Kaum hatte Severin Freund mit seinem Doppelsieg am legendären Holmenkollen Geschichte geschrieben, da nahm der Überflieger auch schon die nächsten Aufgaben ins Visier. "Es ist noch nichts entschieden", sagte der 26-Jährige und gab die Devise für das Weltcup-Finale der Skispringer am kommenden Wochenende in Planica vor.
"Da kann man nur angreifen. Beim Skifliegen kann man nicht verhalten springen oder abwarten." Schon am Freitag kann der Weltmeister von der Großschanze in Slowenien seinen Traum von der großen Kristallkugel verwirklichen und damit in die Fußstapfen von Jens Weißflog und Martin Schmitt treten.
Die Ausgangslage vor dem Showdown im "Tal der Schanzen" ist glänzend: Mit seinen beiden Erfolgen in Oslo hat sich Freund die Führung im Gesamtweltcup erkämpft. 1643 Punkte hat der Mannschafts-Olympiasieger auf dem Konto.
Damit liegt er klar vor Peter Prevc (Slowenien/1549) und dem österreichischen Tournee-Sieger Stefan Kraft (1468). Von einer Vorentscheidung wollte der Mann der Stunde aber nichts wissen.
"Punch in Beinen erhalten"
"Die letzten vier Springen hat das sehr dominant ausgesehen", gab Freund zwar zu, eigentlich habe es "sich aber gar nicht so angefühlt. Man muss um jeden Sieg sehr hart kämpfen."
Gerade am Saisonende könne es sehr schnell gehen, "dass man die Spannung verliert", sagte er. Bis Freitag will sich Freund deshalb "ein wenig erholen und und zugleich versuchen, den Punch in den Beinen zu erhalten".
Dass ihm das nicht gelingt, scheint derzeit nahezu ausgeschlossen, schließlich ist Freund seit Wochen die prägende Figur im Skisprung-Zirkus. Bei der WM im schwedischen Falun holte er zweimal Gold und einmal Silber.
In den vergangenen sieben Weltcup-Springen landete er immer mindestens auf Rang zwei, die letzten vier Wettbewerbe gewann er sogar. Das hatte zuletzt der Österreicher Thomas Morgenstern im Dezember 2010 geschafft.
Der letzte deutsche "Viererpack" war Sven Hannawald bei seinem historischen Grand Slam bei der Vierschanzentournee 2001/2002 gelungen, damals holte Hannawald sogar fünf Siege in Folge.
Vorgänger: Weißflog und Schmitt
Und während die Konkurrenz immer wieder strauchelt, glänzt Freund vor allem mit seiner Konstanz. "Ich glaube, dass sich jetzt die harte Arbeit im Sommer auszahlt", meinte er und fügte lächelnd an: "Aber ehrlich gesagt, ist es mir auch egal, aus welchen Gründen ich gewinne. Ich genieße es einfach und freue mich auf das Skifliegen in Planica."
Dort stehen am Freitag und Sonntag zwei Einzel-Entscheidungen an, am Samstag gibt es den letzten Teamwettbewerb des Winters. Gut möglich, dass Freund dann schon bald in einem Atemzug mit seinen Vorgängern Weißflog und Schmitt genannt wird.
Jubeln will er zwar erst "wenn ich rechnerisch durch bin". Dennoch gab Freund zu: "Es wäre mal wieder Zeit, dass ein Deutscher gewinnt."