Am Ende eines kuriosen Wochenendes lächelte Maria Höfl-Riesch und versicherte: "Ich bin happy." Gut vier Wochen vor dem ersten Wettbewerb bei den Olympischen Spielen in Sotschi präsentierte sich die Doppel-Olympiasiegerin von 2010 bei den Weltcup-Rennen im österreichischen Zauchensee noch nicht in Bestform - mit dritten Plätzen in der Abfahrt und der Super-Kombination aber als ernsthafte Anwärterin auf Medaillen, womöglich sogar goldene.
"Podest ist immer super"
"Zweimal Dritte ist super, Podest ist immer super", betonte Höfl-Riesch, nachdem sie am Sonntag in der Super-Kombination "total überraschend" noch auf's Siegertreppchen gefahren war - 0,39 Sekunden hinter der zum ersten Mal im Weltcup siegreichen Marie-Michele Gagnon (Kanada) und 0,07 Sekunden hinter der zweitplatzierten Michaela Kirchgasser (Österreich). Vor dem Slalom am kommenden Dienstag in Flachau übernahm Höfl-Riesch damit auch wieder die Führung im Gesaltweltcup.
Am Samstag hatte Höfl-Riesch zunächst Rang drei in der Abfahrt belegt, hinter der überlegenen Siegerin Elisabeth Görgl und auch da 0,07 Sekunden hinter der zweitplatzierten Anna Fenninger (beide Österreich). Ja, sagte Höfl-Riesch bei aller Freude über die zwei Podestplätze allerdings: "Es wäre mehr gegangen. Man darf mit so etwas nicht zufrieden sein, man muss mit so etwas aber auch mal zufrieden sein." Heißt: Für den Moment passt das, es bleibt aber Luft nach oben.
Gold-Favoritin in der Kombination
Das gilt zunächst für die Super-Kombination, in der die Partenkirchnerin 2010 Olympiasiegerin wurde, in der sie im vergangenen Februar bei der WM ebenfalls Gold gewann. Am 10. Februar in Sotschi ist der alpine Zweikampf das erste Rennen bei Olympia. Höfl-Riesch bleibt die große Favoritin auf Gold, zumal dann die Abfahrt die erste Disziplin ist, nicht wie in Zauchensee der wenig geliebte Super-G. "Da bin ich ja nicht so gut", sagt sie.
Dank ihrer Stärke im Slalom ist Höfl-Riesch der Konkurrenz im Kampf um Kombinations-Gold voraus - wenn sie bis dahin die Leistungsschwankungen im Torlauf in den Griff bekommt. In Bormio schied sie in dieser Disziplin, in der sie 2010 ebenfalls Olympia-Gold gewann, aus. In Zauchensee war der Slalom-Lauf verhalten: Höfl-Riesch, Zehnte nach dem Super-G, kam als Dritte ins Ziel - staunte dann aber nicht schlecht, dass die nachfolgenden neun Läuferinnen langsamer waren.
Beim Slalom um den Sieg mitfahren
Ein Wechselbad der Gefühle hatte Höfl-Riesch bereits bei der Abfahrt durchlebt. Ins Ziel war sie mit Bestzeit gekommen - dann war Fenninger 0,07 Sekunden schneller und die Deutsche zunächst enttäuscht. Als dann jedoch Ex-Weltmeisterin Görgl mit klaren 0,63 Sekunden Vorsprung auf Höfl-Riesch gewann, war diese wieder zufrieden: "Um sieben Hundertstel den Sieg zu verpassen, das ist ärgerlicher, als mit sieben Hundertsteln Rückstand auf Rang zwei Dritte zu werden."
Beim Slalom am Dienstag in Flachau, wo sie bereits einmal gewonnen hat und zweimal Zweite wurde, will Höfl-Riesch "um den Sieg mitfahren". Das würde auch bedeuten, dass sie ihre wiedergewonnene Führung im Gesamtweltcup weiter ausbaut. 22 Punkte liegt sie jetzt vor Fenninger, 58 vor Tina Weirather (Liechtenstein) - beide sind keine guten Slalom-Fahrerinnen. Olympia hin oder her, den Gesamtweltcup will Höfl-Riesch auf keinen Fall aus den Augen verlieren: "Klar schaut man da drauf", sagte sie, "es wäre ein Schmarrn, es zu leugnen."