Timo Boll ist für Borussia Düsseldorf Gold wert: Dank des lange verletzt gewesenen EM-Rekordchampions rückte der zuletzt schlingernde Branchenführer bei der Pokal-Endrunde in Ulm durch seinen 24. Erfolg die Machtverhältnisse im deutschen Tischtennis wieder zurecht. Boll avancierte trotz noch fehlender Matchpraxis nach seiner Knieoperation besonders im Finale gegen Vizemeister TTC Fulda-Maberzell (3:2) gleich wieder zum Matchwinner der Rheinländer.
"Das Phänomen Timo Boll", sagte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß voller Erstaunen zum starken Auftritt des früheren Weltranglistenersten mit zwei enorm wichtigen Erfolgen gegen Fulda ebenso zufrieden wie erleichtert.
Nach den Problemen der Rheinländer im Liga-Alltag ohne Boll - während der Zwangspause des 34-Jährigen war die erfolgsgewohnte Borussia durch nicht weniger als fünf Niederlagen zwischenzeitlich sogar aus den vier Play-off-Rängen gefallen - wertete Boll selbst Düsseldorfs vierten Pokalsieg in Serie als Zeichen wiedergewonnener Stärke: "Wir haben gezeigt, dass man uns niemals abschreiben kann. Nach den schweren Wochen war der Titelgewinnen natürlich sehr wichtig für uns. Wir wissen aber, dass wir uns alle noch steigern müssen, wenn wir in Meisterschaft und Champions League noch weiter lange mitmischen wollen."
Düsseldorf stellt Roßkopf-Rekord ein
Boll hatte seinem Team im Endspiel nach dem 3:0-Halbfinalsieg gegen den TTC Bergneusstadt den Weg zum insgesamt 65. Titel durch ein Bravourstück geebnet. Gegen Fuldas Top-Abwehrer Wang Xi lag der zweimalige Weltcupsieger schon 0:1 und 6:10 zurück, ehe er die Begegnung im wahrsten Sinne des Wortes mit links noch zur wichtigen 1:0-Führung drehte.
Nachdem sein Kollege Patrick Franziska später gegen Wang jedoch Fuldas 2:2-Ausgleich kassiert hatte, war Boll durch die Finaldramaturgie im entscheidenden fünften Match erneut die Rolle als Borussias Held vorbehalten. "Hut ab vor Timo Boll", sagte Sportdirektor Richard Prause vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) auf der Tribüne beeindruckt.
Rund eineinhalb Monate vor der Mannschafts-WM in Kuala Lumpur (28. Februar bis 6. März) wollte Boll seine Leistung allerdings noch nicht zu hoch einschätzen. "Mir fehlen natürlich eine Menge Spiele, die ich zum jetzigen Zeitpunkt ohne die Knieoperation schon hätte. Dass ich von meiner Bestform noch etwas entfernt bin, ist mehrere Wochen vor einer WM aber normal. Da kann schon noch etwas kommen." Als ersten internationalen Härtetest hat Boll die German Open in Berlin (27. bis 31. Januar) im Kalender stehen.
In den Geschichtsbüchern des deutschen Tischtennis steht für Boll und Co. seit Ulm auf jeden Fall schon ein weiterer Eintrag: Durch die Fortsetzung seiner Siegesserie stellte der Rekordmeister seinen Rekord von vier Pokalerfolgen nacheinander aus dem Jahr 1997 aus der Ära Jörg Roßkopf ein.