles perfekt in Boyds Spiel. Es gibt Spieler, die schneller, wendiger oder explosiver sind als er, sein Route Running kann noch exakter werden. Als Blocker geht er mit zu wenig Elan zur Sache und auch technisch kann er sich in diesem Bereich noch verbessern.

Insgesamt ist Tyler Boyd ein smarter, tougher Playmaker, wie man ihn sich in einer Offense wünscht, der sein Team dazu als Leader zu besseren Leistungen antreiben kann. Einige Lücken in seinem Spiel lassen sich aufarbeiten, andere kann er durch seine physische, aggressive Spielweise kaschieren. Ob er nun nächstes Jahr oder erst 2017 in die NFL wechselt ist noch nicht klar, wenn er es aber tut, wird er sein neues Team vermutlich sehr glücklich machen.