Nie zuvor haben Olympische Spiele Sportfans weltweit so kalt gelassen wie diesmal. Von Vorfreude ist nirgendwo etwas zu spüren, und dafür gab es selten so viele Gründe.
In China ist man stolz, als erster Austragungsort überhaupt sowohl Winter- als auch Sommerspiele durchzuführen. Doch das größte Sportereignis der Welt hat in Peking nichts zu suchen. Zum einen, weil es absurd ist, dass nur 14 Jahre zwischen den beiden Events liegen.
Zum anderen aber und vor allem, weil die Hauptstadt kein Wintersportort ist - und die weit entfernten anderen Wettkampfstätten Zhangjiakou (u.a. Ski Alpin und Nordisch, 180 Kilometer von Peking) sowie Yanqing (u.a. Rodeln, Bob, 75 Kilometer entfernt) auch nicht.
Denn in Peking wie in den vermeintlichen Wintersportgebieten liegt kein Schnee, was angesichts der anhaltenden Trockenheit in der Nähe der Wüste Gobi dort nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Fast so absurd wie eine Fußball-Weltmeisterschaft in der Wüste...
Olympia 2022 - Falsches Signal: Umweltzerstörung statt Nachhaltigkeit
Die Organisatoren erzählen zwar gerne von den nachhaltigsten Spielen, doch diese kosmetischen Maßnahmen wiegen die Naturzerstörung und die sinnfreie Ressourcenverbrennung bei weitem nicht auf. So laufen seit Wochen hunderte Schneekanonen nahezu rund um die Uhr, da der Kunstschnee durch den Wüstenwind meist sofort wieder weggeweht wird. Dafür müssen Tonnen von Wasser aus weit entfernten Reservoirs transportiert werden.
Zudem wurde das Umweltschutzgebiet, in dem sowohl Yanqing als auch Zhangjiakou liegen, um 25 Prozent reduziert, um dort die neuen Wettkampfstätten hinzusetzen.
So wie die gigantische Bobbahn, die sich die chinesische Führung für mehr als zwei Milliarden Euro schenkte - und die nach den Spielen nicht mehr regelmäßig genutzt werden wird. Experten wie die renommierte Geowissenschaftlerin Carmen de Jong sprechen daher von den "unnachhaltigsten Spielen aller Zeiten".
Olympia 2022 - Falscher Kontinent: Wahl zwischen Pest und Cholera
Die Winterspiele haben nach dem in früheren Jahrzehnten ungeschriebenen Gesetz der Vergabepraxis nicht nur in Peking, sondern eigentlich auch in Asien nichts zu suchen. Schließlich fanden erst die letzten Spiele vor vier Jahren im südkoreanischen Pyeongchang statt.
Schlauberger werden nun einwenden, dass am Ende nur noch Almaty neben Peking zur Wahl stand. Die größte Stadt von Kasachstan, wo der diktatorisch regierende Machthaber kürzlich Demonstranten erschießen ließ. Keine wirkliche Alternative also.
Womit man beim eigentlichen Problem dieser Wahl zwischen Pest und Cholera ist: dem Internationalen Olympischen Komitee. Denn die vom Deutschen Thomas Bach angeführte Organisation hat mit ihrer intransparenten und profitorientierten Politik der vergangenen Jahre alles dafür getan, dass kaum mehr Interesse in demokratischen Staaten bestand.
So zogen die Kandidatenstädte München, St. Moritz und Krakau allesamt ihre Bewerbungen nach deutlichen Niederlagen in Volksabstimmungen zurück.
Olympia 2022 - Wettbewerbsverzerrung und null Stimmung
Selbst wenn man keinen Weg finden konnte (oder vor allem wollte), die Spiele nicht in Peking stattfinden zu lassen, so hätte man sie wegen der Corona-Pandemie verschieben müssen. Mindestens um ein Jahr, so wie die von 2020 auf 2021 verlegten Sommerspiele von Tokio.
Angesichts der hoch ansteckenden Omikron-Welle kann die fast paranoide Null-Covid-Strategie im seit zwei Jahren beinahe hermetisch abgeriegelten Reich der Mitte nicht aufgehen. Stattdessen steigen schon jetzt die Zahlen der infizierten Sportler, Teammitglieder und Journalisten in der von der "normalen Welt" in Peking abgeschotteten Olympia-Blase wie erwartet rasant an.
Die Folge ist eine einzige Farce: Wegsperren in schäbigen Unterkünften, die mehr an ein Gefängnis denn an ein Hotel erinnern. Frustrierte Athleten, deren hart erarbeitete Medaillenträume wegen eines positiven Testergebnisses platzen. Und schließlich in vielen Fällen weder die besten Sportler auf den Medaillenrängen noch halbwegs faire Wettbewerbe.
Olympia 2022: "Du kannst jeden aus dem Verkehr ziehen"
Hinzu kommt die offensichtlich begründete Angst zahlreicher Teilnehmer vor der Willkür der chinesischen Behörden, die vor allem Konkurrenten der eigenen Titelanwärter wegen vermeintlicher Corona-Infektionen aus den Wettbewerben nehmen könnten. Dazu reicht ein deutlich niedrigerer CT-Wert als in Europa, zumal viele Skeptiker bewusste Manipulationen im Doping-erfahrenen Land für absolut möglich halten. "Du kannst jeden aus dem Verkehr ziehen, der dir irgendwie im Weg steht", fürchtet der deutschen Alpinsportdirektor Wolfgang Maier.
Die Folge dieser Ansteckungsängste führt zu den sterilsten Olympischen Spielen aller Zeiten, die genauso auf dem Mond hätten stattfinden können. Ohne Zuschauer, ohne Atmosphäre, ohne Stimmung, ohne Kontakte, ohne Eindrücke von Land und Leuten und ohne neue Freundschaften - alles, was die Olympischen Spiele als buntes Fest der Völkerverständigung ausmacht, wird der Profilierungssucht Chinas und dem Kommerz geopfert.
Womit man schließlich beim größten und entscheidenden Problem angekommen wäre. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Einen schlimmeren Austragungsort hat es seit 1936 nicht mehr gegeben. Seit Adolf Hitlers Nazi-Spielen in Berlin und Garmisch-Partenkirchen hat kein vergleichbares Unrechtsregime diese Weltbühne für die eigene Propaganda als angeblich friedliebendes Land derart missbrauchen dürfen.
Olympia 2022 - Falsches Land: Kotau vor einer menschenverachtenden Diktatur
Auch wenn es viele, vor allem das IOC, nicht hören wollen, und andere aufgrund der regen Geschäftsbeziehungen abgestumpft sind: China ist nicht nur ein radikaler Überwachungsstaat, der aktuell auch die Gäste aus aller Welt mit modernster Technik ausspioniert, sondern zudem eine menschenverachtende Diktatur, die für Unterdrückung und Völkermord verantwortlich ist.
"Die Winterspiele 2022 werden als Genozid-Spiele in Erinnerung bleiben", hat der chinesische Oppositionelle Teng Biao gesagt. Die Absicht der Kommunistischen Partei sei es, sich von "allen Gräueltäten reinzuwaschen".
Etwa der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong, der brutalen Unterdrückung der Tibeter und vor allem der tausendfachen Ermordung und Folter der uigurischen Minderheit, von der mehr als eine Million Menschen seit Jahren zu Tausenden in "Konzentrationslagern" (Aussage des US-Verteidigungsministerium) malträtiert werden.
Dass sich die geschichtsvergessenen IOC-Funktionäre mit Bach an der Spitze zu Claqueuren der Schreckensherrschaft von Machthaber Xi Jingping und seinen Spießgesellen machen, ist eine Schande und eine Perversion der Olympischen Idee.
Olympia 2022: Deutsche Teilnehmer bei den Winterspielen in Peking
Sportart | Frauen | Männer |
Biathlon | Denise Herrmann, Vanessa Hinz, Franziska Preuss, Vanessa Voigt, Anna Weidel | Benedikt Doll, Johannes Kühn, Erik Lesser, Philipp Nawrath, Roman Rees, David Zobel |
Bob | Candy Bauer, Lisa Buckwitz, Alexandra Burghardt, Francesco Friedrich, Mariama Jamanka, Kim Kalicki, Deborah Levi, Laura Nolte | Florian Bauer, Francesco Friedrich, Christoph Hafer, Thorsten Margis, Johannes Lochner, Christoph Weber, Christian Rasp, Michael Salzner, Tobias Schneider, Alexander Schüller, Matthias Sommer |
Curling | - | - |
Eishockey | Danny aus den Birken, Felix Brückmann, Mathias Niederberger, Konrad Abeltshauser, Dominik Bittner, Marcel Brandt, Korbinian Holze, Jonas Müller, Moritz Müller, Marco Nowak, Fabio Wagner, Lean Bergmann, Nicolas Krämmer, Matthias Plachta, David Wolf, Yasin Ehliz, Patrik Hager, Frederik Tiffels, Dominik Kahun, Tom Kühnhackl, Stefan Loibl, Marcel Noebels, Leonhard Pföderl, Daniel Pietta, Tobias Rieder | |
Eiskunstlauf | Minerva Hase, Katharina Müller, Nicole Schott | Tim Dieck, Paul Fentz, Minerva Hase, Nolan Seegert |
Eisschnelllauf | Claudia Pechstein, Michelle Uhrig | Patrick Beckert, Joel Dufter, Felix Rijhnen |
Nordische Kombination | - | Eric Frenzel, Geiger Vinzenz, Johannes Rydzek, Julian Schmid, Terence Weber |
Rennrodeln | Anna Berreiter, Natalie Geisenberger, Julia Taubitz | Tobias Arlt, Sascha Benecken, Toni Eggert, Max Langenhan, Felix Loch, Johannes Ludwig, Tobias Wendl |
Shorttrack | Anna Seidel | - |
Skeleton | Tina Hermann, Jacqueline Loelling, Hannah Neise | Alexander Gassner, Christopher Grotheer, Axel Jungk |
Ski alpin | Emma Aicher, Lena Dürr, Jessica Hilzinger, Simon Jocher, Marlene Schmotz, Kira Weidle | Romed Baumann, Josef Ferstl, Simon Jocher, Julian Rauchfuss, Andreas Sander, Alexander Schmid, Dominik Schwaiger, Linus Strasser |
Ski Freestyle | Sabrina Cakmakli, Alia Eichinger, Johanna Holzmann, Daniela Maier, Emma Weiss | Niklas Bachsleitner, Daniel Bohnacker, Tobias Müller, Florian Wilmsmann |
Skilanglauf | Victoria Carl, Pia Fink, Antonia Fraebel, Laura Gimmler, Katharina Hennig, Sofie Krehl,Coletta Rydzeck, Katherine Sauerbrey | Lucas Boegel, Janosch Brugger, Jonas Dobler, Albert Kuchler, Friedrich Moch, Florian Motz |
Skispringen | Katharina Althaus, Selina Freitag, Pauline Hessler, Juliane Seyfahrt | Markus Eisenbichler, Karl Geiger, Stephan Leyhe, Pius Paschke, Constantin Schmid |
Snowboard | Leilani Ettel, Jana Fischer, Melanie Hochbreiter, Ramona Hofmeister, Carolin Langenhorst, Annika Morgan | Yannik Angenend, Stefan Baumeister, Paul Berg, Benedikt Bockstaller, André Höflich, Noah Vicktor, Elias Huber, Umito Kirchwehm, Christoph Lechner, Martin Noerl, Leon Vockensperger |