Julius Thole und Clemens Wickler grinsten. "Ja, der Julius ist immer Optimist", sagte Thole. Die Worte von London-Olympiasieger Julius Brink schmeichelten dem deutschen Top-Duo im Beachvolleyball natürlich. Doch von einer Medaille mochten die beiden trotz ihrer überzeugenden Vorrunden-Vorstellungen noch nicht sprechen.
Doch Vorbereitung ist Vorbereitung - pünktlich zum Karriere-Höhepunkt sind Thole/Wickler, die WM-Zweiten von 2019, wieder topfit. Und in Topform. "Wenn sie in der Birne klar bleiben, ist eine Medaille drin", urteilte Ex-Champion Brink am ARD-Mikrofon. Für ihn gehören seine Erben spätestens nach dem lockeren 2:0 (21:16, 21:11) gegen die Japaner Yusuke Ishijima/Katsuhiro Shiratori zu den Geheimfavoriten.
Gegner im Achtelfinale am Montag (15.00 Uhr MESZ) sind die Weltranglisten-Vierten Jacob Gibb and Tri Bourne aus den USA. "Wir haben jetzt erstmal ein Achtelfinale und nicht so viel Kapazität, um uns auf noch mehr zu konzentrieren. Damit fahren wir nicht schlecht", sagte Thole und verwies auf die schwierige Turniervorbereitung, in der das Team von zwei Verletzungen zurückgeworfen worden war. Erst durchkreuzte Wicklers akute Blinddarm-OP die Pläne, dann erlitt Thole eine Bänderverletzung.
Achtelfinale: "Das ist richtig cool"
Beim ersten deutschen Beach-Olympiagold von Jonas Reckermann und Julius Brink saß Wickler 2012 noch gebannt vor dem Fernseher. Er habe "mitgefiebert und gleichzeitig zu Julius und Jonas aufgeblickt. Was die erreicht haben, ist das Größte, was du im Beachvolleyball gewinnen kannst." Neun Jahre später wandeln er und sein Partner plötzlich auf ihren Spuren.
Thole sprach nach der erfolgreichen Gruppenphase mit zwei Siegen aus einer hauchdünnen Niederlage von einem "sehr guten Warm-up. Es ist ein unglaubliches Gefühl, bei unseren ersten Olympischen Spielen gleich im Achtelfinale zu stehen. Das ist richtig cool." Doch der 24 Jahre alte Hamburger wollte die Leistungen nicht überbewerten und warnte vor der nächsten Turnierphase: "Die K.o.-Runde hat eigene Gesetze."
Ludwig/Kozuch treffen auf alte Bekannte
Zweites heißes Eisen des Deutschen Volleyball-Verbandes in Tokio sind Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch. Im Achtelfinale am Sonntag (10.00 Uhr MESZ/17.00 Uhr OZ) kommt es beim Duell mit den Brasilianerinnen Agatha Bednarczuk und Eduarda Santos Lisboa ("Duda") zum Wiedersehen mit alten Bekannten. Gegen Agatha und ihre damalige Mitspielerin Barbara Seixas hatte Ludwig mit Kira Walkenhorst 2016 das Finale der Spiele in Rio gewonnen.
"Duelle gegen Brasilien sind immer intensiv und eng. Wir freuen uns auf das Spiel und ich erinnere mich gerne an den Sieg gegen Agatha/Duda beim World-Tour Finale in Rom 2019", sagte Beachvolleyball-Sportdirektor Niclas Hildebrand zum SID: "Favorit ist Brasilien, aber wir haben unsere Chancen."
Weil ein gegnerisches Team nach einer Corona-Infektion nicht antreten konnte, sind Ludwig und Kozuch bereits seit Montag spielfrei und fiebern umso mehr der Partie am Sonntag entgegen. "Wir haben die freien Tage genossen, um runterzukommen und dann wieder die Spannung aufzubauen", sagte Ludwig: "Wir freuen uns jetzt einfach darauf, wieder spielen zu können."