"Ich hatte noch ein paar Fahrfehler drin und wir stehen trotzdem oben. Das beruhigt mich", sagte Lochner: "Morgen kann ich die Fehler abstellen. Unser Plan war, die anderen mit einem starken ersten Lauf einzuschüchtern, das hat geklappt." Im ersten Durchgang brachte Lochner gleich mehr als eine Zehntelsekunde zwischen sich und die ersten Verfolger.
Friedrich verkürzte dann allerdings mit einem ganz starken zweiten Lauf. "Das war eine Angriffsfahrt", sagte der 26-Jährige, "die bringt uns für morgen in eine gute Position." Der lettische Titelverteidiger Oskars Melbardis (+0,10) liegt ebenfalls nur knapp zurück auf dem dritten Rang, Nico Walther (Oberbärenburg/+0,20) hat als Fünfter in den Läufen drei und vier am Sonntag noch Chancen auf das Podest.
Seit dem Rücktritt von Ex-Weltmeister Maximilian Arndt im vergangenen Sommer war Lochner in kürzester Zeit in die Rolle des momentan besten Vierer-Piloten des Landes hineingewachsen. Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang nährte er damit die Hoffnung, dass Deutschland mit Gold-Anwärtern in beiden Schlitten nach Südkorea reisen wird: Friedrich dominiert schon seit Jahren die Zweierbob-Konkurrenz, holte am vergangenen Wochenende seinen vierten WM-Titel in Serie und scheint auch in Pyeongchang konkurrenzlos. Im deutlich engeren Viererbob-Feld wird vor allem Lochner zugetraut, um den Olympiasieg zu kämpfen.
Rückschlag durch Virus
Der Bayer bestreitet erst seit diesem Winter regelmäßig Weltcup-Rennen im großen Schlitten, und doch fährt Lochner schon auf Weltklasse-Niveau. Drei Weltcups gewann er in dieser Saison, es waren die bislang einzigen deutschen Vierer-Siege. Auf seiner Hausbahn am Königssee galt Lochner daher seit Wochen als klarer Favorit, allerdings warf den Studenten zuletzt eine hartnäckige Viruserkrankung zurück.
In der weiterhin nicht geklärten Materialfrage liefert die WM indes deutliche Hinweise. Lochner und Friedrich fahren in privat finanzierten Viererbobs des österreichischen Herstellers Wallner, Walther nutzt den neuen Schlitten des staatlich geförderten Stammausrüsters FES. Offensichtlich bewegen sich beide Modelle mittlerweile fast auf Augenhöhe, einige Fahrfehler Walthers sorgten für seinen kleinen Rückstand.
Im Zweier bietet sich ein anderes Bild: Auch dort sind Lochner und Friedrich mit vom Verband angeschafften Wallnerbobs unterwegs, Walther fährt FES-Material und hatte damit in diesem Winter meist einen Nachteil. Vor der Saison hatte sich der BSD für eine zweigleisige Lösung entschieden, um mit Blick auf die Winterspiele das bestmögliche Material zu ermitteln. Nach dem Weltcupfinale auf der Olympiabahn in Pyeongchang im März sollen die Piloten ihre Wahl für die wichtige kommende Saison treffen.