Monatelang hatte er gekämpft, gehadert und das Podest meist nur aus der Ferne gesehen - doch am Ende einer harten Saison war Christopher Grotheer schon wieder der Held für einen Tag. Knapp ein Jahr nach seinem sensationellen WM-Coup schlug der 28-Jährige am Freitag erneut zu: Wieder Skeleton-Weltmeister, wieder in Altenberg, auf der Heimbahn bestätigte Grotheer erneut seine Klasse.
"Ich wusste, dass ich hier kaum zu schlagen bin, wenn ich es ordentlich treffe", sagte Grotheer. Alexander Gassner holte hinter dem Russen Alexander Tretjakow wie im Vorjahr Bronze. Bei den Frauen feierte Tina Hermann ihren bereits dritten WM-Titel in Serie vor Teamrivalin Jacqueline Lölling.
"Ich bin hier letztes Jahr Weltmeister geworden", sagte Grotheer, "da kann man schon mit breiter Brust an den Start gehen." Er habe sich vor dem Rennen daher "selbst stark geredet", und das war auch nötig.
Skeleton - Grotheer schreibt Geschichte
Denn auch dieser Winter lief durchwachsen, mehr als ein dritter Platz im Weltcup war nicht drin. Überhaupt liest sich die Karriere-Bilanz des Thüringers bemerkenswert. Bereits seit acht Jahren ist er im Weltcup unterwegs, hat aber bis heute lediglich drei Rennen auf höchstem Niveau gewonnen - zwei davon brachten ihm einen WM-Titel.
Nicht nur für Grotheer persönlich sind das ungewohnte Erfolge, deutsche Weltmeister im Skeleton der Männer sind eine Seltenheit: Nach Willi Schneider (1998) und Andy Böhme (2000) ist Grotheer erst der dritte.
Viel mehr gibt es seit Jahren für die deutschen Frauen zu feiern, seit 2016 ging der Titel viermal an Hermann, einmal an Lölling. Auch am Freitag machten beide den Sieg unter sich aus. Von einem "sehr, sehr spannenden Rennen" berichtete Hermann nach dem entscheidenden vierten Lauf: "Ich konnte nochmal zeigen, wo ich wirklich hingehöre. Der erste Lauf gestern war ja eine Katastrophe."
Denn Hermann hätte die Chance beinahe mit einem ganz schwachen Auftakt am Donnerstag weggeschmissen: Mehr als eine halbe Sekunde verlor sie auf die Spitze, in den Durchgängen zwei bis vier legte Hermann dann aber jeweils die Bestzeit hin und fing Lölling noch ab. Elf Hundertstelsekunden trennten die beiden besten Pilotinnen der vergangenen Jahre. Dritte wurde die Russin Jelena Nikitina mit bereits 1,6 Sekunden Rückstand.