"Er wollte diesen Sieg unbedingt"

SID
Felix Neureuther bewies in Madonna di Campiglio all seine Klasse und holte sich den Slalom-Sieg
© getty

Der erste Fehler unterlief Felix Neureuther erst bei der Siegerehrung. Beim Versuch, auf die höchste Stufe des Podests zu klettern, landete der König der Nacht von Madonna di Campiglio auf dem Hosenboden. Fritz Dopfer und Jens Byggmark aus Schweden, als Zweiter und Dritter schon in Position, halfen ihm wieder auf die Beine.

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Hinterher begossen sich Neureuther und Kumpel Byggmark übermütig mit Schampus. "Fritz, komm unter die Dusche", forderten sie den eher zurückhaltenden Dopfer auf - vergeblich.

Abgesehen von dem kleinen Ausrutscher lief für Neureuther an diesem Abend freilich alles rund. Erster bereits nach dem ersten Lauf, nur 0,09 Sekunden vor dem ebenfalls wieder hervorragenden Dopfer, der große Triumphator dann am Ende mit gewaltigen 0,85 Sekunden vor dem Teamkollegen. Zur Belohnung gab es ein Küsschen von Freundin Miriam Gössner und die Aussicht, erst mal in Ruhe Weihnachten zu feiern. "Ich werde da definitiv abspannen und an alles denken außer an Skifahren", betonte Neureuther.

Führender in der Weltcup-Wertung

Dass Neureuther ein kleines Kapitel deutscher Sportgeschichte geschrieben hat, wird ihn da wenig interessieren. Mit nunmehr zehn Weltcupsiegen hat er Markus Wasmeier (9) überholt, aber das, findet der Vizeweltmeister im Slalom, sei nicht der Bringer. "Bester Deutscher mit 'nur' zehn Weltcupsiegen zu sein, rühmt mich jetzt nicht so", sagte Neureuther, "mein Ziel war es immer, über die Saison gesehen der beste Slalomfahrer der Welt zu sein." Und da ist er auf einem guten Weg.

Nach drei Slalom-Rennen in diesem WM-Winter führt Neureuther die Weltcup-Wertung an - 24 Punkte vor Weltmeister Marcel Hirscher (Österreich) und Dopfer. Seine Bilanz: Dritter, Zweiter - und nun Erster. So stark war Neureuther vor Weihnachten nie gewesen, seine neun Weltcupsiege zuvor holte er jeweils nach Silvester. "Gute, harte Arbeit", sei der Grund für die derzeitige Konstanz, betonte Cheftrainer Mathias Berthold, außerdem hätten Neureuther und Dopfer in Madonna di Campiglio "endlich mal durchgezogen".

"Er wollte diesen Sieg unbedingt"

Das mit dem Durchziehen war Neureuther wichtig. "Er wollte diesen Sieg unbedingt", sagte Berthold. Denn auch acht Tage zuvor im schwedischen Are hatte Neureuther nach dem ersten Lauf geführt - und dann doch nur Rang zwei hinter Hirscher belegt. Deshalb war dieser Sieg jetzt "extrem wichtig", sagte er, zu führen und dann "das Ding souverän runterzubringen, gibt schon Selbstvertrauen". Im Übrigen: Der lädierte Rücken war kein Thema, warum auch? Es geht auch mit ramponiertem Körper und wenig Training.

Chefcoach Berthold blieb im ganzen Trubel um Neureuther und den überglücklichen Dopfer gelassen. "Einen Doppelsieg kann und darf man nicht erwarten, das wäre überheblich", sagte er, und von dem Sieg in Madonna di Campiglio, wo Neureuther elf Jahre zuvor als Achter seine ersten Punkte im Weltcup geholt hatte, "können wir uns nichts kaufen". Also, ergänzte er, "die Jungs" sollten nun "einfach cool bleiben und weiterarbeiten". Am 6. Januar geht es in Zagreb weiter. Und dann beginnt ja erst die Zeit von Neureuther.

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