"Das ist eine abenteuerliche These, die einfach nicht stimmt", sagt der frühere IOC-Direktor dem "SID" und führt als bestes Gegenargument an, wie wertvoll das ganze Land im Nachhinein die Fußball-WM 2006 für sein Image angesehen hat. Tröger (84) plädiert nun dafür, dass sich der DOSB voll auf eine Bewerbung für Sommerspiele konzentrieren soll, auch wenn diese vielleicht erst deutlich nach dem Jahr 2024 umsetzbar sei.
"Hierfür kommen grundsätzlich alle deutschen Millionenstädte in Frage, vor allem natürlich Berlin und Hamburg. München wird nach zwei Niederlagen mit Winterspielen wohl nicht wieder antreten wollen", sagte Tröger, einer der Macher der Sommerspiele 1972 in der bayerischen Metropole.
"Befürworter waren sich wohl zu sicher"
Tröger sieht das Scheitern des Bürgervotums in Fehlern der Befürworter begründet. "Sie waren sich ihrer Sache wohl zu sicher, haben die meist falschen Argumente der Olympia-Gegner nicht genügend entkräftet und zu wenig Bürger mobilisiert, die ihre Stimme für Olympia abgeben sollten. Dagegen waren die Gegner, deren Behauptung von starken Eingriffen in die Natur nicht stimmt, höchst aktiv."
Tröger, Ehrenmitglied des IOC, tritt vehement der Behauptung der Olympiagegner entgegen, das IOC arbeite gegenüber Olympia-Ausrichtern mit Knebelverträgen: "Das gilt sicherlich für den Weltverband FIFA, aber nicht für das IOC, das 92 Prozent seiner Einnahmen in den internationalen Sport investiert und nur aus einem kleinen Teil der Erträge seine Rücklagen bildet."
Auch angesichts der Tatsache, dass ein ähnliches Bürgervotum für 2022 im März auch in der Schweiz gescheitert war und Kandidaten aus dem Alpenraum zunehmend chancenlos sind, sagt Tröger: "Vielleicht ist das ein Hinweis für das IOC, dass es etwas ändern muss. Der neue Präsident Thomas Bach ist nicht einmal 100 Tage im Amt. Er kennt die Dinge besser als jeder seiner IOC-Kollegen, aber man kann nicht verlangen, dass er alles gleich auf einmal anpackt. Zuerst gilt sein Augenmerk den Winterspielen im Februar in Sotschi."