Die bereits am Montag im Vorkampf erturnten 14,933 Punkte reichten am Barren zum siebten Platz, sichtlich erleichtert erhob sich der 30-Jährige von seinem Platz auf der Athletentribüne.
"Das ist schon etwas Besonderes, aus verschiedenen Gründen hat es bisher nie geklappt", sagte Nguyen nach der knappen Entscheidung zu seinen Gunsten. Lediglich 0,133 Zähler betrug der Vorsprung auf Rang neun, nur die besten acht Turner erreichen das Finale
Dass er fast bis zur letzten Übung um seine Teilnahme im Endkampf am Sonntag bangen musste, hatte sich der Ex-Europameister indes selbst zuzuschreiben. Mehrere kleine Fehler summierten sich zu Abzügen, angesichts der starken Konkurrenz wurde es ziemlich eng für Nguyen.
"Hier sind eben verdammt viele gute Barrenturner", sagte der Olympia-Zweite von London 2012. Deshalb ist es das erklärte Ziel Nguyens, mit einer exakt geturnten Übung noch zwei bis drei Zehntelpunkte mehr herauszuholen. Bundestrainer Andreas Hirsch: "Die Möglichkeit, an einen Medaillenrang anzuklopfen, ist da."
Herder im Mehrkampf-Finale
Auch Nguyens Teamkollege Philipp Herder erreichte am Dienstag als tatenloser Beobachter sein sportliches Ziel. Der EM-Zehnte hatte trotz eines Sturzes beim Reckabgang am Montag 79,831 Zähler vorgelegt. Genug für den Berliner, um als 17. ins Mehrkampf-Finale der besten 24 Athleten am Donnerstag einzuziehen.
Andreas Toba machte derweil die schmerzliche Erfahrung, dass auf dem Weg zurück in die internationale Spitze noch viel Arbeit auf ihn wartet. Nach zwei Mittelklasseübungen am Pauschenpferd und an den Ringen musste der olympische Turnheld von Rio de Janeiro erkennen, dass drei Knieoperationen und eine fast einjährige Wettkampfpause nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind.
"Das ist schon ein bisschen frustrierend, denn ich habe ja viel trainiert", räumte der Hannoveraner in den Katakomben des Olympiastadions ehrlich ein. Keiner hatte vom letztjährigen deutschen Mehrkampf-Meister einen Finaleinzug erwartet, doch schwache Wertungen von 12,933 Punkten am Pauschenpferd und 12,900 Zählern an den Ringen nagten an Toba, der am Samstag 27 Jahre alt wird.
Toba sieht WM als Lehrstunde
Ihm blieb kaum etwas anderes übrig, als den unbefriedigenden Kurzauftritt in der franko-kanadischen Metropole als Lehrstunde abzuhaken und die richtigen Schlüsse zu ziehen: "Es ist gut, dass ich hier gesehen habe, auf was jetzt Wert gelegt wird, worauf ich achten und was ich verbessern muss. Ich weiß jetzt wieder, wie es auf der internationalen Bühne aussieht.
Nach seiner heroischen Pauschenpferd-Übung mit gerissenem Kreuzband in Rio war Toba auf den roten Teppichen der Republik herumgereicht worden und hatte zahlreiche Preise, darunter den Bambi, eingesammelt. Völliges Neuland für den eher unscheinbaren Mannschaftsturner, der über Jahre stets im Schatten von Nguyen und Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen stand.
Früher als geplant sind auch für Kohei Uchimura die Weltmeisterschaften beendet. Der Mehrkampf-Olympiasieger von 2012 und 2016 zog sich beim Sprung eine Fußverletzung zu und musste aufgeben. Somit wird es erstmals seit der WM 2007 in Stuttgart einen neuen Titelträger im Sechskampf geben, der 28 Jahre alte Japaner hatte zuletzt sechsmal in Folge triumphiert, eine beispiellose Serie.
Die Welttitelkämpfe werden mit der Qualifikation der Turnerinnen fortgesetzt. Das Quartett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) geht am Mittwoch (22.00 Uhr) an die Geräte.