Deutsche Athleten feilen an WM-Form

SID
"Ich schreibe Peking noch nicht ab": Robert Harting gibt sich kämpferisch
© getty

Über Nürnberg nach Peking: Die deutschen Leichtathleten wollen bei ihren nationalen Titelkämpfen Selbstvertrauen für die Weltmeisterschaften sammeln. Diskus-Star Robert Harting ist nur Zuschauer und arbeitet an seinem Comeback.

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Robert Harting ist zum Zuschauen verdammt. Während David Storl, Raphael Holzdeppe und Co. sich auf dem Weg zur WM in Peking den letzten Schliff holen, muss der Diskus-Star bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Nürnberg (Samstag, 16.45 bis 19 Uhr und Sonntag, 15.20 bis 17 Uhr) passen. Der 30-Jährige schuftet nach einem Riss des vorderen Kreuzbandes und des Innenbandes im linken Knie stattdessen im Training für sein Comeback.

"Ich schreibe Peking noch nicht ab", sagte Harting dem SID. Als Titelverteidiger ist der Berliner im Besitz einer Wildcard und braucht sich dem Qualifikationsstress nicht aussetzen. Doch nach acht nationalen Titeln in Serie müssen die Fans in Nürnberg auf das personifizierte Aushängeschild der deutschen Leichtathletik verzichten.

Goldhoffnungen vor dem Showdown

Und so rücken die anderen DLV-Weltmeister in den Fokus: Kugel-Koloss Storl, Stab-Artist Holzdeppe und Speerwurf-Queen Christina Obergföll. Für das Trio sind die Meisterschaften der letzte Härtetest vor dem Showdown in China (22. bis 30. August). Es gehe vor allem darum, "mentale Stärke zu sammeln" und zu "schauen, wo man steht", sagte Storl, der zuletzt erstmals die magische 22-Meter-Marke geknackt hatte. Mit seiner Trainingskollegin Christina Schwanitz zählt der Sachse im "Vogelnest" zu den größten deutschen Goldhoffnungen.

Ob die deutschen Leichtathleten die Ausbeute der WM 2013 in Moskau mit viermal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze noch einmal erreichen, ist mehr als fraglich. Hartings Start ist noch nicht sicher, und die Form von Holzdeppe und Obergföll nach ihrer Babypause lässt zwar hoffen, ist aber noch zu instabil. Deshalb zählen sie nicht unbedingt zu den größten Titel-Favoriten.

"Meisterschaften bieten immer ein besonderes Ambiente für Leistungssteigerungen der Athleten. Ich glaube schon, dass zu den bisher 60 Normrealisierungen noch die ein oder andere dazukommen wird", sagte Cheftrainer Idriss Gonschinska, der besonders auf spannende Duelle hofft.

Das Lazarett ist groß

Wie in jedem Jahr muss der DLV auch wieder einige prominente Ausfälle verkraften. So haben der WM-Fünfte Homiyu Tesfaye (1500 m), Ex-Europameister Sebastian Bayer (Weitsprung) und Europameisterin Antje Möldner-Schmidt (3000 m Hindernis) die Saison verletzungsbedingt bereits beendet. Ob es Sprinter Julian Reus über 100 m nach Peking schafft, ist ebenfalls unsicher. Nachdem der Wattenscheider im Vorjahr in 10,05 Sekunden deutschen Rekord rannte, läuft er der Norm (10,16) nach Verletzungsproblemen bisher noch hinterher.

Doch es gibt im DLV auch aufstrebende Talente, die in den nächsten Jahren auch auf internationaler Bühne für Furore sorgen sollen. So haben sich Fabienne Kohlmann (800 m), Sprinterin Gina Lückenkemper, Langstreckler Richard Ringer (5000 m) oder Speerwerfer Johannes Vetter mit starken Leistungen in den Vordergrund gerückt. "Wir haben viele junge Gesichter hier, die versuchen werden, es den Erfahrenen so schwer wie möglich zu machen", sagte Gonschinska.