Kumaritaschwilis Mutter Dodo weinte völlig aufgelöst und war dem Zusammenbruch nahe, sein Vater David sprach oft leise den Namen seines Sprösslings vor sich hin, als eine Ehrengarde junger Sportler den Holzsarg auf dem Flughafen von Tiflis in Georgiens weiß-rote Nationalflagge hüllte und der Familie für die Überfahrt in Kumaritaschwilis Heimatort Bakuriani übergab.
In dem 180 km von der georgischen Hauptstadt Tiflis entfernten Wintersport-Städtchen bleibt der Sarg für mehrere Tage im Haus der Familie aufgebahrt. Die Fassade des Hauses ist mit einem überdimensionalen Porträtfoto des Toten geschmückt. Die Beerdigung findet am Samstag statt.
Olympiasieger als Trauergast
Am Flughafen von Tiflis erwiesen mehrere Dutzend Menschen und Athleten dem 21-Jährigen die letzte Ehre.
Zu den Trauernden gehörte auch Gewichtheber-Olympiasieger Georgi Asanidse: "Nodars Tod ist ein großer Verlust, nicht nur für Georgien, sondern für den Sport in der ganzen Welt. Nodar verdient jede denkbare Ehrung für sein heldenhaftes Opfer", sagte der Goldmedaillen-Gewinner von Athen 2004.
Vater erhebt schwere Vorwürfe
In Bakuriani hatten sich viele Einwohner der Stadt zum letzten Geleit für den Verstorbenen versammelt.
Während Kumaritaschwilis Mutter und seine Schwester im Haus am offenen Sarg um ihren Angehörigen weinten, wiederholte David Kumaritaschwili gegenüber Journalisten seine Vorwürfe wegen der unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen im Whistler Sliding Centre.
"Er wusste, dass es eine schwierige Stelle auf der Bahn gab, aber er hatte keine Angst. Es war auch nicht Nodars Fehler", sagte Kumaritaschwili senior.
Unfallursache: menschliches Versagen
Nodar Kumaritaschwili war am vergangenen Freitag kurz vor der Eröffnungsfeier in Vancouver bei einem Trainingsunfall auf der Olympia-Bahn ums Leben gekommen. Der Pilot verlor in Kurve 16 die Kontrolle über seinen Schlitten und wurde gegen einen Stahlträger geschleudert.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Rodel-Weltverband FIL führten den ersten Todesfall eines Athleten in der olympischen Geschichte auf menschliches Versagen zurück, erhöhten nach dem Unglück allerdings auch die Sicherheitsmaßnahmen auf der Hochgeschwindigkeitsbahn.