Am Anfang schrie er Laura Dahlmeier und Andreas Wellinger zu Olympia-Gold, jetzt gehört er selbst zur großen Nummer der Winterspiele in Pyeongchang: Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff steht am Sonntag erst sensationell im Endspiel, dann trägt er bei der Schlussfeier die deutsche Fahne. "Für mich persönlich ist das eine große Ehre", sagte der 35-Jährige: "Ich sehe es aber eher stellvertretend für das Team, nicht für die Eishockeymannschaft, sondern für das gesamte Team D."
Erhoff wichtiger Faktor für das deutsche Eishockey-Team
Der Verteidiger der Kölner Haie, der schon in der Vorauswahl für den Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier war, steht stellvertretend für die sensationell auftrumpfende Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes. Mit ihren Siegen gegen Weltmeister Schweden im Viertelfinale (4:3 nach Verlängerung) und gegen Rekord-Olympiasieger Kanada im Halbfinale (4:3) schrieb sie in Südkorea Geschichte: Sie übertrumpfte die Bronze-Gewinner von 1932 und 1976.
Ehrhoff ist ein enorm wichtiger Faktor für diesen völlig überraschenden Erfolg. Der langjährige NHL-Profi, der zwischenzeitlich der bestbezahlte Eishockey-Verteidiger der Welt war, gibt mit seiner Routine und seiner Übersicht der DEB-Auswahl Halt. Seine genauen Aufbaupässe sind genauso wichtig wie seine harten Schlagschüsse im Powerplay. Der Verteidiger steht pro Spiel fast 25 Minuten auf dem Eis - deutlich mehr als alle anderen Teamkollegen.
Selbst ein brutaler Check gegen den Kopf nach neun Sekunden im Play-off gegen die Schweiz (2:1 nach Verlängerung) konnte Ehrhoff nicht stoppen. Nach einer kurzen Pause spielte der Routinier weiter - noch besser als zuvor.
Hörmann: "Wir hoffen auf einen gesunden Mittelweg des Feierns"
Der Sonntag wird für den Kölner stressig. Nach dem Endspiel gegen Rekordweltmeister Russland (13.10 Uhr OZ/5.10 MEZ) und der Siegerehrung geht es mit einer Medaille - in Silber oder Gold - ins Olympiastadion zur Schlussfeier (20.00/12.00). Und danach soll die große Party folgen.
"Die gesamte Eishockey-Mannschaft geht ins Stadion und danach ins Deutsche Haus. Das Gepäck nehmen sie mit in den Bus, in der Früh um fünf ist Abfahrt", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: "Wir hoffen auf einen gesunden Mittelweg des Feierns. Wir denken da an ein Schiff aus London und ein Haus in Rio... Macht nicht mehr kaputt, als man in drei Wochen wiederherstellen kann."
"Wir haben mit großer Einmütigkeit entschieden"
Familienvater Ehrhoff freut sich schon auf die Rückkehr am Montag. "Meine Familie jubelt mir von Deutschland aus zu", berichtete er: "Meine drei kleinen Töchter sind sehr aufgeregt und feuern mit an. Ich bekomme immer Videos von meiner Frau. Ich freue mich, sie in den Arm zu nehmen und als Sahnehäubchen auch noch eine Medaille mitzubringen."
Die Fahne bei der Eröffnungsfeier hatte Kombinierer Eric Frenzel getragen. Die Auswahl für die Schlussfeier traf die deutsche Delegationsleitung mit Hörmann, der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker und Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig.
"Wir haben ihn im ARD-Studio vor einer Dreiviertelstunde erreicht. Wir haben mit großer Einmütigkeit und Einstimmigkeit entschieden, auch unter dem Eindruck dessen, was gestern noch abgelaufen ist", sagte Hörmann mit Blick auf das Halbfinale gegen Kanada.