Das Olympische Feuer brennt noch nicht, da sind die Corona-Sorgen für das deutsche Team plötzlich allgegenwärtig: Einen Tag vor der Eröffnungsfeier in Peking hat der erste größere Ausbruch die Delegation erwischt, sechs positive Fälle in drei Teilmannschaften wurden am Donnerstag nachgewiesen - ob es sich bei den Betroffenen um Athletinnen und Athleten handelt, teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nicht mit.
"Die Teammitglieder sind symptomfrei und wurden zunächst vom Rest des Teams separiert", hieß es im Statement des DOSB: "Es werden weitere PCR-Tests zur Bestätigung durchgeführt. In Abhängigkeit vom Ergebnis wird das weitere Prozedere festgelegt."
Alle positiven Tests, so hieß es weiter, wurden bei der Einreise am Donnerstag entnommen. Dies schränkt den Kreis der betroffenen Teilmannschaften ein. So erreichten einen Tag vor der Eröffnung unter anderem die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft sowie die Nordischen Kombinierer die chinesische Hauptstadt. Am Mittwoch hatte es in Eiskunstläufer Nolan Seegert einen ersten positiven Fall unter den deutschen Sportlern gegeben.
Wichtig dürfte nun die genaue Einordnung werden. Handelt es sich um frische Infektionen mit entsprechend langwieriger Isolation? Oder wurden bei den sensitiven Tests nach der Ankunft in China "Altlasten" entdeckt, die möglicherweise bei Nachtestungen nicht mehr ausschlagen?
Das betrifft offenbar Axel Jungk. Der Skeleton-Fahrer ist der Bild-Zeitung zufolge einer der sechs positiven Fälle. Jungk war vor zwei Wochen an Corona erkrankt, dank vier negativer Tests durfte er die Reise nach China antreten.
Bei Jungk werde aktuell der CT-Wert ermittelt, im Anschluss soll entschieden werden, wie der 30-Jährige eingestuft wird und ob er in das Olympische Dorf einziehen darf.
Olympia: Bangen um deutsche Medaillenhoffnungen
Nicht nur wegen dieses Risikos waren die Corona-Sorgen vor den Spielen groß gewesen. In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) etwa hatte es zahlreiche Fälle gegeben. "Wir können einfach nicht wissen, ob jeder gesund bleibt", sagte Bundestrainer Toni Söderholm noch vor dem Abflug, das Thema habe "sehr viel mentale Energie gekostet". Und war mit Blick auf die Medaillenmission nach dem silbernen Wunder von Pyeongchang 2018 damit eine spürbare Belastung.
Positive Tests nach der Ankunft würden nun zu einem Rennen gegen die Zeit führen, zumal aufgrund des engen Kontakts in der Mannschaftssportart möglicherweise große Teile des Teams in Isolation müssten. Das erste Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft steht am kommenden Donnerstag gegen Kanada auf dem Programm. Söderholm könnte, wie schon die Handballer bei der vergangenen EM, Ersatz nachnominieren. Es gibt zu diesem Zweck ein erweitertes 35-köpfiges Aufgebot.
Stünden am Ende aber weniger als 13 Feldspieler und ein Torwart zur Verfügung, würde das Spiel "1:0 für den Gegner gewertet", hatte DEB-Sportdirektor Christian Künast schon vor den Spielen über mögliche Szenarien gesagt.
Auch hinter den Kombinierern, die mit fünf Athleten nach China gereist sind, liegen stressige Tage. Das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch gehörte zu den Sparten, die quasi direkt aus dem Weltcup-Betrieb nach Peking geflogen sind. Erst am Sonntag endete das renommierte Seefeld-Triple in Tirol, am Mittwoch reiste das DSV-Team dann Richtung Fernost.
Bei den Kombinierern steht der Auftakt-Wettkampf am kommenden Mittwoch mit dem Einzel von der Normalschanze an. Die Staffel wird am 17. Februar ausgetragen - zumindest für den prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerb wäre also ebenfalls noch genug Zeit, hochkarätigen Ersatz wie Pyeongchang-Olympiasieger Fabian Rießle nachzunominieren.