Als der erste Doppelsieg der deutschen Biathletinnen seit fast vier Jahren perfekt war, konnten Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand ihr Glück kaum fassen. Knapp vier Wochen vor der WM schockte das Duo die versammelte Weltspitze und feierte im Biathlon-Sprint von Nove Mesto einen fast nicht für möglich gehaltenen Triumph. Dahlmeier hatte nach 7,5 km lediglich eine Sekunde Vorsprung vor ihrer Teamkollegin.
"Es ist einfach nur geil. Ich kann's überhaupt noch nicht fassen. Wahnsinn", sagte Dahlmeier nach dem ersten Weltcupsieg ihrer Karriere mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nicht ohne Genugtuung fügte sie wenig später an: "Man sieht, dass unser Konzept aufgeht."
Der deutsche Doppelsieg im RE-LIVE
Kaum jemand hatte dem jungen Team vor der Saison einen derartigen Erfolg zugetraut. Nach den namhaften Rücktritten der vergangenen Jahre gab die Mannschaft nun eine beeindruckende Antwort. "Es war richtig, mit nicht so hohen Erwartungen in die Saison zu gehen. Aber wir haben gezeigt, dass wir es können und dass auch Leute wie Domratschewa oder Mäkäräinen schlagbar sind", sagte Dahlmeier.
Vor 35.000 begeisterten Fans bei traumhaftem Winterwetter in Tschechien leisteten sich Dahlmeier und Hildebrand keinen Schießfehler und verdrängten Lokalmatadorin Veronika Vitkova (1 Fehler) auf Rang drei. Während die 21 Jahre alte Dahlmeier aus Partenkirchen bereits zum zweiten Mal in diesem Winter auf das Podest stürmte, schaffte Hildebrand (27/Clausthal-Zellerfeld) diesen lange ersehnten Erfolg zum ersten Mal.
"Ich freue mich einfach, dass es so ist"
"Ich freue mich einfach, dass es so ist", sagte Hildebrand, die auf Rang fünf im Gesamtweltcup kletterte. Nach dem zweiten Schießen hatte sie sogar in Führung gelegen, doch Dahlmeier zog dank einer furiosen Schlussrunde noch vorbei.
Vergessen waren dabei auch die Fußprobleme, die sie die ganze Saison gequält hatten. Die Bayerin Dahlmeier verzichtete in den letzten Monaten sogar auf Weltcupstarts, damit die Verletzung, die sie bei einem Bergunfall erlitten hatte, keine größeren Probleme bereitet.
"Das mit dem Fuß versuche ich auszublenden. Ich hoffe, dass es jetzt so weitergeht", sagte Dahlmeier. Mit der Staffel hatten die Skijägerinnen in dieser Saison bereits zwei Siege gefeiert, der erste Erfolg im Einzel seit dem Rücktritt von Doppel-Olympiasiegerin Andrea Henkel im vergangenen Jahr gibt nun weiteres Selbstvertrauen. Henkel hatte gemeinsam mit Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner am 13. Februar 2011 in Fort Kent/USA auch den bislang letzten deutschen Doppelsieg gefeiert.
"So einen Tag muss man genießen. Das haben wir nicht vorausgesehen", sagte der stolze Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig: "Heute war die Stabilität am Schießstand unser Plus. Wir waren mit einer komplexen Biathlon-Leistung vorne dran."
Sehnsucht nach Edelmetall groß
Das Rennen auf den WM-Strecken von 2013 war der vorletzte Sprint vor der WM im finnischen Kontiolahti (5. bis 15. März). Natürlich steigen nun auch die Erwartungen. Gerade nach den medaillenlosen Olympischen Spielen in Sotschi im Vorjahr ist die Sehnsucht nach Edelmetall groß.
"Wir haben sicherlich gewusst, dass wir tolle Mädels zur Verfügung haben. Jetzt läuft's natürlich sehr gut", sagte Hönig. Auch in der Verfolgung am Sonntag ist das deutsche Duo nun in der Favoritenrolle.
Vanessa Hinz (Schliersee/0) belegte den zwölften Platz, Luise Kummer (Frankenhain/1) wurde 29. Miriam Gössner (Garmisch) leistete sich fünf Fehler am Schießstand und kam trotz einer guten Laufleistung nicht über Rang 49 hinaus. Tina Bachmann (Schmiedefeld/3) landete auf Platz 51.