Die Paralympics in Vancouver sind endgültig die "Verena-Bentele-Spiele". Die sehbehinderte Studentin aus München gewann im 5-km-Langlauf-Rennen beim vierten Start ihr viertes Gold und scheint derzeit unschlagbar. Als sich die 28-Jährige noch durch sämtliche Gratulationen schlug, stimmte die Verbandsspitze bereits ein Loblied auf die bisher überragende Athletin dieser Spiele an.
"Verena läuft derzeit in einer anderen Liga. Und man kann sich nur fragen: Wer soll sie derzeit noch schlagen", sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), der am frühen Donnerstagabend auch Silber für Andrea Eskau (Magdeburg) im 5-km-Langlauf sitzend sowie Bronze für den sehbehinderten Abfahrer Gerd Gradwohl (Kempten) und Andrea Rothfuß (Mitteltal) stehend bejubeln durfte. Und Deutschlands Chef de Mission Karl Quade ergänzte: "Verenas Laufleistung ist einfach überirdisch, gigantisch."
Bentele mit "Sorgen" wegen Medaillen-Übergepäck
Bentele selbst war ebenfalls überglücklich. "Auch das vierte Gold ist absolut schön", sagte sie: "Es ist einfach so gut gelaufen und mein Trainer hat mich auf auf den Punkt fitgemacht." Ihre einzige "Sorge" kommentierte sie mit einem Schmunzeln: "Ich habe jetzt schon 2,5 Kilo Medaillen, aber das Übergepäck zahlt ja der Verband."
Ob Bentele nach den Spielen ihrer Karriere fortsetzt hängt davon ab, "ob sie einen neuen Guide findet und welchen Job ich nach dem Ende meines Studiums finde."
Dagegen war dem deutschen Fahnenträger Frank Höfle (Isny), mit 13 Goldmedaillen im Biathlon und Langlauf der erfolgreichste deutsche Behindertensportler im nordischen Bereich, ein krönender Abschluss seiner Karriere nicht vergönnt. "Ich hätte mir natürlich ein anderes Ende meiner Karriere gewünscht.
Aber vielleicht hätte ich auch früher aufhören sollen", sagte der 42-Jährige nach seinem siebten Platz im 10-km-Langlauf der Sehbehinderten. Gold holte der für Olympia nominierte, dort letztlich aber nicht gestartete Kanadier Brian McKeever.
Frank Höfle ist bitter enttäuscht
"Das war mein schlechtestes Rennen der letzten Jahren, ja vielleicht sogar meiner Karriere. Ich kann mich jedenfalls an kein schlechteres erinnern", sagte Höfle, suchte die Schuld aber ausschließlich bei sich.
"Normalerweise hätte Platz drei rausspringen müssen. Ich weiß nicht genau, was der Grund war, aber vielleicht war es mein katastrophaler körperlicher Zustand. Ich war ja fast schon als Touri unterwegs." Gott sei Dank, so Höfles einziger positiver Aspekt, "muss ich das Rennen nicht mehr analysieren, denn ich will ja nicht noch einmal starten".
Für positive Überraschungen sorgt derweil weiterhin Andrea Eskau. Nur neun Monate nach ihrem Karrierestart auf Skiern gewann die 38-Jährige bereits ihre zweite Medaille in Whistler. Einen Tag nach Bronze im 10-km-Lauf der Biathletinnen holte sie im 5-km-Langlaufrennen Silber. "Es ist unglaublich. Supergeil. Ich kann gar nicht glauben, dass ich noch eine Medaille habe", sagte Eskau.
"Toller Erfolg" für Gradwohl
Immerhin Bronze statt Gold wie in Turin holte der 50 Jahre alte Gradwohl in der Abfahrt. "Das ist ein toller Erfolg. Nach meinem Beinbruch im Juli wusste ich lange nicht, ob ich überhaupt würde starten können", sagte er.
Für Monoskifahrer Martin Braxenthaler (Traunstein) endete nach Siegen im Slalom und Riesenslalom der Traum vom Abfahrts-Gold dagegen mit einem Sturz, blieb aber unverletzt. "Ich fühl mich gut, alles okay", sagte "Braxi" und kündigte an, im Super-G am Freitag noch einmal "voll angreifen" zu wollen.
Thomas Nolte (MTV Braunschweig) verpasste eine Medaille als Vierter dagegen nur knapp. Franz Hanfstingl (BSV Rosenheim) belegte beim Sieg des Schweizers Christoph Kunz den 14. Platz.
Derweil fügte Deutschlands Behindertensportlerin Andrea Rotfuß nach zwei Silbermedaillen in Slalom und Riesenslalom nun Bronze in der Abfahrt zu ihrer Medaillensammlung hinzu. Rang fünf blieb derweil Tino Uhlig aus Baiersbronn über 10 km in der stehenden Klasse. Der fünfmalige Paralympics-Sieger Thomas Oelsner (Hallenbeck) lief beim Sieg des Japaners Yoshihiro Nitta nur auf Platz 21.