Er hat schon für viele Lacher gesorgt. Ob im Dress eines Mariachi-Sängers, im weiß-roten Anzug samt Maya-Kopf-Verzierung oder doch in schwarzer Montur, ausgeschmückt mit blumig-bunten Totenköpfen - Hubertus von Hohenlohe ist mit seinen selbst designten Ski-Overalls so schräg wie kultig. Ein bunter Vogel, der auf den schneeweißen Pisten dieser Welt sofort heraussticht.
"Das Leben und der Skizirkus bestehen nicht nur aus den Spitzenleuten. Es gibt auch noch Clowns und Artisten", sagt der waschechte Prinz zu seinem ungewöhnlichen Auftreten: "Ich trage dazu bei, dass auch abseits vom ernsten Skifahren noch einiges geboten wird."
Das tut er in der Tat. Und vor allem: Das tut er mittlerweile schon seit über 37 Jahren. Von Hohenlohe ist ein alter Haudegen, ein Methusalem, der dem Alpinen Zirkus - von einigen Pausen unterbrochen - seit 1981 als Athlet die Slalomstange hält und das Geschehen nicht nur begleitet, sondern mitprägt.
Gewiss, der Liechtensteinische Staatsbürger ist nicht unbedingt für seine sportlichen Spitzenleistungen bekannt. Schafft er es bis ins Rennen, scheidet er häufig aus oder scheitert an der Qualifikation zum zweiten Lauf. Nicht selten fehlen dabei 20 Sekunden und mehr auf die Führenden. Dennoch: Von Hohenlohe hält sich, fährt trotz seiner 60 Jahre weiter wacker im Kreise der Top-Athleten mit (oder eben hinterher) und nimmt nun an seiner 18. Ski-WM teil.
Hubertus von Hohenlohe: Prinz und Jetsetter
Während er früher auch in der Abfahrt die Hänge runterstürzte - unter anderem auf der legendären Streif, die er 1984 immerhin mit "nur" neun Sekunden Rückstand auf Sieger Franz Klammer bezwang -, beschränkt sich der Oldie mittlerweile auf die technischen Disziplinen. Im schwedischen Are soll es daher zumindest im Riesenslalom klappen. "Es ist natürlich ein Ziel, den Altersprozess hinauszuschieben", begründet er seine Hingabe zum Sport: "Solche Herausforderungen erden mich auch immer wieder."
Eine solche Erdung würden ihm wohl einige Kritiker absprechen. Von Hohenlohe ist schließlich niemand, den man als zurückhaltend beschreiben würde. Er, der als Sohn und jüngster Prinz von Ira und Alfonso von Hohenlohe in Mexiko Stadt geboren wurde, ist ein wahrer Jetsetter, ein Lebemann mit dem Hang zum Extravaganten.
Aufgewachsen im "Marbella Club", einem Fünf-Sterne-Hotel seines Vaters, kennt er nur die schillernde Welt der Reichen und Schönen. Eine Welt, die damals natürlich noch deutlich besser als heute war. "Wenn du früher vom Jetset gesprochen hast, dann hatte das Stil, mit Männern und Frauen, die schön waren, schick und elegant. Früher hast du auf Promi-Fotos Dolce Vita gesehen. Heute siehst du Botox-Landschaften", erklärt er den Verfall der Sitten.
Von Hohenlohe: "Durch die Scheiße" zum Weltcup
Damit er im Strudel des Wahnsinns nicht untergeht, steckte ihn sein Vater mit zehn Jahren auf ein Klosterinternat in Vorarlberg. Dort "war es so düster, dass Skifahren der einzige Lichtblick war", berichtet er von seinem Weg zum Wintersport. Er habe jede Chance genutzt und wollte sich "selbst etwas erarbeiten, selbst etwas erreichen".
Dabei ging er, wie er selbst sagt, "durch die Scheiße". Alles, um es tatsächlich zum Ski-Profi zu schaffen. Und tatsächlich: Als gebürtiger Mexikaner gründete der Blaublüter 1981 in seiner eigentlichen Heimat den ersten Ski-Verband und trat anschließend unter mexikanischer Flagge an. Der Weg in den Weltcup war gemeistert.
Doch bevor er im Dezember desselben Jahres sein erstes Rennen in Aprica (Italien) absolvierte, schloss er mit Österreichs Ski-Ass Werner Grissmann noch eine Wette ab. Grissmann wettete, dass von Hohenlohe mindestens zehn Sekunden Rückstand auf ihn haben werde. Einsatz: fünf Flaschen Champagner. Ergebnis: Grissmann verlor - sein Vorsprung betrug am Ende nur knapp neun Sekunden.
Von Hohenlohe: "Dekadenz! Warum nicht?"
Es war der Auftakt in eine lange Karriere. Auch wenn von Hohenlohe seitdem meist belächelt wird und selbst zu seinen besten Zeiten rund zehn Sekunden Rückstand auf die Elite hatte, sammelte er neben sechsfacher Olympia-Erfahrung auch fünf Top-10-Platzierungen und damit Weltcup-Punkte. Einmal, 1981 in Gröden war das, schaffte er es sogar auf den fünften Rang - auch wenn überhaupt nur fünf Läufer gewertet wurden, immerhin sein bestes Ergebnis.
Für den Paradiesvogel, der sich bei der WM 2013 als 54-Jähriger einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde verdiente, zählen die Resultate aber ohnehin nur am Rande.
Für ihn geht es um Spaß, den Trubel und die High Society. Und wenn er mal nicht auf den Brettern steht, arbeitet er als Fotograf, Designer, Moderator und Sänger. So veranstaltet er nicht nur eigene Ausstellungen, sondern produzierte unter anderem ein Lied für Österreichs Musik-Legende Falco.
Und alternativ bietet das Jetset-Leben ja auch so noch jede Menge. "Mein Leben ist one big challenge", fasst von Hohenlohe seinen Alltag in der tz zusammen und gibt Einblick in seine Aktivitäten fernab der Öffentlichkeit: "Wir machen Ausflüge mit einem kleinen Bentley-Cabrio. Das macht Spaß. Dekadenz! Warum nicht?"