"Diese Stadt hat uns alle gelehrt, was 'Boston Strong' bedeutet, der Präsident und die First Lady könnten nicht stolzer auf diese Leistung sein", ließ Barack Obama auch im Namen seiner Gattin ausrichten.
"Boston Strong" ist seit dem Attentat zu einem Synonym geworden für die Fähigkeit, Stärke zu zeigen. Ausgerechnet in jener Woche, in der nun mit der Auswahl der Geschworenen der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter Dschochar Zarnajew begonnen hat, gab das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) der Metropole an der Ostküste den Vorzug vor Los Angeles, San Francisco und Washington D.C. "Das USOC hat die richtige Wahl getroffen", kommentierte die Tageszeitung USA Today, die Stadt habe alle Merkmale, die das IOC unter Präsident Thomas Bach neuerdings sehen wolle.
"Wir haben unglaublich starken Partner"
"Die Bewerbung von Boston wird stark sein", ließ Bach prompt verlauten. Der Plan des privat organisierten Bewerbungskomitees "Boston 2024" um den Bau-Unternehmer John Fish liest sich beinahe wie eine Kopie der Agenda 2020, die Bach kürzlich in Monte Carlo vorstellte.
Kompakte Spiele sollen es werden, bestehende Hallen und Sportstätten einbezogen werden, und die Paralympics gleich in der Woche nach den Olympischen Spielen beginnen."Wir haben einen unglaublich starken Partner für eine überzeugende Kandidatur", glaubt USOC-Geschäftsführer Larry Probst.
Im Falle eines Erfolges würden zum fünften Mal nach St. Louis (1904), Los Angeles (1932, 1984) und Atlanta (1996) sowie einer Pause von 28 Jahren Sommerspiele in den USA stattfinden. Nachdem Bewerbungen von New York (2012) und Chicago (2016) kläglich bis krachend gescheitert waren, haben die USA nun gute Karten: Seit 2012 ist die Verteilung der TV- und Marketingeinnahmen ab 2020 neu geregelt - das USOC hat dabei dem IOC nachgegeben; zugleich kassiert das IOC von 2021 bis 2032 fast acht Milliarden Dollar vom US-Mediengiganten NBCUniversal.
Bosten bietet ausreichend Sportstätten
"Boston 2024" kalkuliert mit einem Etat von 4,5 Milliarden Dollar. Darin nicht enthalten sind die Kosten für die bereits geplante Verbesserung der Infrastruktur und des Nahverkehrs - sowie ein Olympiastadion: Die Arena für 60.000 Zuschauer soll in Modularbauweise errichtet und nach den Spielen teilweise abgebaut und umgebaut werden.
Ansonsten gibt es in Bosten ausreichend Sportstätten, nicht zuletzt an den zahlreichen im Großraum der 5-Millionen-Metropole gelegenen Universitäten wie Harvard oder dem MIT (Massachusetts Institute of Technology).
Bürgermeister Marty Walsh kündigte am Freitag an, das keine öffentlichen Gelder in den Bau von Sportstätten fließen werden. "Ich verspreche, dass dies der offenste, transparenteste und gesamtheitlichste Prozess der olympischen Geschichte wird", sagte der 47-Jährige: "Ich verspreche auch, dass ich Boston niemals mit einem Haufen unbezahlter Schulden zurücklassen werde."
Allerdings: Auch in Boston gibt es zumindest mahnende Stimmen, bei aller Euphorie über die Wahl zur Bewerberstadt nicht blind ins Verderben zu laufen: Die Diskussionen über die Entscheidung, Spiele in Boston zu veranstalten, "sollten jetzt beginnen, nicht aufhören", forderte der Kolumnist der Tageszeitung Boston Globe.
Boston nicht alleine mit vagen Ankündigungen
Und er warnte "Boston 2024": Die Befürworter der Spiele sollten nicht glauben, sie bekämen für ihre Pläne jetzt "irgendwelche öffentlichen Investitionen oder staatlichen Garantien". Dies wiederum dürfte dem IOC nicht unbedingt behagen.
Aber Boston ist nicht alleine mit seinen vagen Ankündigungen. Ein bisschen konkreter muss der Favorit und müssen Gegner wie Berlin oder Hamburg, Rom und eventuell Doha/Katar, Baku/Aserbeidschan, Istanbul sowie eine südafrikanische Stadt erst am 15. September werden. Dann erwartet das IOC die öffentliche Bekanntgabe der Bewerbungen.
Eines hat "Boston 2024" aber schon klargemacht: Der olympische Marathon soll nicht auf der Strecke des Boston Marathon gelaufen werden. Die gilt nämlich als viel zu hügelig.