Carlos Alcaraz tritt ins Fußball-Fettnäpfchen - erneutes Finalduell in Wimbledon mit Novak Djokovic

SID
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© getty

Carlos Alcaraz ist seiner Favoritenrolle im Halbfinale in Wimbledon gerecht geworden und steht bei dem Rasenklassiker wieder im Finale. Dort trifft er erneut auf Novak Djokovic. Daniil Medvedev entging derweil haarscharf einer Disqualifikation: Der Russe hatte die Stuhlschiedsrichterin beleidigt.

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Carlos Alcaraz streckte die Daumen in die Höhe, freute sich enorm über seinen Halbfinal-Triumph - und trat dann zielsicher ins Fettnäpfchen. "Es wird ein guter Tag für die Spanier", sagte der Tennis-Topstar in Vorfreude auf den Sport-Sonntag, der neben dem Wimbledon-Finale auch das Endspiel der Fußball-EM der Iberer gegen England zu bieten hat. Das Londoner Publikum stöhnte laut auf.

"Ich habe nicht gesagt, dass Spanien gewinnen wird, aber es wird ein spaßiger Tag", sagte Titelverteidiger Alcaraz schmunzelnd und versuchte nach seinem 6:7 (1:7), 6:3, 6:4, 6:4-Sieg gegen Daniil Medvedev die Gunst der Fans schnell zurückzugewinnen. Er kann die Unterstützung im Endspiel sicher noch brauchen.

Denn er trifft wie im Vorjahr auf den 16 Jahre älteren Grand-Slam-Rekordchampion Novak Djokovic, der am Abend mit einem souveränen 6:4, 7:6 (7:2), 6:4 gegen den Italiener Lorenzo Musetti nachzog. "Ich bin sehr, sehr glücklich, ein weiteres Mal im Finale zu stehen", sagte Djokovic: "Hier soll es aber nicht enden, ich hoffe, ich kriege meine Hand wieder an die Trophäe."

Wimbledon-Finale: 2023 gewann Alcaraz gegen Djokovic

Im vergangenen Jahr hatten beide Topstars auf der Anlage des All England Clubs ein hochklassiges Endspiel über 4:42 Stunden bestritten, das Alcaraz letztlich gewann. Djokovic nimmt nun einen neuen Anlauf auf seinen achten Titel in London, der ihn auf eine Stufe mit Rekordsieger Roger Federer hieven würde. Für den Serben ist es das sechste Endspiel in Serie in Wimbledon.

Der Vorjahressieger zeigte sich aber zuversichtlich. "Ich fühle mich hier nicht mehr neu und weiß, wie sich ein Finale hier anfühlt. Ich werde versuchen, alles gut zu machen", sagte Alcaraz, der gegen den Russen Medvedev nervös startete. Erst ab dem zweiten Satz konnte er sein dominantes Spiel stärker entfalten und die knapp 15.000 Zuschauer, darunter Fußballstar Luka Modric und 1991-Turniersieger Michael Stich, auf dem Centre Court mitreißen.

Der einstige Weltranglistenerste, der neben Wimbledon im jungen Alter auch schon bei den US Open 2022 und zuletzt bei den French Open die Trophäen gewann, verdiente sich sein viertes Grand-Slam-Finale. Bisher hat er in seinen Major-Endspielen immer triumphiert und arbeitet weiter mit Nachdruck an Einträgen in die dicken Rekordbücher der Sportart.

Djokovic füllt darin ganze Kapitel und will weitere Seiten hinzufügen. Nach seiner Knie-Verletzung und anschließender Operation Anfang Juni hatte zunächst kaum ein Experte den Routinier auf dem Zettel. Djokovic startete auch etwas wacklig ins Turnier. Doch er steigerte sich von Runde zu Runde und zeigte sich gewohnt angriffslustig, als er vom Publikum mehr Respekt einforderte.

Gegen Musetti agierte Djokovic hochkonzentriert - und zeigte sich bereit für ein spannendes Finale.

Wimbledon: Daniil Medvedev entgeht Disqualifikation nach Ausraster

Alcaraz-Gegner Medvedev hatte derweil Glück, in seinem Match gegen Alcaraz nicht vorzeitig disqualifiziert worden zu sein. Der Russe schimpfte gegen Ende des ersten Satzes derart in Richtung Stuhlschiedsrichterin Eva Asderaki, dass diese sich anschließend unter anderem mit Turnier-Supervisor Wayne McKewen beriet. Asderaki hatte entschieden, dass ein Ball bereits doppelt aufgesprungen war, bevor Medvedev ihn spielen konnte.

"Das passiert nicht, es sei denn, es ist etwas vorgefallen", analysierte der ehemalige britische Tennisspieler Tim Henman bei der BBC: "Wenn man ein Schimpfwort benutzt, bekommt man einen Regelverstoß, eine Verwarnung und eine Geldstrafe, aber wenn man den Schiedsrichter verbal beleidigt, dann ist die Strafe offen. Das hätte auch die Disqualifikation bedeuten können."

Medvedev kam mit einer Verwarnung aufgrund von "unsportlichem Verhalten" davon. Auf der Pressekonferenz nach dem Match erklärte er, er habe "etwas auf Russisch gesagt". Eine Grenze habe er dabei nicht überschritten, deshalb habe er sich auch nicht aufgrund einer möglichen Disqualifikation gesorgt. Er plädierte zudem für ein Challenge-System: "Das würde den aufspringenden Ball zeigen. So kämen wir erst gar nicht in diese Situation. Ich verstehe nicht, warum wir das Challenge-System nicht für einen 'Double Bounce' nutzen."